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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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auf und ließ den Ordner fallen.
    »Sind Sie jetzt endlich vernünftig?«, keuchte sein Atem in meinen Nacken.
    »Okay«, gab ich mich geschlagen. »Sie haben gewonnen.«
    Er ließ mich los. Ich drehte mich um und schaute über seine Schulter zu Pia. Ein Fehler. Petersen drehte sich ebenfalls um und begriff, was gespielt wurde. Mit Riesensätzen sprintete er zurück und riss ihr die Mappe aus der Hand.
    »Das hat ein Nachspiel«, ereiferte er sich. »Herr Lademann …«
    »… sollte davon am besten gar nichts erfahren.« Ich rieb meinen schmerzenden Arm. »Wie stehen Sie denn da, wenn herauskommt, dass Sie nicht in der Lage sind, zwei Leute fünf Minuten lang zu beaufsichtigen?«
    Weitere Diskussionen zu dem Thema erübrigten sich. Die Tür ging auf und Lademann blieb irritiert stehen. »Was ist denn hier los?«
    »Nichts«, sagte Petersen und hob den Ordner vom Boden. »Alles in Ordnung.«
    Lademann war anzusehen, dass ihn die Auskunft seines Untergebenen nicht überzeugte, aber nach kurzem Zögern entschied er, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Sie können gehen.«
    »Bitte?« Ich glaubte, mich verhört zu haben.
    »Verstehen Sie kein Deutsch? Sie dürfen gehen. Beide.«
    »Wieso das denn?«, fragte Pia.
    »Die Anzeige wurde zurückgezogen. Herr Reichweiler hat es sich anders überlegt.«
    Pia und ich schauten uns erstaunt an.
    »Das war das letzte Mal, dass Sie damit durchkommen.« Lademanns eisblaue Augen fixierten zuerst Pia und danach mich. »Beim nächsten Mal sind Sie dran.«

18
    Pia Petry isst eine Currywurst
    »Das verstehe ich nicht«, sagt Wilsberg, als wir das Polizeipräsidium verlassen. »Wieso hat Reichweiler das gemacht?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht will er nicht, dass die Geschichte zu hoch gehängt wird. Vielleicht hat er Angst, wir könnten die Polizei rebellisch machen und gegen ihn aufhetzen.«
    »Stand eigentlich was Interessantes im Obduktionsbericht?«, fragt er und presst sich den Handballen gegen die rötlich schimmernde Beule auf seiner Stirn.
    »Weder konnte ich alles lesen noch habe ich alles verstanden. Aber zwei Sachen sind mir aufgefallen. Zum einen hat Lademann die Wahrheit gesagt: Isabel hat sich tatsächlich gewehrt. Zum anderen …«
    Wilsberg sieht mich fragend an.
    »… war Isabel schwanger.«
    »Was?«
    »Im dritten Monat.«
    »Von Reichweiler?«
    »Weiß ich nicht. Stand nicht drin.«
    »Na ja. So ein DNA-Abgleich dauert«, sagt Wilsberg. »Falls Reichweiler überhaupt damit einverstanden ist. Er wird ja offiziell nicht …«
    Sein letzter Satz geht im Lärm eines laut aufheulenden Motors unter. Ein dunkelgrüner MG fährt neben uns auf die Bordsteinkante. Die Tür schwingt auf und ein junger Mann mit dunklen Locken steigt aus.
    »Hallo, Pia!«
    »Florian!«, rufe ich erfreut. »Was machen Sie denn hier?«
    Er nimmt mich in den Arm und küsst mich auf beide Wangen. »Ich habe Sie gerettet.«
    »Gerettet?«
    »Als ich hörte, was passiert ist, habe ich sofort Reichweiler angerufen und ihn gebeten, die Anzeige zurückzunehmen. Ich bin ein Held, finden Sie nicht?«
    Wilsberg, der neben uns steht, beobachtet die Szene mit zusammengekniffenen Augen.
    »Entschuldigung«, sage ich. »Ich habe Sie noch gar nicht vorgestellt: Das ist mein Kollege Georg Wilsberg. Florian von Sandleben.«
    Die beiden Männer reichen sich die Hand. Von Sandleben mit freundlich neugierigem Gesichtsausdruck, Wilsberg mit der Ausstrahlung eines Bullterriers kurz vor dem Angriff.
    »Haben Sie schon etwas gegessen?«, wendet sich von Sandleben an mich.
    »Nein. Ich habe, ehrlich gesagt, gar keinen Hunger.«
    »Ich habe auch keinen Hunger«, sagt Wilsberg knurrig.
    Was von Sandleben nicht zu irritieren scheint. »Irgendetwas essen müssen Sie doch. Wie wäre es mit einer Currywurst?«
    »Davon bekomme ich immer Sodbrennen«, antwortet Wilsberg und verzieht das Gesicht.
    Von Sandleben greift nach meinem Arm und zieht mich zur Seite. »Ich muss mit Ihnen reden. Es ist dringend.«
    Unsicher werfe ich einen Blick zu Wilsberg, der uns nicht aus den Augen lässt.
    »Aber nur, wenn es schnell geht.«
    »Das geht ganz schnell.«
    »Ich muss weg«, teile ich daraufhin meinem Kollegen mit. »Ich melde mich morgen bei dir.«
    Und schon dirigiert mich von Sandleben zu seinem Auto. Der Mann weiß, was er will.
     
    Wenn ich erwartet habe, von Sandleben würde mich zu einem Imbiss schleppen, sehe ich mich getäuscht. Wir fahren in die Innenstadt, stellen den Oldtimer im Parkhaus Große Bleichen ab und gehen in ein

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