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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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es geschafft hat …«
    »Wovon reden Sie?«, fragte ich.
    »Davon, dass Isabel nicht gestorben ist. Jedenfalls nicht an diesem Abend.«
    »Was?«, fragten Pia und ich gleichzeitig.
    »Am nächsten Tag hat mich ein Mann angerufen.« Rosenberg hob den Kopf. »Der Mann hat seinen Namen nicht genannt, aber er wusste, was sich bei der Vorstellung abgespielt hat. Er sagte, Reichweiler habe Isabel benutzt, um mich reinzulegen. In Wahrheit sei Isabel im Wasserbassin mit Sauerstoff versorgt worden und habe sich anschließend tot gestellt.«
    »Und wie soll das funktioniert haben?«, fragte ich.
    »Indem Isabel durch einen durchsichtigen Schlauch geatmet hat«, erklärte Rosenberg. »Den könnten die Assistenten durch einen Spalt zwischen Wasserbehälter und Abdeckung geführt haben, nachdem das Bassin mit einem Tuch bedeckt wurde.«
    »Eine schöne Geschichte«, sagte ich. »Sie hat nur einen Haken: Isabel Ortega ist tot. Und von dem Telefongespräch weiß außer Ihnen niemand etwas.«
    »Das ist der Punkt.« Rosenberg lächelte wehmütig.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Pia, »warum haben Sie nicht gleich die Polizei gerufen? Angesichts der Umstände hätte man Ihnen allenfalls fahrlässige Tötung vorwerfen können. Inzwischen geht es um Mord.«
    »Diese Frage stelle ich mir selbst. Seit Tagen. Natürlich war es ein Fehler, nicht die Polizei zu rufen. Aber versetzen Sie sich in meine Lage. Ich war geschockt. Da lag diese Frau, die ich für tot hielt. Gleichzeitig gingen mir tausend Dinge durch den Kopf. Meine Familie, meine Karriere, die Verantwortung für die Stadt. Alles wäre auf einen Schlag vernichtet worden. Ich selbst hätte mit der Schande und dem öffentlichen Trubel vielleicht noch leben können, aber meine Frau und meine Kinder wären auch betroffen gewesen. Ich wollte sie schützen, ich wollte auch den Senat und meine Partei schützen. Einen solchen Skandal hat es in Hamburg noch nicht gegeben. Das hat Reichweiler einkalkuliert. Er hat auf mich eingeredet, ich sollte es ihm überlassen, die Angelegenheit zu regeln, er würde mich aus allem raushalten. Und ich war ihm in diesem Moment dankbar, so einfach ist das. Und so falsch.«
    »Sie behaupten also, die Nummer war ein abgekartetes Spiel«, sagte ich. »Um Sie zu erpressen.«
    »So ist es«, stimmte Rosenberg zu. »Reichweiler hat das von langer Hand vorbereitet. Isabel war natürlich eingeweiht und der Magier, der mich unterstützt hat …«
    »Monetti.«
    »Richtig. Der war ebenfalls involviert. Ob noch andere aus der Loge, kann ich nicht sagen.«
    »Geht es in diesem Zauberclub eigentlich wirklich nur ums Zaubern? Oder steckt da noch etwas anderes dahinter?«, fragte ich.
    »Uns eint die Vorliebe für das Ausgefallene, Exotische«, antwortete Rosenberg. »Für Autos und Fußball interessieren sich fast alle Männer. Unsere Interessen sind eben etwas anders gelagert.«
    »Reden Sie von exotischen Frauen?«
    »Unsinn«, sagte Rosenberg ärgerlich. »Unsere Loge ist doch kein Bordell.«
    »Wie haben Sie reagiert, als Sie von Isabels Überleben erfahren haben?«, fragte Pia.
    »Ich war erleichtert. Einerseits. Und wütend. Auf Reichweiler.«
    »Sie haben ihm von dem Anruf erzählt?«
    Der Senator sackte noch ein paar Zentimeter tiefer in seinen Sessel. In seinem Blick spiegelte sich Verzweiflung. »Das war das Schlimmste, was ich tun konnte. Das ist mir heute auch klar.«
    Ich warf Pia einen Blick zu und spürte, dass sie ebenso unsicher war wie ich, ob wir gerade Zeugen eines grandiosen Schauspiels oder einer echten Beichte wurden.
    »Als ich von Isabels Tod in der Zeitung las«, redete Rosenberg weiter, »hat es mich umgehauen. Nie hätte ich damit gerechnet, dass Reichweiler so skrupellos sein könnte.«
    »Aber zur Polizei sind Sie immer noch nicht gegangen«, warf ich ein. »So viel Selbstbeherrschung haben Sie aufgebracht.«
    »Was hätte das genutzt?« Er richtete sich auf und starrte mich an. »Mit dem Video, das Sie ja kennen, ist Reichweiler gegen jede Beschuldigung gefeit. Wer glaubt schon, dass man einen Menschen zwei Mal töten kann?«
    »Ihre Feigheit hat nicht nur Isabel das Leben gekostet«, sagte ich scharf. »Auch Monetti ist tot.«
    »Mein Gott!« Der Senator griff sich an den Kopf.
    »Und es können noch mehr Tote werden«, sagte Pia. »Was will Reichweiler eigentlich von Ihnen?«
    »Er hat noch keine konkreten Forderungen gestellt. Aber, in nächster Zeit stehen mehrere Projekte an, deren Entscheidung ich beeinflussen kann. Zum Beispiel

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