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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stirnseite des Grand Teton runtergerast«, sagte sie mit großen Augen zu Joe. »Das haben erst zwölf Leute geschafft.«
    »Elf«, berichtigte Ed.
    »Mit Ed ist das Dutzend voll«, gab sie zurück, und Joe begriff, dass sie sich über den Barkeeper lustig machte, doch der durchschaute das nicht. Stattdessen warf er sich beim Einschenken in die Brust, dass die Hemdknöpfe spannten.
    »Beeindruckend«, sagte Joe, war in Gedanken aber weiterhin bei Don und Pete Illoway. Er hätte Ennis um ein Haar so weit gehabt, mit etwas herauszuplatzen.
    »Er zeigt dir gern Fotos davon«, setzte sie hinzu. »Mir hat er sie präsentiert, als wir uns gerade fünf Minuten kannten.«
    Jetzt übertreibst du’s aber, dachte Joe, doch Ed war noch immer geschmeichelt. Er goss den Gin Tonic ein und gab ihn ihr. »Bitte sehr, Mrs. Ennis.«
    »Und denken Sie an den Bourbon mit Wasser für Joe.«
    »Klar«, brummte Ed.
    Joe und Stella wechselten einen Blick. Sie unterdrückte ein Lächeln, zeigte auf die Glastüren und fragte: »Hast du schon mal die Sonne hinter den Tetons untergehen sehen?«
    »Ach«, überlegte Joe, »bis jetzt etwa ein Dutzend Mal.«
    Sie blickte irritiert.
    »Aber ich kann ein wenig Frischluft vertragen. Danke für den Drink, Ed.« Er führte Stella zu den Glastüren.
    »Schau nach, ob er nicht reingespuckt hat«, lachte sie. »Ed ist ganz vernarrt in mich.«
    »Sind wir das nicht alle?«
    »Das ist mein Geschenk an die Jungs«, flirtete sie lächelnd, doch in ihrem Blick lag ein klein wenig Furcht.
    Die Veranda war menschenleer, da sich alle Gäste im Saal aufhielten, um dem Besuch des Vizepräsidenten beizuwohnen. Joe und Stella zogen sich in einen dunklen Winkel zurück, wobei er ihrem Duft folgte, der sich mit dem schwachen, süßlichen Geruch von Kiefern und Salbei vermischte.
    »Es ist etwas kalt«, sagte sie, stellte ihr Glas aufs Geländer und schlang sich die Arme um den Leib. »Möchtest du den Vize gar nicht kennenlernen?«
    »Später vielleicht.«
    »Morgen fahren wir Wildwasser«, sagte sie, »vermutlich das letzte Mal in diesem Jahr, denn bald dürfte es schneien. Wir hatten ursprünglich geplant, den Vizepräsidenten mitzunehmen, damit Don ihm den Erwerb eines Anwesens in Beargrass Village schmackhaft machen kann. Der Geheimdienst hat sich am Nachmittag aber den Flussabschnitt angesehen und dem Ganzen einen Riegel vorgeschoben – wegen der vielen Stellen, von wo jemand auf ihn schießen könnte, und weil die Stromschnellen Schwierigkeitsstufe vier haben. Magst du nicht stattdessen mitfahren?«
    »Das ist ein nettes Angebot, aber ich passe.«
    »Du solltest mitmachen. Das ist der letzte Ausflug des Jahres. Und auf absehbare Zeit womöglich mein letzter überhaupt«, sagte sie unheilvoll.
    »Wie meinst du das?«
    Ihre Augen glitzerten im Sternenlicht. »Don ist dabei, mich gegen ein jüngeres Modell einzutauschen. Ich weiß das ganz einfach. Neulich hat er mich über den Tisch hinweg angesehen und gefragt: ›Weißt du eigentlich, dass du ein paar graue Haare hast?‹ Das klang, als hätte er auf den Tacho geschaut und ›Hundertfünfzigtausend Kilometer‹ gesagt – und wenn er das tut, haben wir binnen einer Woche einen neuen Wagen.
    Sie steht zwar noch nicht in den Startlöchern, aber das wird nicht lange auf sich warten lassen. Don will stets das Beste vom Besten, und na ja, ich komme langsam in die Jahre. Seine Trophäe glänzt nicht mehr so wie früher. Ich habe immer gewusst, dass das passieren wird. Deshalb hat er ja auch einen Ehevertrag mit mir geschlossen. Ich wusste, dass unsere gemeinsame Reise von kurzer Dauer sein wird, aber sie sollte wenigstens Spaß machen – mit vielen Wildwasserfahrten.«
    Joe blickte zum stockfinstren Waldrand jenseits der Veranda. Er sah kaum etwas, spürte aber eine warme Welle in sich aufsteigen. »Warum erzählst du mir das?«
    »Wem könnte ich es sonst erzählen? Ed? Pete Illoway? Einer der Vorzeigegattinnen da drin? Meine Mutter würde nur sagen: ›Ich hab dich vor ihm gewarnt.‹«
    »Aber du hast ihn nicht verlassen. Stattdessen hattest du eine Affäre mit Will Jensen. Vielleicht magst du all das« – er wies auf das Haus – »etwas mehr als du zugeben willst.«
    »Das ist gemein, Joe«, sagte sie matt.
    »Zugegeben, aber ich bin im Moment nun mal nicht in bester Stimmung. Ich vermisse meine Frau und meine Familie unsäglich und kann kaum erwarten, zu ihnen zurückzukehren. Marybeth ist meine beste Freundin. Wenn ich mit dir zusammen bin, hab ich das

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