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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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sprechen sollten. «
    Mitch reichte Anson die größere der beiden Tüten. »Wer ist das?«
    »Wir schwimmen in einem Haifischbecken. Ich meine damit, wir sind diesen Kerlen hoffnungslos unterlegen. Deshalb brauchen wir Rat von jemandem, der uns davor bewahrt, einfach in Stücke gerissen zu werden.«
    Obwohl er seinem Bruder vorher anheimgestellt hatte, zur Polizei zu gehen, bekam Mitch nun Bedenken. »Wenn wir mit irgendjemandem sprechen, werden sie Holly umbringen. «
    »Sie haben nur gesagt, wir sollen die Polizei aus dem Spiel lassen. Das tun wir ja.«

    »Es macht mich trotzdem nervös.«
    »Mickey, ich sehe die Risiken. Wir wagen uns damit aufs Drahtseil, ganz klar. Aber wenn wir das nicht wenigstens versuchen, sind wir mit Sicherheit geliefert.«
    Mitch hatte es satt, sich machtlos zu fühlen, und auch er war davon überzeugt, dass die Entführer blinden Gehorsam nur mit Verachtung und Grausamkeit vergelten würden. »Na gut«, sagte er deshalb. »Aber was ist, wenn sie uns jetzt gerade zuhören?«
    »Das tun sie nicht. Eine Wanze in einen Wagen einzubauen ist kein großes Problem. Aber um uns in Echtzeit zu belauschen, würde ein Mikrofon nicht ausreichen. Das müsste man doch mit einem Mikrowellensender und einer Batterie verbinden, oder?«
    »Meinst du? Keine Ahnung. Woher soll ich so etwas wissen?«
    »Ich glaube schon, dass es so ist. Die ganzen Geräte wären einfach zu groß, um sie rasch anbringen und trotzdem gut verstecken zu können.«
    Mit den Essstäbchen, die er bestellt hatte, fischte Anson aus einem seiner zwei Behälter Rindfleisch nach Sezuan-Art und aus dem anderen Reis mit Pilzen.
    »Was ist mit Richtmikrofonen?«
    »Ich habe dieselben Filme gesehen wie du«, sagte Anson. »Richtmikrofone funktionieren am besten, wenn kein Wind geht. Schau dir mal die Bäume an. Heute weht eine ganz schöne Brise.«
    Mitch aß mit einer Plastikgabel ein Gericht namens Moo Goo Gai Pan. Er ärgerte sich darüber, wie lecker es schmeckte, als hätte Holly etwas davon gehabt, wenn er etwas Fades hinuntergeschlungen hätte.
    »Außerdem«, fuhr Anson fort, »funktionieren Richtmikrofone nicht zwischen zwei fahrenden Autos.«

    »Dann sollten wir erst weitersprechen, wenn wir wieder losgefahren sind.«
    »Mickey, zwischen vernünftiger Vorsicht und Paranoia liegt nur eine schmale Grenze.«
    »Diese Grenze habe ich schon vor mehreren Stunden überschritten«, sagte Mitch. »Und für mich gibt es da keinen Weg zurück.«

23
    Das Essen hinterließ einen unangenehmen Nachgeschmack. Auf der Weiterfahrt versuchte Mitch erfolglos, diesen mit Cola light hinunterzuspülen.
    Er fuhr weiterhin auf der Küstenstraße nach Süden. Häuser und Bäume verstellten den Blick auf das Meer; nur ganz kurz sah man manchmal eine abgrundtiefe Schwärze.
    »Er heißt Campbell«, sagte Anson und nahm einen kleinen Schluck aus dem großen Pappbecher Zitronentee, den Mitch ihm besorgt hatte. »War früher beim FBI.«
    »Das ist genau die Sorte Typ, an die wir uns nicht wenden können!«, protestierte Mitch erschrocken.
    »Betonung auf früher , Mickey. Früher war er beim FBI. Als er achtundzwanzig war, ist er in eine Schießerei geraten und dabei übel verwundet worden. Andere Leute hätten sich mit der Berufsunfähigkeitsrente ein schönes Leben gemacht, aber er hat sich ein eigenes kleines Geschäftsimperium aufgebaut.«
    »Was ist, wenn sie die Position deines Wagens verfolgen können und herausbekommen, dass wir jemanden besuchen, der früher beim FBI war?«
    »Davon haben die doch gar keine Ahnung. Falls sie überhaupt etwas über ihn wissen, dann bloß, dass ich vor ein paar Jahren ein großes Geschäft mit ihm abgewickelt habe. Das wird also nur so aussehen, als ob ich über ihn versuche, einen Teil des Lösegelds aufzutreiben.«
    Die Reifen dröhnten auf dem Asphalt, doch Mitch hatte das Gefühl, dass die Straße nicht mehr Substanz hatte als
die Oberflächenspannung auf einem Teich, über den ein Wasserläufer so lange arglos gleiten konnte, bis von unten ein Fisch kam und ihn schnappte.
    »Ich weiß, in welche Sorte Erde man eine Bougainvillea pflanzen kann und wie viel Sonnenlicht ein Loropetalum braucht«, sagte er, »aber dieses Zeug ist für mich wie eine andere Welt.«
    »Für mich auch, Mickey. Gerade deshalb brauchen wir Hilfe. Niemand kennt sich in der realen Welt besser aus als Julian Campbell, niemand ist da gewiefter als er.«
    Allmählich hatte Mitch den Eindruck, dass jede Entscheidung zwischen ja und nein wie der

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