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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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Ihre Auftraggeber meinen Namen durch die Spalten der Klatschpresse ziehen, könnte das gesamte Unternehmen in Turbulenzen geraten. Und das in einem Moment, in dem wir dabei sind, unsere Position in Hamburg auszubauen. Fragen Sie sich bitte, ob die kleine Geschichte, auf die Sie gestoßen sind, das wert ist!«
    »Was kommt als Nächstes?«, fragte ich und stand auf. »Ein Angebot, uns zu schmieren?«
    Er drehte seinen sorgfältig frisierten Kopf zu Pia. »Darf ich mich erkundigen, Frau Petry, wieso eine gut aussehende Detektivin mit Adresse in Pöseldorf die Hilfe eines münsterschen Kollegen benötigt?«
    »Dürfen Sie«, lächelte Pia und erhob sich ebenfalls. »Aber eine Antwort bekommen Sie nicht.«
    Ein Rest von Solidarität war also noch da.

12
    Pia Petry steht unter Beobachtung
    »So ein Arschloch! So ein beschissenes Arschloch!«, flucht Wilsberg, kaum dass wir Reichweilers Büro verlassen haben.
    Ich sehe ihn erstaunt an. »Was hast du denn?«
    »Dass er Isabel vom Cucaracha abgeholt hat, habe ich dir im Wartezimmer erzählt. Und prompt kommt er darauf zu sprechen. Das ist doch kein Zufall«, regt er sich auf.
    »Scheiße«, sage ich. »Der hat uns abgehört.«
    »Ja klar. Der Typ hat sein Büro verwanzt. Der saß die ganze Zeit bräsig hinter seinem Schreibtisch und hat uns belauscht.«
    »Dann weiß er jetzt auch, dass ich ein Foto von ihm und Isabel besitze«, sage ich. »Das ist ja super.«
    »Wir haben uns wie Anfänger benommen«, stellt Wilsberg fest.
    »Aber immerhin haben wir es gemerkt«, erwidere ich.
    »Dann sind wir ja vielleicht doch kein so schlechtes Team?« Wilsberg lächelt mich verlegen an.
    Ich zucke mit den Achseln und blicke in eine andere Richtung.
    »Wie sieht es aus? Hast du noch Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?«, fragt er unsicher.
    »Essen wäre mir lieber.«
    »Auch gut.«
    Ich deute nach links. »Wenn wir hier runtergehen, kommen wir zum Au Quai , einem französischen Restaurant, wo man sehr schön sitzt, mit Blick auf die Elbe, und wo man vor allem auch sehr gut isst. Wenn wir rechts runtergehen, kommen wir nach Övelgönne. Dort gibt es mehrere Restaurants mit guter hanseatischer Hausmannskost: Scholle, Schellfisch, Nordseekrabben auf Schwarzbrot. Außerdem ist die Gegend wegen der alten Kapitänshäuschen sehr beliebt, von denen man eine tolle Aussicht auf die Elbe und den Hafen hat. Dort standen früher die Ehefrauen der Kapitäne an den Fenstern und warteten auf die Rückkehr ihrer Männer. Sie standen natürlich auch dort, wenn ihre Männer ausliefen …«
    Wilsberg grinst. Das Grinsen wird immer breiter. Und als ich begreife, was ihn so amüsiert, muss ich auch grinsen. Wir sehen uns an und fangen beide an zu lachen.
    »Mein Gott«, sage ich. »Irgendwann müssen Kapitäne eben auslaufen.«
    Und Wilsberg entgegnet: »Gut, wenn die Frauen dann am Fenster stehen.«
    Wir kriegen uns kaum noch ein vor Lachen und erregen die Aufmerksamkeit mehrerer Passanten, die kopfschüttelnd an uns vorbeigehen.
    »Okay«, sagt Wilsberg und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Dann lass uns rechts runtergehen. Nach Övelgönne. Zu den undichten Kapitänen.«
    Und schon wieder fangen wir an zu lachen.
     
    Dass wir uns über einen so blöden Witz amüsieren können, ist ein gutes Zeichen. Noch ist das Eis nicht gebrochen, aber es ist dünner geworden und hat erste Risse bekommen. Als wir nebeneinander herlaufen, achte ich darauf, dass ein gewisser Abstand zwischen uns eingehalten wird. Zu einfach will ich es ihm nicht machen. Wir entscheiden uns für das Alte Lotsenhaus. Da es angefangen hat zu regnen, können wir nicht, wie erhofft, im Biergarten sitzen, sondern müssen uns im Gastraum einen Platz suchen. Wir haben Glück und ergattern einen Tisch am Fenster.
    Wilsberg sieht sich um. »Nett ist es hier. Mit den kleinen Fenstern, den niedrigen Decken …«
    »… und den knarzenden Dielen«, sage ich. »So wie sich der Tourist aus Münster den hohen Norden eben vorstellt.«
    Beleidigt verzieht er das Gesicht. Ich zwinkere ihm zu und winke der Kellnerin. Wilsberg bestellt Schellfisch mit Senfsauce und Salzkartoffeln, ich entscheide mich für eine Scholle Finkenwerder Art. Als Nachtisch nehmen wir beide rote Grütze. Nachdem die Bedienung uns je eine Apfelsaftschorle gebracht hat, kommen wir wieder auf Reichweiler zu sprechen.
    »Der Typ ist nicht unclever«, sage ich. »Der hat uns ganz schön vorgeführt …«
    Wilsberg pflichtet mir bei. »So zu tun, als sei seine Affäre

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