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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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erwachsen, sitzt aufrecht in einem Krankenhausbett und hält ein neugeborenes Baby im Arm. Ihre Haare kleben an ihrem Kopf, doch sie lächelt bei aller Erschöpfung.
    »Das ist unser kleiner Billy«, sagt Coop und zeigt auf den Bildschirm. »Wir kriegen ihn nicht mehr zu Gesicht. Gordon bringt ihn nicht mit nach Hause, und er lässt Billy auch nicht mit uns in den Urlaub fahren. Wir sind seine Großeltern. Es dürfte nicht erlaubt sein, dass er ihn von uns fernhält.«
    »Wie alt war Billy, als Caro verschwunden ist?«
    »Fast zwei. Caro ist am Tag vor Billys Geburtstag vorbeigekommen. Sie musste sich aus dem Haus schleichen, weil Gordon nicht wollte, dass sie hierherkommt.«
    »Warum nicht?«
    Coop zuckt die Achseln. »Ich glaube, er wollte sie kontrollieren. «
    »Hat sie Ihnen das erzählt?«
    »Das konnte ich sehen.«
    »Was ist nach Caros Verschwinden passiert?«
    »Gordon hat gesagt, sie hätte ihn Hals über Kopf verlassen. Einfach sitzen gelassen. Er hat der Polizei erzählt, dass Caro einen Liebhaber hatte, aber das war eine Lüge.«
    Coop zuckt am ganzen Körper zusammen und verschüttet Scotch über seine Hand, den er ableckt.
    »Hat die Polizei Gordon befragt?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer damals die Ermittlung geleitet hat?«

    »Frank Casey. Er ist jetzt im Ruhestand.«
    Der Bildschirm flackert, und neue Bilder flimmern über die Mattscheibe. Caro im Alter von etwa dreizehn Jahren reitet auf einem riesig wirkenden Pony. Zwischen den Hindernissen galoppiert sie und winkt in die Kamera. Vor jedem Sprung beugt Coop seinen ganzen Körper vor, als würde er mit ihr reiten.
    Das Schlimmste ist die innere Leere. Die Stimme, die er nie wieder hören wird. Ich habe beinahe ein Kind verloren. Ich kann es mir vorstellen. Ich kann mich an jeden Moment mit einer Klarheit erinnern, die die Sinne überwältigt. Worte bleiben mir im Hals stecken. Schweiß bricht aus. Mein Magen dreht sich.
    Die Herzen von Menschen, die ihre Kinder verlieren, werden zu seltsamen Formen verbogen. Manche versuchen das Geschehene zu leugnen, tun so, als wäre es nicht passiert. Freunde oder Eltern zu verlieren ist nicht das Gleiche. Der Verlust eines Kindes liegt jenseits des Begreifens. Er verstößt gegen die Regeln der Biologie, gegen das Prinzip der Generationenfolge, gegen den gesunden Menschenverstand. Und er reißt ein großes, bodenloses schwarzes Loch, in dem alle Hoffnung verschwindet.
    Wir verlassen die Wohnung. Ruiz geht vor mir, die Fäuste geballt, als wollte er jemanden schlagen. Ich denke immer noch darüber nach, was Coop über das Leben gesagt hat: dass es irgendwo hinführt oder einen Sinn hat. Meins nicht. Ich lebe in einer Art Schwebezustand, einer Verfahrenspause. Ich warte darauf, dass meine Frau mich zurücknimmt, dabei sollte ich jeden Tag nutzen und leben, als könnte es mein letzter sein.
    Ich bin wie der Typ, der im Stau steht und sich fragt, was den Verkehr aufhält, ob jemand verletzt ist und ob er es noch rechtzeitig zu Ich bin ein Star, holt mich hier raus nach Hause schafft.
    Stattdessen wäre ich lieber der Typ, der eine hübsche Frau auf dem Bürgersteig sieht und sich vorstellt, mit ihr zu schlafen;
der Typ, der auf der Überholspur lebt und sein Dasein in vollen Zügen genießt, der oft küsst, schamlos umarmt und jeden Tag behandelt wie eine kurze Liebesaffäre.
    Warum kann ich nicht dieser Typ sein?

25
    Wir fahren von Edinburgh Richtung Küste. Ruiz hat Musik aufgelegt, irgendwas Bluesiges mit sanft plätschernden Gitarrenakkorden, die die Boxen in den Türen klappern lassen. Als ich die Augen schließe, kann ich mir eher endlose Zuckerrohrfelder im amerikanischen Süden als eine karge schottische Hügellandschaft vorstellen. Als ich sie wieder öffne, sehe ich Gischtkronen auf den Wellen und Bäume, die verbogen und knorrig sind wie alte rheumatische Männer.
    »Denkst du an Caro Regan?«, fragt Ruiz.
    »Ich denke an Gordon Ellis.«
    »Kam er dir vor wie ein Mörder?«
    »Bis jetzt nicht.«
    Meine Gedanken kehren an den Tatort zurück. Ray Hegarty wurde an jenem Abend nicht zu Hause erwartet. Ellis hätte leicht wissen können, dass Helen Hegarty nachts arbeitete und Sienna alleine war. Aber sein Wissen und die Gelegenheit reichen nicht aus, um ihn in Siennas Zimmer zu platzieren oder ihm eine Tatwaffe in die Hand zu drücken.
    »Wie wahrscheinlich ist das?«, frage ich laut.
    Ruiz sieht mich an. »Wie wahrscheinlich ist was?«
    »Ray Hegarty hat gesehen, wie seine Tochter Gordon Ellis geküsst hat,

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