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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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benutzen?«
    Wilsberg nickt.
    »Das heißt, wir haben jemanden rebellisch gemacht. Wir sind ihm zu nah auf die Pelle gerückt!«
    Mein Kollege sieht mich von der Seite an. »Was heißt hier ›wir‹? Ich kenne diesen Miguel nicht. Also bist wahrscheinlich du ihm zu nahe auf die Pelle gerückt. Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Als ich mit Juanita gesprochen habe. Kurz vorher habe ich ihn …«
    »Juanita?«, fragt Wilsberg.
    »Die Chefchoreografin im Cucaracha. Sie ist mit Miguel liiert und hat mir erzählt, dass er eigentlich in Isabel verliebt war. Und dass Isabel auf Kuba anschaffen gegangen und nach Deutschland geflüchtet ist, weil sie von ihrem Zuhälter ständig verprügelt wurde. Miguel hat sich anscheinend nach Isabels Tod sehr zu seinem Nachteil verändert, neigt zur Brutalität. Wenn ich Juanitas Andeutungen richtig interpretiere, hat er sie sogar vergewaltigt.«
    »Ach. Wie lange weißt du das schon?«
    »Keine Ahnung. Schon eine ganze Weile.«
    »Super. Du bist wirklich eine tolle Partnerin. Das verstehst du also unter Zusammenarbeit? Gibt es vielleicht noch mehr Erkenntnisse, von denen du mir nichts erzählt hast?«, wird Wilsberg jetzt laut.
    Sein Ton gefällt mir nicht. »Ich habe dir die Infos doch nicht mit Absicht vorenthalten. Ich habe es schlicht und ergreifend vergessen. In den letzten Tagen ist so viel passiert …«
    »Ja klar«, sagt er und wendet sich beleidigt ab.
    Da kann ich dir jetzt auch nicht helfen, denke ich. Und unternehme keine weiteren Versuche, ihn zu befrieden.
    Schweigend beobachten wir die Regentropfen, die vom böigen Wind gegen die Glasscheiben getrieben werden. Der Regen wird auch noch vom Himmel fallen, wenn wir längst ohnmächtig sind oder der Wagen explodiert ist und die geborstenen Trümmer und unsere verkohlten Überreste über den ganzen Parkplatz verstreut liegen. Er wird das Feuer löschen, falls die Feuerwehr und die Polizei ihm genügend Zeit dazu lassen.
    Wilsberg atmet tief durch. »Verdammt«, sagt er. »Ich will nicht sterben. Nicht hier und nicht jetzt und nicht so.«
    »Du wirst schon nicht sterben. Es sterben immer nur die, um die es schade ist.«
    »Danke schön. Ich wollte eigentlich das Thema wechseln und den Ton.«
    »Sorry. – Aber ich habe eine Idee.«
    »Ja?«, fragt er hoffnungsvoll.
    »Wir drücken die Windschutzscheibe raus.«
    Wilsberg schnalzt anerkennend mit der Zunge. »Das ist nicht schlecht, das wäre machbar. Allerdings gibt es auch da ein Problem.«
    »Das wäre?«
    »Hat der Wagen eine Alarmanlage?«
    »Ist das wichtig?«
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    »Lass mich raten«, sage ich. »Der berühmte Funke?«
    Er nickt. »Genau der.«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich habe den Wagen gebraucht gekauft. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann glaube ich, er hat keine.«
    Wilsberg verdreht die Augen. »Glauben ist in diesem Zusammenhang ein bisschen vage. Meinst du nicht?«
    Eine Weile überlegen wir hin und her. Da sich auf den Seitenfenstern keine Hinweisschilder auf ein Sicherheitssystem befinden, das Auto ein älteres Modell und von der Ausstattung her nicht unbedingt zu der Kategorie gehört, die für Autodiebe interessant ist, entscheiden wir uns, mutig und verfroren, wie wir sind, uns von der Frontscheibe zu trennen. Wir stemmen unsere Füße gegen das Glas und Wilsberg zählt bis drei. Sechs Anläufe brauchen wir, bis die Scheibe anfängt zu knirschen. Am oberen Rand entsteht ein Riss, der quer über die Front verläuft. Dann springt die rechte untere Ecke aus der Halterung. An einer statisch wichtigen Stelle seines Halts beraubt, gerät das Glas in Schieflage, löst sich aus den restlichen drei Ecken, sodass wir es für Sekundenbruchteile frei schwebend auf den Sohlen balancieren, und beginnt dann, seitlich wegzukippen. Fast zeitgleich stoßen wir zu. Die Scheibe rutscht von unseren Füßen, schlittert über die Motorhaube und landet krachend auf dem asphaltierten Boden des Parkplatzes.
    Völlig ruhig, fast starr bleiben wir im Auto sitzen. So als warteten wir auf etwas, als horchten wir auf das Unausweichliche, das sich Zeit lässt, uns hinhält und narrt, um in dem Augenblick zuzuschlagen, in dem wir uns in Sicherheit wähnen. Doch außer den Regentropfen, die der Wind jetzt in das Innere des Wagens wirbelt, außer der kalten Luft, die ungehindert an meinen Haaren zerrt und mir die Tränen in die Augen treibt, ist keine Veränderung feststellbar.
    »Hast du einen Knall gehört?«, frage

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