Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
ununterbrochen darüber, wissen Sie – die Falklands. Zwei Monate seines gesamten verdammten Lebens, und er kann sie nicht vergessen. Er will sie nicht vergessen.« Sie blickt uns nacheinander an. »Manchmal wünsche ich, er wäre gar nicht zurückgekommen.«
Die Tür zu den Toiletten schwingt auf. Stan Keating nickt Brenda zum Abschied zu. Mit dem Gerät an seinem Hals sieht er seine Tochter an. »Gehen wir. «
»Gordon Ellis hat es auf minderjährige Mädchen abgesehen«, sage ich drängend. »Ich versuche, einem von ihnen zu helfen.«
»Das hat nichts mit Dad zu tun.«
»Wer hat ihm das angetan?«
Sie spielt mit einer silbernen Halskette. »Das hat er nie gesagt. «
Keating ist schon aus der Tür. Sie bückt sich und hebt den kleinen Jungen hoch, der die Arme um ihren Hals schlingt.
»Wir haben gehört, dass es ein Ire war.«
Sie zuckt die Achseln. »Keine Ahnung, aber im Schlaf gibt er ihm manchmal einen Namen.«
»Wie nennt er ihn?«
Sie zieht zwei Finger über ihre Wangen und hinterlässt weiße Linien, die auf ihrer glatten Haut rasch rosafarben verblassen.
»Den weinenden Mann.«
26
Ich sitze im Abflugterminal des Flughafens von Edinburgh und starre aus dem Fenster auf den strömenden Regen, der auf die Rollbahnen prasselt. Unter dem Rumpf eines Jets verladen Männer in gelben Regenjacken Gepäck und Bordverpflegung.
Mein Flug nach Bristol geht in vierzig Minuten. Ruiz muss eine Stunde warten, um nach London zu kommen.
»Möchtest du eins?«, fragt er und bietet mir ein Bonbon aus einer flachen runden Dose an.
»Nein danke.«
Ein Bonbon klappert an seinen Zähnen. Er verstaut die Dose wieder in seiner Jackentasche. Manche Menschen haben einen Geruch, andere einen Klang. Ruiz klappert beim Gehen und quietscht, wenn er sich bückt.
Ich erzähle ihm von meinem Besuch in der Minicab-Zentrale, wo ich einen Iren mit einer Tätowierung gesehen habe, die aussah wie Tränen. Derselbe Mann hatte vor dem Restaurant gestanden, in dem ich mit Julianne zu Mittag gegessen hatte.
»Wie kommt Gordon Ellis dazu, von so jemandem geschützt zu werden? Er ist Theaterlehrer und kein Gangster.«
»Er ist ein Sexualstraftäter.«
»Ja, und niemand mag einen Kinderschänder. Nicht mal die härtesten Kriminellen können sie ausstehen. Im Bau würde Ellis keinen Monat überleben. Irgendjemand würde ihn in der Schlange vor der Essenausgabe abstechen oder an den Gittern vor seinem Fenster aufhängen.«
»Vielleicht weiß der Ire nicht, dass er ein Kinderschänder ist.«
Ich beobachte ein Flugzeug, das in einer Wolke von Sprühregen landet, und erinnere mich an eine Patientin von mir, die solche Flugangst hatte, dass sie versuchte, die Tür eines Flugzeugs zu öffnen. Wie sich herausstellte, hatte sie aber gar keine Angst vorm Fliegen (oder einem Absturz). Sie litt unter Klaustrophobie. Manchmal passt die naheliegende Antwort perfekt und ist doch falsch.
»Wie geht es Julianne?«, fragt Ruiz.
» Gut. «
»Redet ihr noch miteinander?«
»Ja.«
»Wird es langsam hässlich?«
»Sie hat angefangen, sich mit einem anderen zu treffen. Einem Architekten. «
»Ist es was Ernstes?«
»Ich weiß nicht.«
Schweigen senkt sich über uns, und ich denke an Harry Veitch. Als Julianne und ich noch zusammen waren, haben wir immer Witze über Harry gemacht und darüber gespottet, wie er im Restaurant darauf bestand, den Wein zu probieren, und sich dann jedes Mal ewig über den Tanningehalt und das Bouquet ausließ. Vielleicht war ich derjenige, der die Witze gemacht hat, aber Julianne hat gelächelt. Da bin ich mir sicher.
Dann denke ich an die vergangene Nacht mit Annie Robinson. Jahrelang konnte ich mir nicht vorstellen, den Mut aufzubringen, meinen nackten Körper einer anderen Frau zu zeigen. Jetzt ist es passiert, und ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll.
Ich möchte Ruiz fragen, ob es leichter wird. Die Trennung. Die Scheidung, die womöglich darauf folgt. Er hat das alles schon hinter sich. Gleichzeitig möchte ich das Thema meiden und weiter im Zustand des Leugnens leben.
»An dem Tag, als Julianne mich verlassen hat, hat sie gesagt, ich sei immer nur traurig, ich hätte vergessen, wie man das Leben genießt. Als ich heute Coop gesehen habe – wie er aufgehört
hat zu leben, nachdem seine Tochter verschwunden ist, wie er einfach aufgegeben hat –, habe ich mich gefragt, ob Julianne, was mich betrifft, vielleicht recht hatte.«
»Du bist nicht wie Coop.«
»Ich erwarte immer noch, dass alles wieder so
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