Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Zivilprozess ankommen zu lassen, so wie es heute in solchen Fällen durchaus üblich war.
Jennifer erwischte sich dabei, wie sie nervös mit den Fingern auf ihren Oberschenkel klopfte. Sie verschränkte die Hände und wartete gespannt, dass sich der Führer des Trupps meldete und die Aktion begann.
Sie hatten das Landeskriminalamt um Unterstützung ersucht und um ein Sondereinsatzkommando gebeten. Bei dem, was sie über ihren Täter wussten, hielten sie es für angeraten, auf Nummer sicher zu gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Lauer ohne jede Gegenwehr festnehmen lassen würde, war äußerst gering.
Doch ihr Ersuchen war abgelehnt worden. Zum einen sah man beim LKA keine Notwendigkeit für den Einsatz eines SEK s, zum anderen lief am Frankfurter Flughafen gerade eine groß angelegte Aktion zur Terrorabwehr.
Also hatten sie in Hanau Hilfe angefordert, und man hatte ihnen immerhin einen speziell ausgebildeten Trupp von fünf Mann geschickt, der bei der Schutzpolizei für derartige Einsätze ausgebildet worden war und auch über die entsprechende Ausrüstung verfügte.
Jennifer und Grohmann saßen im Einsatzfahrzeug der Gruppe, einem alten, unauffälligen Van, um die Aktion zu verfolgen. Gerade im Moment erwachten die Monitore zum Leben, die die Bilder der auf den Schultern der Truppmitglieder befestigten Kameras übertrugen.
Melchior Lauer war Taxifahrer. Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass er sich bereits seit Montag vom Dienst abgemeldet hatte, und ein Nachbar hatte berichtet, dass er normalerweise auf der Straße parkte. Kein Taxi auf der Straße bedeutete für gewöhnlich, dass Lauer nicht zu Hause war. Darauf verlassen wollte sich aber natürlich niemand.
Das Funkgerät knisterte, und Jennifer erkannte die Stimme von Thomas Kramer, der gemeinsam mit den Lemanshainer Schutzpolizisten an der Aktion beteiligt war. »Die umliegenden Straßen sind gesichert. Kein Taxi. Kein Lauer. Die Zufahrten nach Lemanshain stehen unter Beobachtung. Ihr könnt loslegen.«
In diesem Moment vibrierte Jennifers Mobiltelefon in ihrer Hand. Sie warf einen Blick auf das Display. Die angezeigte Mobilnummer ließ ein Gefühl in ihrer Magengrube entstehen, das irgendwo zwischen Wut und Verwirrung angesiedelt war.
Es war die Nummer von Charlotte Seydel.
Jennifer speicherte gewohnheitsmäßig die Nummern aller unmittelbar an ihren Ermittlungen beteiligten Personen in ihrem Handy. Marcel und andere Kollegen sahen darin eine pedantische Marotte. Ihr aber war es wichtig, in der Lage zu sein, die Wichtigkeit von Anrufen bereits vor dem Annehmen bewerten zu können.
Jennifer hatte keine Ahnung, warum die junge Frau sie überraschend anrief, vermutete aber, dass sie möglicherweise irgendetwas von der Aktion mitbekommen haben könnte und sich nach dem Stand der Dinge erkundigen wollte. Ein verdammt schlechter Zeitpunkt.
Mit einem Tastendruck leitete sie den Anruf an ihre Mailbox weiter. Damit konnte sie sich noch beschäftigen, wenn Lauer in seiner Zelle saß und der Schreibkram erledigt war.
Grohmann sah sie fragend an. Sie schüttelte den Kopf, um ihm schweigend zu bedeuten, dass der Anruf nicht von Bedeutung gewesen war.
Jennifer wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Bildschirmen zu. Die Männer mit den Kameras hatten den zweiten Van, der näher am Haus parkte, verlassen und rückten bereits in den Garten vor.
Der erste Eindruck bestätigte sich. Das Grundstück war völlig verwildert. An einigen Stellen wucherten die Brombeerhecken so dicht, dass kein Durchkommen möglich war. Das Haus selbst schien trotzdem in einem einigermaßen gepflegten Zustand zu sein.
Im Geist notierte sich Jennifer, dass der Garten zu einem späteren Zeitpunkt auf Leichen von früheren Opfern untersucht werden musste. Ihr war schon damals bei ihrem Besuch aufgefallen, dass der Garten verkommen war, doch das ganze Ausmaß des Wildwuchses erkannte sie erst jetzt.
Es gab keinen Hintereingang. Die Zufahrt zur Garage war derart dicht bewachsen, dass dort seit Langem kein Auto mehr durchgefahren sein konnte. Das Tor war verschlossen.
Der Teamführer gab Anweisung, einer seiner Männer solle vor der Garage Posten beziehen, das Tor würden sie aber vorerst nicht anrühren. Wenn es so lange nicht geöffnet worden war, wie es aussah, könnte ihnen der Versuch, es gewaltsam aufzumachen, im Zweifel nur ungewollte Aufmerksamkeit einbringen.
Die anderen vier Beamten schlichen jetzt zur Vordertür. Da es keine Klingel gab, klopften sie und warteten. Im Haus
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