Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
meine Hände abzulecken. Die alte Gummimatratze, die er als Lager benutzt, ist leer.
    Ich hole eine Taschenlampe aus der Waschküche und suche den Garten ab. Vielleicht hat er sich unter dem Gartenzaun durchgegraben oder jemand hat das Tor geöffnet. Als junges
Hündchen ist er einmal aus dem Garten entwischt und war einen Tag lang verschwunden. Einer der Nachbarn entdeckte ihn an der Bushaltestelle, wo er darauf wartete, dass Charlie nach Hause kam. Er muss ihrem Geruch gefolgt sein.
    Ich höre ein Geräusch, bleibe stehen und lausche. Es ist ein leises Wimmern aus der Richtung des Komposthaufens. Der Strahl der Taschenlampe wandert vorsichtig über den Boden und erfasst etwas Glänzendes im Gras. Ich schließe meine Finger darum. Es ist die Marke von Gunsmokes Halsband.
    Ich rufe seinen Namen. Das Wimmern wird lauter.
    Dann sehe ich ihn. Seine Vorderpfoten sind zusammengebunden, und sein Hals ist mit einem Pfeil an den Baum genagelt. Das Licht der Taschenlampe spiegelt sich in seinem verfilzten Fell, das voller Blut ist.
    Sein Kopf hängt nach vorn. Wo seine Augen sein sollten, klaffen nässende Wunden. Irgendjemand hat ihm Säure oder einen Haushaltsreiniger ins Gesicht gekippt, was Fell und Fleisch aufgelöst und ihn blind gemacht hat.
    Ich sinke auf die Knie, lege meinen Arm um seinen Hals, streichle seinen Kopf und versuche den Druck von dem Pfeil zu nehmen, der seinen Körper aufrechthält. Wie in Gottes Namen kann er noch leben?
    Er dreht den Kopf nach links und leckt meinen Hals ab. Ein tiefes Stöhnen offenbart, welche Schmerzen er leiden muss.
    Gunsmoke, mein Hund, Begleiter auf meinen Wanderungen, Hausmitbewohner und hoffnungsloser Wachhund … Warum sollte irgendjemand ihm etwas Böses antun wollen?
    Ich lasse ihn einen Moment allein, um im Schuppen eine Bügelsäge aus dem Kasten unter der Arbeitsbank zu holen. Behutsam schiebe ich die Hand zwischen den Körper des Labradors und den Baum, taste nach dem Pfeil und säge den Schaft ab.
    Dann wickele ich Gunsmoke in eine Decke und trage ihn durch das Haus zum Wagen.
    Welcher Wagen? Der Volvo ist noch in der Werkstatt.

    Den Tränen nahe hocke ich mich auf die Treppe vor der Haustür, den Kopf des Hundes im Schoß. Ich greife nach meinem Handy, rufe die Auskunft an und frage nach einer Tierklinik. Die nächste ist in Upper Wells Way, etwa fünf Kilometer entfernt. Ich zähle das Klingeln, bis ein Anrufbeantworter anspringt und eine Bandansage mich über die Geschäftszeiten informiert und eine Notrufnummer nennt.
    Ich habe keinen Stift. Ich spreche die Nummer laut vor mich hin, um sie zu behalten.
    Ich höre ein Klingeln. Eine Frau nimmt ab.
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Jemand hat auf meinen Hund geschossen. «
    »Geschossen?«
    »Ja, mit einem Pfeil.«
    »Bleiben Sie dran, ich hole meinen Mann.«
    Ich höre, wie sie ihn ruft und er antwortet. Ich flüstere leise: »Bitte beeil dich. Bitte beeil dich. Bitte beeil dich.«
    »Hier ist Dr. Bradley. Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich will zu schnell sprechen und verschlucke mich an einem Speichelklumpen, der in die falsche Röhre rutscht. Ich huste ihm die Ohren voll.
    »Gibt es ein Problem?«, fragt er.
    »Das Problem ist, dass jemand meinen Hund gequält und ihm einen Pfeil durch den Hals geschossen hat.«
    Fragen müssen beantwortet werden. Wo ist der Pfeil jetzt? Wie viel Blut hat der Hund verloren? Ist er bei Bewusstsein? Sind seine Pupillen starr und erweitert?
    »Ich kann seine Augen nicht sehen. Irgendjemand hat ihm eine ätzende Flüssigkeit ins Gesicht gekippt. Er ist blind.«
    Der Tierarzt verstummt.
    »Sind Sie noch da?«
    »Wie lautet Ihre Adresse?«
    Dr. Bradley ist unterwegs. Ich lehne mich an die Haustür und spüre Gunsmokes Herzschlag. Langsam und unregelmäßig.
Er leidet furchtbar. Ich sollte ihn töten, um seinen Qualen ein Ende zu bereiten. Aber wie? Ich könnte nie …
    Als Kind durfte ich nie einen Hund haben. Da ich den größten Teil des Jahres im Internat war, sahen meine Eltern keinen Sinn darin. Ich weiß noch, wie ich in einem Sommer einen Jack-Russell-Mischling auf einem Felsvorsprung entdeckte, gut fünf Meter oberhalb der auflaufenden Flut. Wir hatten ein Ferienhaus in der Nähe von Great Ormes Head mit Blick auf die Penrhyn Bay gemietet, und eines Tages nahmen meine Schwestern mich nach dem Mittagessen mit auf einen Spaziergang zum Leuchtturm.
    Ich rannte vor, weil sie ständig stehen blieben, um Wildblumen zu pflücken oder die Schiffe zu bestaunen. Ich hörte den Hund, lange bevor

Weitere Kostenlose Bücher