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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ich ihn sah. Ich legte mich auf den Bauch, klammerte mich an Grasklumpen und spähte über den Rand des Felsens. Gischtweißes Wasser spülte über zerklüftete Felsen, floss strudelnd in Spalten und gab sie wieder frei. Grasbänke unterteilten die bröckelnde Felswand, die in unregelmäßigen Stufen zu einem schmalen Kiesstrand abfiel. Auf einer der unteren Stufen entdeckte ich einen kleinen Hund, der auf einem Felsvorsprung etwa sieben Meter über den Wellen kauerte. Er hatte ein weißes Gesicht mit schwarzen Flecken wie die Augenklappe eines Piraten.
    Ich rannte zurück zum Ferienhaus. Mein Vater, Gottes Leibarzt im Wartestand, genoss seine nachmittägliche Siesta und schlief, zugedeckt von der Times , in einer Hängematte im Garten. Er war nicht erfreut darüber, geweckt zu werden, kam jedoch brummend mit. Mein Drängen, sich zu beeilen, perlte an ihm ab wie Wasser.
    Die Mädchen standen auf der Landspitze, redeten durcheinander und boten allerlei Ratschläge an, bis mein Vater brüllte, wir sollten ruhig sein, damit er nachdenken könne.
    Aus der Garage wurden Seile geholt und aus einer alten Hose ein Gurtwerk gebastelt. Weil ich der Leichteste war, sollte
ich den Abhang hinuntersteigen. Mein Vater band ein Seil um seine Hüfte und setzte sich mit dem Rücken zu der Landspitze auf den Boden, die Beine gespreizt, die Füße in den Boden gestemmt.
    »Schön langsam«, ermahnte er mich und wies nach unten.
    Es war nicht der Gedanke abzustürzen, der mir Angst machte. Ich wusste, er würde mich nicht loslassen. Mehr Sorgen machte mir der Hund. Würde er mich beißen? Würde er sich zappelnd aus meinen Armen winden und in die Wellen fallen ?
    Der Jack Russell tat nichts dergleichen. Er zitterte, als ich die Knöpfe meines Hemdes öffnete und ihn hineinschob. Ich rief nach oben und spürte den Ruck um meine Hüfte. Dann stützte ich mich an Felsen und Grasstreifen ab, während mein Vater mich langsam hochzog.
    Schon bald rannte der Jack Russell auf der Jagd nach Bändern und Bällen durch unseren Garten. Ich wollte ihn behalten. Ich fand, dass ich es verdient hatte. Aber mein Vater schickte zwei meiner älteren Schwestern nach Llandudno, wo sie im Supermarkt, in der Post und in den Cafés Zettel aufhängten.
    Zwei Tage später kam eine ältere Frau, um ihren Hund abzuholen, der Rupert hieß. Mittlerweile gehörte er zumindest gefühlt mir. Die Frau bot mir eine Belohnung von zehn Pfund an, doch mein Vater meinte, das sei nicht nötig.
    Die Frau fuhr mit Rupert weg und legte später eine Tüte Rüben und einen Kürbis vor unsere Tür. Ich hasse Rüben. Bis heute. Aber mein Vater bestand darauf, dass ich sie aß. »Du hast sie dir verdient«, sagte er. »Es ist deine Belohnung.«
    Gunsmokes Kopf ist von meinem Schoß gerutscht. Seine Zunge berührt meine Hand, aber er hat nicht mehr die Kraft, sie abzulecken.
    Ein Transporter biegt in die Station Street und fährt auf der Suche nach der Hausnummer langsam die Straße hinunter. Auf der Seite steht der Name der Tierklinik, darunter das gezeichnete
Bild eines Hundes mit einem Kopfverband und einer Pfote in einer Schlinge.
    Dr. Bradley öffnet die Hecktüren und holt seine Tasche heraus. Gunsmokes Anblick erwischt ihn kalt. Er wirkt verunsichert.
    Er kniet sich neben mich, hält ein Stethoskop an Gunsmokes Brust, lauscht, bewegt das Stethoskop und lauscht wieder. Unsere Blicke treffen sich. In seinen Augen steht die traurige Wahrheit geschrieben. Mehr muss ich nicht wissen.
    »Sie hätten ihn nicht retten können«, sagt er. »Bei seinen Verletzungen … es ist besser so.«
    Er legt seine Hand auf meine Schulter. Ich habe einen Kloß im Hals.
    »Wollen Sie, dass ich mich um den Leichnam kümmere?«
    »Nein, das kann ich selber erledigen. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
    Der Transporter wendet, der Arzt winkt zum Abschied.
    Vor Anstrengung ächzend hebe ich Gunsmoke hoch, trage ihn wieder durchs Haus und lege ihn auf die alte Gummimatratze, die ihm als Bett gedient hat. Dann hole ich eine Schaufel aus dem Schuppen, fege das Laub um den Kompost weg und wähle eine Stelle zwischen den Blumenbeeten.
    Ich weiß nicht, wie lange ich brauche, um das Grab auszuheben. Ein paar Mal lege ich, auf die Schaufel gestützt, eine Pause ein. Die Wirkung meiner Medikamente lässt nach, meine linke Seite blockiert, und ich taumele seitwärts. Solange ich grabe, ist es okay, aber wenn ich aufhöre, fängt es wieder an. Als die Grube tief genug ist, wickele ich Gunsmoke in seine

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