Todeszorn: Thriller (German Edition)
uf die hiesigen Menschen einzugehen. Ihr Vertrauen zu gewinnen. Ihnen zu sagen, dass wir hierbleiben, bis alles wieder in Ordnung ist. Dass es dieses Mal anders sein wird.«
»J a. Sehen Sie das nicht ähnlich?«
»S chon«, sagte Raines grinsend.
Ein missbilligender Blick huschte über ihr Gesicht.
»A ber damit ist Ihrer Meinung nach etwas nicht in Ordnung, Sergeant?«
»N icht doch. Ich glaube schon, dass eine ehrliche Absicht dahintersteckt.«
»A ber?«
Er drehte sich auf seinem Sitz, um sie ansehen zu können. Als er sie aus nächster Nähe betrachtete, bemerkte er, wie jung sie noch war – so jung wie eine ganze Reihe von Offizieren in beiden Truppen. Vermutlich hatte sie gerade erst die Offiziersschule verlassen und war ohne jegliche praktische Erfahrung hierher abkommandiert worden.
»N ur hilft es uns leider nicht viel«, nahm er seinen Faden wieder auf, »w enn wir Unterstützung aus der Luft anfordern, damit die ein paar Fünfhundertpfünder auf ein vermutetes Talibanlager abwerfen, wir hinterher reingehen, um den ganzen Mist aufzuräumen, und nur abgetrennte Glieder von Kindern und schreiende Frauen vorfinden.«
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
»A ber Krieg ist nun einmal so«, fuhr er fort. »O pfer unter der Zivilbevölkerung lassen sich leider nicht vermeiden, aber wie wollen Sie das deren Müttern und Vätern klarmachen?«
»W ir können nur tun, was in unserer Macht steht. Dennoch müssen wir es wenigstens versuchen. Oder wie sehen Sie das?«
Raines wandte sich von ihr ab und merkte, dass Johnson das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte.
»I ch wollte nur wissen, wie Sie darüber denken«, sagte Raines.
Als er sich wieder dem weiblichen Lieutenant zuwandte, musterte die Frau ihn eindringlich. Vermutlich versuchte sie zu eruieren, ob er sie aufs Glatteis hatte führen wollen.
»W ie schade, dass Ihr Einsatz schon so bald beendet sein wird, Sergeant«, bemerkte sie.
»W ieso sagen Sie das?«
»I ch denke, dass ich sonst Gefallen daran finden könnte, die feineren Details unseres Auftrages, was die örtliche Zivilbevölkerung betrifft, ein wenig eingehender mit Ihnen zu diskutieren.«
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
»J etzt hat sie’s Ihnen aber gezeigt, Sarge«, sagte Horn und lachte.
Raines wandte sich Horn zu und wollte etwas erwidern, als der Landrover über die auf der Straße deponierte Landmine fuhr, deren Explosion unter metallischem Kreischen die gesamte Vorderfront des Landrover wegriss.
Raines bekam im Bruchteil einer Sekunde gerade noch mit, wie Horns rechtes Bein unmittelbar über seinem Knie von seinem Körper abgetrennt wurde – dann gab es nur noch Finsternis.
3
Raines nahm das Telefon von seinem Schreibtisch und wählte eine Nummer in Denver. Es klingelte eine ganze Weile, doch er wartete geduldig. Er wusste, dass es eine Zeit lang dauern konnte, bis der Teilnehmer sich am anderen Ende meldete.
»J a?«, erklang schließlich eine Stimme.
»I ch habe mich heute mit dem Typen getroffen. Du weißt, von wem ich rede?«
»W ie ist es gelaufen?«
»E r wird gerade herumgeführt.«
»A lso bist du noch oben?«
»J a.«
»M ir gefällt die Vorstellung nicht, mit ihm zusammenzuarbeiten.«
»D as hast du bereits gesagt. Aber wir sind nicht in diesem Geschäft, um Freunde zu finden. Das habe ich dir bereits gesagt.«
»A ber für das, was wir erreichen wollen, ist das doch gar nicht nötig. Das hast du hoffentlich nicht aus den Augen verloren, oder?«
Raines hasste den flehenden Ton in der Stimme des Mannes. »I ch habe überhaupt nichts aus den Augen verloren. Ich kann mittlerweile sogar meilenweit in die Ferne gucken, und das ist der Weg, den wir beschreiten werden. Hör also auf, jetzt schon darüber zu jammern, oder fällt dir vielleicht eine andere Möglichkeit ein?«
Der Mann schwieg. Raines kratzte sich an der Nase. »I ch möchte das nicht noch einmal diskutieren müssen«, sagte er. Er war stinksauer. »W ir haben das schließlich schon mehrmals durchgezogen.«
»E ntschuldige. Es ist bloß…«
»E s ist rein gar nichts«, schnitt Raines ihm das Wort ab. »S o und nicht anders läuft es. Wir holen diesen Knaben an Bord und tun, was nötig ist. Danach verschwinden wir von hier, und ich komme bestimmt nicht noch einmal in dieses gottverdammte Land zurück.«
Am anderen Ende entstand wieder eine Pause.
»I st es das, was sie aus uns gemacht haben?«, fragte der Mann schließlich. »A us dir, meine ich?«
»D u kannst jederzeit
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