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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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seinen Taschen nach Tabak und Zigarettenpapier, doch er hatte seine Rauchutensilien vergessen.
    »Ich bin froh, daß ich Sie besucht habe«, sagte er leise. »Für einige Minuten hatte auch ich das Gefühl, wieder außerhalb der Zivilisation zu leben. Wie glücklich wäre dann unser Dasein. Aber wenn ich es recht bedenke, ziehe ich die Zivilisation mit ihren Verbrechen doch vor.«
    Es gab allgemeines Gelächter, doch plötzlich blickte der junge Lacy auf.
    »Donnerwetter, John, ihr habt aber eine Menge Karnickel hier«, rief er überrascht aus.
    »Eine Menge? Das sind Millionen! Ich habe am Meenasee noch nie so viele gesehen. Die Kalchut verdienen gut an ihnen, und wenn es in diesem Sommer nicht regnet, setzt das große Sterben ein.«
    Schließlich gingen sie gemeinsam zum Flugzeug hinunter, um das neugierige Eingeborene herumstanden. Bony lernte Nero kennen, doch er war von dem Häuptling nicht beeindruckt. Er sah sich nach Wandin, nach Inky Boy und Abie um, konnte sie aber nicht entdecken. Mary Gordon lud Bony herzlich ein, recht bald wiederzukommen, und ihr Sohn bot ihm jede gewünschte Hilfe an.
     
     
     
    11
     
    Während der ganzen folgenden Woche kam Bony nicht einen Schritt weiter. Er brachte einen ganzen Tag auf der Nordweide zu, einen weiteren am Westzaun der Mount-Lester-Station. Außerdem suchte er das zu Meena gehörende Gebiet nördlich der Grünsumpf-Weide ab. Er fand nicht die geringste Spur, aber am Ende der Woche fühlte er deutlicher als zuvor, daß er auf Widerstand stieß.
    An diesem Montag ritt er gegen elf Uhr zu dem Mulgawald, durch den sich der Maschendrahtzaun zog. Er befand sich noch auf der Ebene, als er hinter sich Flugzeuggeräusch vernahm. Gleich darauf flog die Maschine in niedriger Höhe über ihn hinweg. Der junge Lacy winkte herunter, und Bony erwiderte den Gruß. Diana, die ihren Bruder begleitete, saß reglos. Die Maschine folgte der Straße nach Opal Town, und Bony wunderte sich, warum sie nicht den direkten Weg über den Grünen Sumpf nahm.
    Diana Lacy bot viel Stoff zu Spekulationen. Mit tiefer Befriedigung war Bony zu der Überzeugung gelangt, daß sich ihre ablehnende Haltung nicht auf seine Abstammung bezog. In diesem Teil von Australien gab es keine Rassenvorurteile. Diana begegnete Bony mit einer Art Feindschaft. Sie fürchtete ihn, und das schien mit dem Stelldichein zusammenzuhängen, das sie mit einem Unbekannten am Grenzzaun gehabt hatte.
    Wenn Bony zunächst der Ansicht gewesen war, die heftige Aktivität der Eingeborenen – das Auswischen aller Spuren, die Rauchsignale – sollte dazu dienen, das Geheimnis zweier Liebenden zu wahren, so war er nun zu dem Schluß gelangt, daß dafür ein anderer Grund bestehen mußte.
    Am Morgen hatte er mit Sergeant Blake vereinbart, sich zur Mittagszeit am Gattertor zu treffen. Als er jetzt durch den Mulgawald ritt, hatte er wieder das Gefühl, ständig beobachtet zu werden. Da er noch etwas Zeit hatte, beschloß er, der Sache auf den Grund zu gehen. Wie von ungefähr wendete er sein Pferd und verfolgte die eigene Spur zurück. In dem weichen Sand war sie deutlich zu erkennen. Bony befand sich jetzt eine Meile vom Grenzzaun und zwei Meilen vom Gattertor entfernt. Zwischen den dicken Stämmen der Mulgabäume wuchsen Johannisbeerbüsche und Brombeersträucher, und überall lagen die dicken Klumpen von abgestorbenem Stachelgras und warteten darauf, vom nächsten Sturm weitergetrieben zu werden. Laub und Zweige, die von den Bäumen abgebrochen waren, bedeckten den Boden und zwangen das Pferd zu einer Schlangenlinie – es war genau der Weg, den es kurz zuvor zurückgelegt hatte.
    Eine Viertelmeile folgte Bony der eigenen Spur, dann ritt er einen weiten Kreis. Seine Augen bildeten schmale Schlitze, während sie den rötlichen Sandboden absuchten.
    Doch von Eingeborenen war nichts zu entdecken, kein schwarzes Gesicht lugte hinter einem Baum hervor. Der Busch schien leer zu sein. Nur ein paar Rotkehlchen und zwei Bachstelzen machten Jagd auf Fliegen, und mehrere Leguane dösten in der Sonne. Hin und wieder stieß Bony auf Spuren von Kaninchen oder Tauben, von Reptilien und Insekten, aber nicht die kleinste Spur ließ auf Spione schließen.
    Trotzdem war Bony noch nicht beruhigt. Von der Stelle aus, an der er umgekehrt war, ritt er weiter zum Grenzzaun. Es war ein warmer Tag, und der wolkenlose Himmel schien unmittelbar auf den Baumwipfeln zu ruhen. Hinter ihm stieß in einiger Entfernung eine Krähe ihre heiseren Schreie aus, und eine

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