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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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knie mich auf meinen Sitz und spähe hinter die Rücklehnen. Am Boden entdecke ich etwas, was definitiv nicht in meinen Wagen gehört: eine Gasflasche.
    »Was fährst du denn da spazieren?«
    »Die gehört mir nicht. Ich weiß nicht, wie die hier hereingekommen ist.« Fassungslos starre ich die Flasche an. »Wer macht denn so etwas? Ich meine, welcher Idiot …?« Dann fällt mir etwas ein. »Wenn die Flasche offen ist, dann tritt Gas aus. Und wenn sie schon längere Zeit offen ist, ist unter Umständen das ganze Auto voll davon.«
    Wilsberg nickt.
    »Dann besteht die Gefahr einer Vergiftung. Wir müssen hier raus!«
    Doch bevor meine Fingerspitzen auch nur in die Nähe des Türgriffs kommen können, legt sich Wilsbergs Hand wie eine eiserne Klammer um meinen Unterarm.
    »Rühr dich nicht von der Stelle! Und fass nichts an!«
    »Spinnst du?«, reagiere ich erbost auf seinen unverschämten Ton.
    Hart fasst er mich an beiden Schultern und dreht meinen Oberkörper zu sich, sodass wir uns direkt in die Augen sehen.
    »Wenn der Wagen voll Gas ist, besteht die Möglichkeit, dass wir in die Luft fliegen.«
    »Solange du dir kein Zigarillo anzündest, wird schon nichts passieren.«
    »Der kleinste Funke genügt. Und wenn der Wagen anspringt, dann gibt es einen Funken. Verstehst du?«
    »Ich bin ja nicht blöd«, antworte ich gereizt.
    Er lässt mich los, beugt sich zwischen den beiden Rücklehnen nach hinten und dreht die Gasflasche zu. Das Zischen hört auf.
    »Ich wollte den Wagen nicht starten, ich wollte einfach nur aussteigen«, rechtfertige ich mich.
    »Du hast die Türen verriegelt, Pia. Wenn du sie jetzt öffnest, können wir ebenfalls in die Luft fliegen. Ein Fünkchen genügt.«
    »Als wir eingestiegen sind, ist doch auch nichts passiert.«
    »In der Zwischenzeit ist aber jede Menge Gas ausgeströmt. Ich würde das nicht riskieren.«
    »Und was, wenn wir längst an einer Vergiftung gestorben sind, bevor der Wagen in die Luft fliegt?«
    »Das müssen wir wohl oder übel in Kauf nehmen.«
    »Was ist mit den Fenstern?«, schlage ich vor.
    »Der Wagen hat elektrische Fensterheber, die zu betätigen, ist viel zu gefährlich.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Ich habe erst kürzlich in der Zeitung von einem ähnlichen Fall gelesen. Der Mann saß stundenlang in seinem Auto, bevor die Feuerwehr ihn befreien konnte.«
    »Dann rufen wir eben die Feuerwehr an.«
    Ich krame in meiner Tasche nach dem Handy. Als ich es in der Hand halte, fällt mir wieder ein, dass es bei dem kleinen Handgemenge vor dem Hanse-Theater eine unschöne Bruchlandung gemacht und seither keinen Pieps mehr von sich gegeben hat.
    »Meins ist kaputt. Du musst telefonieren.«
    Wilsberg schüttelt den Kopf. »Sorry. Aber ich habe so oft versucht, Anna zu erreichen, dass mein Akku leer ist.«
    Das wird ja immer schöner. Der Regen trommelt heftig auf das Autodach. Und mir ist kalt. Meine Füße stecken in dünnen Lederstiefeln. Und meine feuchte Jacke wärmt auch nicht gerade.
    »Wir wissen doch gar nicht, um welches Gas es sich handelt und wie lange es ausgeströmt ist«, sage ich. »Was, wenn es Helium ist? Dann kriegen wir eine Piepsstimme, und wenn wir lange genug warten, steigt der Wagen in die Luft und fliegt mit uns davon.«
    »Ich glaube nicht, dass es sich um Helium handelt«, sagt Wilsberg.
    »Wieso?«
    »Weil ich eine Idee habe, wer die Flasche hier deponiert haben könnte.«
    Erstaunt sehe ich ihn an.
    »Als ich mit Franka vor deiner Haustür gewartet habe, hat sich so ein Typ an deinem Auto zu schaffen gemacht.«
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Nicht sehr groß, schmal, dunkle Haut. Ein Latino, glaube ich.«
    »Miguel!«, rufe ich.
    »Miguel?«
    »Mein Tanzpartner, mit dem zusammen ich die Leiche gefunden habe«, erkläre ich. »Aber wenn die Flasche schon seit heute Morgen im Auto liegen würde, hätten wir das doch gemerkt.«
    »Vielleicht habe ich diesen Miguel ja heute Morgen gestört. Und er ist uns gefolgt und hat die Flasche dann hier auf dem Parkplatz in den Wagen gelegt«, sagt Wilsberg.
    »Wenn es überhaupt Miguel war«, erwidere ich.
    »Auf jeden Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Gasflasche hinter uns kein Joke ist. Sondern der perfide Versuch, uns in die Luft zu jagen. Wer immer uns dieses Ei gelegt hat, hat mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit etwas mit Isabels Ermordung zu tun. Deshalb ist es vermutlich kein Helium.«
    »Du meinst, es handelt sich um Butan-oder Propangas, wie es die Camper zum Grillen

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