Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
schulterlangen schwarzen Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammenzubinden.
Jennifer begrüßte die beiden Männer mit einem kurzen Nicken.
Als Jarik nicht mehr seine ganze Konzentration für seine Leute brauchte, fragte sie ihn routinemäßig, ob sie schon mit der Suche nach Hinweisen im Umkreis begonnen hätten. Sie hatte die durch den umliegenden Wald blitzenden Lichtkegel allerdings längst bemerkt.
Er beantwortete ihre Frage mit einem knappen »Ja«. Sie befürchteten beide, dass die nächtliche Suche genauso wenig bringen würde wie eine zweite Besichtigung bei Tageslicht. In einem Gebiet, in dem regelmäßig Schatzsucher unterwegs waren, würde sich kaum eine brauchbare Spur finden lassen, zumal die Leiche bereits geraume Zeit hier lag.
Die Männer von der Spurensicherung machten sich mit den Müllsäcken auf der Trage vorsichtig an den Aufstieg. Der Verwesungsgestank schien sich noch zu verstärken, und als sie oben angekommen waren, wusste Jennifer auch, warum. Die Säcke waren aufgerissen. Klebrige dunkle Flüssigkeit war ausgetreten und sammelte sich am Boden der tiefen Trage.
Jennifer begann sofort durch den Mund zu atmen, was den Geruch jedoch nur geringfügig erträglicher machte.
Professor Meurer trat vor und warf einen Blick durch einen der größeren Risse. Warum er überhaupt näher trat, war Jennifer ein Rätsel, denn selbst von ihrem Standpunkt aus konnte sie die Überreste einer menschlichen Hand erkennen. Er rückte seine Brille zurecht, trat von der Trage zurück und verkündete überflüssigerweise: »Es handelt sich um menschliche Überreste im fortgeschrittenen Zustand der Verwesung.«
Der Leichenbeschauer blickte von Jarik Fröhlich zu Jennifer Leitner. »Ich muss Ihnen wohl kaum sagen, dass die Auffindungssituation für sich spricht, aber Genaues kann ich natürlich erst nach einer ausführlichen Begutachtung und Obduktion sagen. Ich gehe davon aus, dass Sie die Untersuchung so schnell wie möglich wollen?«
Jennifer nickte. »Was halten Sie von sieben Uhr, Professor?«
Meurer nickte ebenfalls. Er verabschiedete sich mit einem undeutlichen Murmeln und ging. Die Tageszeit hatte sogar auf seine normalerweise perfekten Umgangsformen Auswirkungen.
Jennifer wandte sich an die Beamten der Spurensicherung. »Wisst ihr, ob die Säcke bereits in diesem Zustand waren, oder sind sie erst bei der Bergung aufgerissen?«
Einer der Männer antwortete mit einem unsicheren Schulterzucken. »Schwierig zu sagen. Sie steckten ziemlich fest, sind aber auch in einem verdammt schlechten Zustand. Ich würde davon ausgehen, dass der eine Sack schon vorher an der Unterseite zerrissen war.«
Jarik Fröhlich wechselte einen kurzen Blick mit Jennifer, dann nickte er seinen Männern zu. Sie trugen die Trage zu ihrem Wagen, um sie transportfähig zu verpacken und dann in die Gerichtsmedizin zu bringen. Jarik und Jennifer sahen ihnen mit einem unguten Gefühl nach, denn sie wussten, dass ihnen in wenigen Stunden eine nicht gerade angenehme Wiederbegegnung mit den verwesten Überresten bevorstand.
»Verdammt«, murmelte Jennifer schließlich. »Das heißt, wir haben einen Teil der Leichensuppe jetzt da unten im Matsch und möglicherweise noch weitere Leichenteile oder Beweise.«
Jarik nickte nur stumm, denn er ahnte, was als Nächstes kommen würde.
»Was würdest du vorschlagen, wenn wir hundertprozentig sichergehen wollen?«
Der Mann von der Spurensicherung seufzte resigniert. »Die ganze Grube auspumpen, ausheben und entsprechend untersuchen.«
Jennifer nickte. »Gut. Dann weißt du, was deine Truppe zu tun hat.«
Jariks Gesichtsausdruck spiegelte puren Unglauben. »Bist du verrückt? Weißt du, was das kostet? Der Alte reißt mir den Kopf ab.«
»Anordnung meinerseits. Ich werde morgen früh dafür sorgen, dass der Oberstaatsanwalt das bestätigt und unserem Chef entsprechend mitteilt. Fang also schon mal mit den Vorbereitungen an.«
Jarik stöhnte auf, als sie sich abwandte und damit jede Diskussion im Keim erstickte: »Scheiße!«
2
Jennifer hatte sich zwar vorgenommen, noch wenigstens eine Stunde zu schlafen, doch sie war in Gedanken zu sehr mit dem Leichenfund beschäftigt, um auch nur ein Auge zuzutun. Sie fuhr deshalb schon um halb sechs ins Büro und traf erste Vorbereitungen für den Tag, die hauptsächlich darin bestanden, Notizzettel auf dem Schreibtisch von Freya Olsson zu deponieren, der Büroassistentin der Lemanshainer Kripo.
Jennifer rechnete damit, dass Leichenschau und
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