Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
zertrümmert. Sie waren zu dritt gegen einen, und sie hatten keine Chance. Der Ire zerschmetterte mit seinem Schlagring das Kinn des einen Zwillings und brach dem anderen mit einem ausfahrbaren Schlagstock beide Arme.
Das Ganze dauerte keine halbe Minute. Stan und die Zwillinge hockten wimmernd auf den Knien, die Stirn am Boden. Stans Kehlkopf war irreparabel zerstört.«
Ruiz’ Haut spannt sich über dem Wangenknochen. »Woher hat Gordon so einen Freund?«
Frank Casey zuckt die Achseln. »Das will ich lieber gar nicht wissen. «
»Und was ist mit Terry Spencer?«
»Irgendwann hat er sein Geld gekriegt. Wahrscheinlich hat Ellis’ neue Schwiegerfamilie die Kohle aufgebracht, aber das ist nur eine Vermutung.«
»Und Stan Keating?«
»Er trinkt immer noch in demselben Pub, sagt aber nicht mehr viel. Ich schätze, man könnte ihn einen Mann von sehr wenigen Worten nennen.« Casey steht von der Bank auf und streckt die Hand aus. »Ich weiß, dass ich das nicht sagen sollte, aber ich bin froh, dass Ellis nicht mehr mein Problem ist. Ich hoffe, Sie haben mehr Glück als ich.«
Er schultert seine Flinte und schlurft den Weg hinunter, dem Rest seines Ruhestands entgegen.
Am späten Nachmittag sitzen etwa ein Dutzend Trinker in Bobby’s Bar, dazu die Nikotinsüchtigen an dem Tisch draußen vor der Tür. Die Ruheständler, Arbeitslosen und nicht Vermittelbaren – alte Männer mit Steppjacken und furchtbaren
Zähnen. Es ist wie in einem Horrorfilm: Die Nacht der zahnlosen Großväter .
Ein Schild an der Wand informiert über die Geschichte des Ladens. John Gray, ein Polizist aus Edinburgh, starb 1858 an Tuberkulose und wurde auf dem angrenzenden Friedhof beerdigt. Sein Hund, ein Skye Terrier namens Bobby, bewachte vierzehn Jahre lang das Grab seines Herrchens, bis er 1872 selbst starb. Vor der Tür steht eine Statue von Bobby auf einem Sockel – ein weiteres Beispiel unseres Drangs, Monumente für alles und jeden zu errichten.
Die Frau hinter der Bar versucht, keine Reaktion zu zeigen, als ich Stan Keatings Namen nenne, aber ein Zucken ihres Mundwinkels verrät mir, dass sie lügt. Ruiz bestellt bereits ein Pint, damit der Ausflug nicht vergebens war. Er gibt der Frau hinter der Bar einen Fünf-Pfund-Schein und wartet auf das Wechselgeld. Über seinem Kopf reihen sich Flaschen mit Hochprozentigem wie gläserne Orgelpfeifen.
Mit seinem Pint setzt Ruiz sich zu mir an den Tisch und lässt seinen Blick durch das Lokal schweifen. In der Ecke blinkt und quiekt ein grelles Computerspiel, um Gäste zu einem erfolglosen Spiel zu locken.
»Weißt du, was das Problem damit ist, dass Rauchen in Kneipen jetzt verboten ist?«, fragt er und nimmt einen großen Schluck von seinem Guinness.
»Was denn?«
»Der Gestank.«
»Wieso? Der Qualm ist doch weg«
»Die Fürze aber nicht.«
Ich warte auf eine Erklärung.
»Nimm mal ein Näschen von diesem Laden. Desinfektionsmittel und Fürze. Bierfürze, Guinness-Fürze und Cider-Fürze. Als die Leute noch rauchen durften, konnte man ihre Fürze nicht riechen. Jetzt schon.«
»Fürze?«
»Ja.«
Er nimmt einen weiteren großen Schluck und wischt sich den Mund ab. Am Tresen sitzt ein einsamer Trinker und studiert eine Zeitschrift für Pferdewetten. Er trägt ein Halstuch, das ihn aussehen lässt wie einen alternden Filmstar aus den fünfziger Jahren.
Ich setze mich auf den Barhocker neben ihm. »Ich suche Stan Keating. «
Er antwortet nicht. Sein Jackett ist an den Ellenbogen durchgescheuert, seine Nase eine Straßenkarte geplatzter Äderchen. Die Rennzeitschrift ist mit roten Kringeln markiert.
»Ich wollte mit ihm über Gordon Ellis reden«, sage ich. »Vielleicht kennen Sie ihn ja als Gordon Freeman.«
Die Barkeeperin antwortet für ihn. »Er kann nicht sprechen. «
Ich wende mich ihr zu. »Ich muss ihm bloß ein paar Fragen stellen.«
»Na, viel Glück«, sagt sie, ein Glas polierend. »Mr. Keating mag es nicht, gestört zu werden.«
»Vielleicht sollte er mir das selbst sagen.«
Keating greift nach seinem Pint und führt es an die Lippen. Dabei verrutscht sein Halstuch und entblößt eine lange Narbe an seinem Adamsapfel, die unter dem Stoff verschwindet.
»Er kann nicht reden«, sagt die Barkeeperin, »ohne sein Gerät. «
»Welches Gerät?«, fragt Ruiz und setzt sich auf den Hocker auf der anderen Seite.
Sie legt die Hand an den Hals und bewegt stumm die Lippen.
»Taub sind Sie aber nicht, oder, Stan?«, fragt Ruiz. »Ich spendier Ihnen einen Drink.« Er
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