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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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einer halben Stunde hier. Er sagte, daß großer Polizist Blackfeller nach Opal Town gekommen ist.«
    Gordon richtete sich auf, und seine braunen Augen umflorten sich.
    »Weshalb? Hat das Nero auch gesagt?«
    »Nein«, erwiderte Jimmy gleichgültig.
    »Was hat denn Nero noch gesagt?«
    »Nichts. Ich sollte es dir nur ausrichten. Wandin hat ihn verständigt über Buschtelegraf.«
    »Soso. Keine Ahnung, was es zu bedeuten hat. Das Essen wird gleich fertig sein. Also bis dann.«
    Gordon schritt auf die Gartenpforte zu, als seine Mutter mit einem Eisenstab gegen den Triangel schlug und damit verkündete, daß das Abendessen fertig war. Mary stand an der Verandabrüstung und blickte ihrem Sohn entgegen. Sie trug ein blaugestreiftes Leinenkleid, das sie um Jahre jünger erscheinen ließ.
    »Vom Fellagenten ist ein Scheck über zweiundsiebzig Pfund gekommen für die Kaninchenfelle, die die Schwarzen im vergangenen Monat geliefert haben«, rief sie ihm glückstrahlend entgegen.
    »Das werden sie gut gebrauchen können, wenn die Trockenperiode anhält.« John lächelte seine Mutter an. »Sonst noch was?«
    »Nur ein paar Empfangsbestätigungen und ein Brief von der Brunnenbaufirma. Wie sieht es auf der Südweide aus?«
    »Noch ganz gut, aber das Vieh beginnt bereits etwas abzumagern.«
    Mary verschwand in der Wohnküche, während John zunächst in das Bad ging, das an das Haus angebaut worden war. Fünfzehn Minuten später nahmen alle am Tisch Platz, wie es seit Jahren üblich war: an der Stirnseite auf dem Platz des Vaters saß John, zu seiner Rechten die Mutter, Jimmy Partner am anderen Tischende.
    Menschen wie John und Mary Gordon gibt es viele im Inneren Australiens, aber die Anwesenheit eines Eingeborenen bei Tisch ist unüblich. Jimmy Partner war das lebende Beispiel, daß der Australneger durchaus in der Lage war, sich zu einem zivilisierten Wesen zu entwickeln, wenn man ihm nur die Gelegenheit gab.
    Nach dem Essen drehte sich John Gordon eine Zigarette, Jimmy Partner spülte das Geschirr ab, die ›Missis‹ aber schlug den Brotteig. John ging hinüber zum Hühnerstall und überzeugte sich, ob alles vor den Füchsen sicher verschlossen war, dann spazierte er durch die Abenddämmerung zum Gartentor und schließlich den gewundenen Pfad entlang, auf dem seine Mutter in jener Aprilnacht bei strömendem Regen dahingehastet war.
    Im Camp spielten die Kinder, nicht allzuweit entfernt von den Lagerfeuern, denn Mindye, der Buschgeist, holte alle Blackfellers, die in der Dunkelheit umherwanderten. Die Lubras hatten sich vor einer Hütte zu einem Schwatz zusammengefunden, während die Männer in ernstem Palaver um das Feuer hockten. Als die Kinder Johnny Boss entdeckten, liefen sie ihm entgegen und eskortierten ihn ins Camp.
    »Guten Abend, Johnny Boss«, riefen die Männer im Chor. Nero hockte, ungefähr hundert Meter vom Camp entfernt, vor einem kleinen Feuer. Gordon erwiderte den Gruß der Männer, tätschelte die schwarzen Köpfe der Kleinen und schlenderte weiter, um mit dem Häuptling zu reden.
    John hockte sich gegenüber von Nero nieder, und eine dünne Rauchspirale stieg zwischen ihren Köpfen auf.
    »Guten Abend, Johnny Boss«, sagte Nero leise, und seine schwarzen Augen musterten den weißen Mann wohlwollend.
    Mit ihm konnte John Gordon nicht so sprechen wie mit seiner Mutter oder Jimmy Partner, denn Nero war nie von seinem Stamm weggekommen.
    »Jimmy Partner sagen, du ihm erzählen, großer Polizist Blackfeller gekommen nach Opal Town«, meinte er.
    »Ganz recht, Johnny Boss. Wandin er mir schicken Buschtelegramm.«
    »Was meint Wandin mit ›großer Polizist Blackfeller‹?«
    Nero schüttelte seinen weißen Haarschopf. »Nicht sagen.«
    »Weshalb er kommen? Soll vielleicht finden Jeff Anderson?«
    »Möglich. Er nicht genau sagen. Er nicht gemacht Rauchsignale. Nero noch nicht fertig.«
    Gordon starrte in das kleine Feuer, dessen Glut das fette, alte Gesicht des Häuptlings mit Röte überzog. Nero trug lediglich eine alte Arbeitshose, und die Tätowierungsnarben auf seinem Oberkörper traten im Flammenschein deutlich hervor.
    Wenn es wichtige Staatsaffären zu überdenken galt, zündete sich Nero solch ein kleines Feuer an, um mit den Geistern Verbindung aufzunehmen. Gordon kannte die Eingeborenen gut genug, um zu wissen, daß es jetzt um die Botschaft ging, die Wandin auf telepathischem Weg aus Opal Town gesendet hatte.
    »Um welche Zeit Wandin dir melden die Ankunft von großem Polizisten Blackfeller?« fragte

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