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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Mutter und beschwert sich, dass sie zu spät kommt.
    »Und wessen Schuld ist das?«, fragt Julianne. »Nächstes Mal stehst du auf, wenn ich es dir sage. Und ziehst dich an … und isst dein Frühstück … und putzt deine Zähne … und ziehst deine Schuhe an.«
    Emma entdeckt mich und rennt in meine Arme. Ich versuche, sie über meinen Kopf zu heben, schaffe es jedoch nur halb. Sie wird zu groß, um sie in die Luft zu werfen.
    Julianne will wissen, was los ist, fragt aber nicht. Sie wird warten, bis Emma in der Schule ist. Nach einer kurzen Umarmung winkt Emma uns beiden zum Abschied zu. Sie kostet jeden Moment aus, läuft, dreht sich um, winkt, läuft weiter, dreht sich wieder um, winkt.
    »Was ist los?«, fragt Julianne.
    »Ich wusste nicht, dass Charlie für Gordon Ellis babysittet.«
    Das klingt viel zu vorwurfsvoll, und sie geht sofort in die Defensive.
    »Und wo liegt das Problem?«
    »Ich möchte nicht, dass Charlie sein Haus betritt. Ich will nicht, dass sie mit ihm allein ist.«
    »Du redest wirr.«
    »Hier können wir das nicht besprechen.«
    Ich zerre sie ein Stück die Straße hinunter bis zu einem Picknicktisch
bei dem Park mit Blick auf die Kirche. Ein Auto donnert mit laut knatterndem Auspuff vorbei, und mein Herz rast.
    »Okay? Also, was hat das alles zu bedeuten?«
    Ich erzähle ihr von meinem Ausflug nach Edinburgh, Caro Regans Verschwinden, Gordon Ellis’ Verhältnis mit einer ehemaligen Schülerin, der Heirat und dem Umzug hierher.
    »Natasha Ellis ist gerade mal achtzehn. Sie war sechzehn, als er sie geheiratet hat, und erst dreizehn, als sie Gordon kennengelernt hat. «
    »Was ist mit Billy?«
    »Er ist nicht Natashas Sohn. Caro Regan ist am Tag vor Billys zweitem Geburtstag verschwunden. Das war vor drei Jahren. Sie hat keinen Kontakt mit ihrer Familie aufgenommen, hat nicht versucht, Billy zu sehen, hat weder Sozialhilfe beantragt noch Geld von einem Konto abgehoben. Die Polizei geht davon aus, dass sie tot ist.«
    Julianne hebt die Hand vors Gesicht, sodass ihr Mund halb verdeckt ist.
    »Und Sie glauben, dass Gordon …?«
    »Ja.«
    »Weiß die Schule davon?«
    »Ray Hegarty hat gesehen, wie Gordon Ellis Sienna geküsst hat, und sich bei der Schule beschwert, aber die Sache ist im Sand verlaufen, weil Sienna das Ganze geleugnet hat. Ich habe am Montag mit Mr. Stozer gesprochen, doch er nannte das Ganze ein Missverständnis und eine harmlose Schwärmerei einer Schülerin. Er irrt sich. Ich glaube, Gordon hat mit Sienna geschlafen.«
    »Du hast gesagt, sie wäre schwanger gewesen!«
    »Ja.«
    »Das musst du der Polizei erzählen.«
    »Zuerst muss Sienna es bestätigen.«
    Julianne dreht sich um und blickt zurück zur Schule. Ihr Ton wird versöhnlicher. »Bist du dir in all dem sicher?«

    »Selbst wenn ich mich irre, möchte ich nicht, dass Charlie sich in Ellis’ Nähe aufhält.«
    »Soll ich ihr verbieten, zur Schule zu gehen?«
    »Nein.«
    Ich zögere, weil ich ihr keine Angst machen will. Wie viel soll ich ihr offenbaren? Soll ich ihr erzählen, dass mich jemand von der Straße gedrängt hat oder was mit Gunsmoke geschehen ist? Aus genau dem Grund hat sie mich verlassen. Jedes Mal, wenn ich in so einen Fall verwickelt werde, wird der Einsatz zu hoch.
    »Nimmst du deine Medikamente?«, fragt sie und mustert mich eingehend.
    »Ja.«
    Sie hebt die Hand und streicht über meine Wange. Dann kommt sie einen Schritt näher, umarmt mich und rückt meinen Kopf an ihre Brust. Ich bleibe ganz still und lausche ihrem Herzschlag, bis ich unvermittelt einen Schritt zurück mache und mich aus der Umarmung löse.
    »Was ist los?«, fragt sie.
    »Nichts.«
    »Habe ich dich verärgert?«
    »Nein, alles okay. Ich finde bloß, wir sollten nicht …«
    »Sollten was nicht?«
    Sie wartet. Ich kann sie nicht ansehen.
    »Jedes Mal, wenn du mich berührst, fühlt es sich so an, als würdest du mich noch einmal verlassen.«
    »Das ist nicht meine Schuld, Joe.«
    »Ich weiß.«
    Sie betrachtet meine Miene und begreift, dass sich zwischen uns irgendetwas verändert hat. Sie wendet sich ab und betrachtet die nackten Äste der Eiche auf dem Kirchhof.
    »Ich muss los. Ich werde im Gericht erwartet. Du regelst das?«
    »Ich werde es versuchen.«

    Sie dreht sich um und geht – vorsichtig um die Pfützen herum – davon. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber mir ist, als wären ihre Augen ein wenig feucht gewesen.

29
    Oakham House sieht heute anders aus, unscharf an den Rändern und ohne Farben, wie aus einem

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