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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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an den Tag, an dem er dich zum ersten Mal angelächelt hat? Er war nicht wie die anderen Lehrer. Du fandest ihn attraktiv. Charmant. Deshalb bist du rot geworden, wenn er dich angesehen hat, und hast gelacht, wenn er dir einen Witz erzählt hat. Du hast mit ihm geflirtet. Es war ganz unschuldig. Und er hat es erwidert. Er hat dich nach dem Buch gefragt, das du gerade liest, und über deine Schauspielerei gesprochen. Ich wette, dass er etwas zu deinen Locken gesagt hat. Du hast gesagt, dass du lieber glattes Haar hättest, aber er hat geantwortet, dass er deine Locken mag und glattes Haar langweilig ist.
    Du hast angefangen, Vorwände zu erfinden, um Zeit mit ihm zu verbringen, nach der Stunde länger zu bleiben oder vor der Schule früher zu kommen. Du konntest mit ihm reden. Er hat zugehört. Du hast ihm von deinem Vater erzählt, deinen Problemen zu Hause, darüber, wie einsam du dich fühlst, seit dein Bruder und deine Schwester ausgezogen sind. Von deinem Gefühl, nicht in diese Familie zu gehören, so als wärst du adoptiert worden. Hast du an seiner Schulter geweint? Hat er dir gesagt, dass er dich versteht?«
    »Hören Sie auf«, flüstert sie.
    »Schon bald habt ihr euch im Klassenzimmer verstohlene Blicke zugeworfen und über private Witze gelacht, die die anderen Schüler nicht verstehen konnten. Gordon legte kleine Geschenke in deinen Spind, Aufmerksamkeiten, von denen er wusste, dass du sie finden würdest. Er fand Gelegenheiten, dich flüchtig zu berühren oder sich in der Klasse über dein Pult zu beugen. Es fühlte sich süß an, aufregend, überhaupt nicht seltsam oder falsch.«
    »Bitte hören Sie auf.«
    »Ich wette, er hat dich nach deinen Freunden gefragt. Dich ein bisschen aufgezogen. ›Wenn ich nur zwanzig Jahre jünger wäre …‹ Er hat dir gesagt, dass du schön bist. Er hat dir das
Gefühl gegeben, schön zu sein. Du warst nicht nur eine weitere Schülerin und er nicht nur ein weiterer Lehrer. Es war mehr als das. Er hat dich nicht behandelt wie ein Kind. Und wenn er seine Hand auf deine Schulter gelegt oder etwas in dein Ohr geflüstert hat, hat dein Herz schneller geschlagen als das eines kleinen Kätzchens.«
    Sienna sieht mich jetzt nicht mehr an. Sie hat den Kopf gesenkt, so dass ich nur ihre Kopfhaut und ein paar Reste von Schuppen an ihrem Scheitel sehe.
    »Er hat dich systematisch manipuliert. Er wusste, dass du verletzlich bist.«
    »So war es nicht«, stöhnt sie.
    »Du bist zum Babysitten in sein Haus gekommen und hast ihn mit Billy und Natasha gesehen. Er hat dich in die Wärme seiner Familie gezogen, und du hast gesehen, wie eng sie miteinander waren. Darum hast du sie beneidet. Du wolltest genauso sein wie Natasha.«
    Sie wiegt den Kopf hin und her, leugnet.
    »Und dann eines Abends hat Gordon dich geküsst, dich in den Armen gehalten und dir erklärt, wie sehr er dich liebt, aber es müsse ein Geheimnis bleiben. Niemand dürfe es wissen. Noch nicht. Niemals. Sein Gesicht war ganz nah an deinem, er drückte seine Lippen auf deine. Seine Zunge spielte zwischen deinen Zähnen. Er wollte keinen Sex. Er hat es ganz langsam angehen lassen, dich berührt und dir, seinen Atem in deinem Ohr, Komplimente gemacht. ›Du willst es. Du brauchst es. Es wird dir gefallen. Niemand versteht, was uns beide verbindet … Ich möchte dir zeigen, dass du für mich etwas ganz Besonderes bist. Und du kannst mir zeigen, dass ich für dich etwas ganz Besonderes bin.‹«
    Eine Träne landet auf Siennas gefalteten Händen, klebt kurz an ihren Knöcheln und versickert dann zwischen ihren Fingern.
    »Hinterher hast du dich geschämt, du warst verlegen, aber Gordon hat so getan, als wärst du nur prüde und verklemmt.
Wenn du es nicht wieder machen wolltest, konnte er kalt und sarkastisch werden, aber hinterher hat er sich entschuldigt. ›Du verstehst nicht, wie sehr ich dich liebe‹, hat er gesagt. ›Ich würde sterben, wenn du aufhörst, mich zu lieben.‹«
    Eine weitere Träne kullert über ihre Wange.
    »Dann hast du angefangen, ihn nach der Schule und an Wochenenden zu treffen. Manchmal hast du nach dem Babysitten bei ihm übernachtet, und dann hat er sich in dein Zimmer geschlichen. Ist er je mit dir weggefahren?«
    Sie nickt kaum merklich.
    »Aber ihr musstet vorsichtig sein. Es durfte keine Briefe, keine SMS und keine Telefonate geben. Ihr habt immer nur von Angesicht zu Angesicht kommuniziert und darauf geachtet, dass man euch nicht alleine zusammen sieht. Hast du ihn an jenem

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