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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tür. Er war schlank und jung und hatte einen Knopf im Ohr, dessen Kabel sich in seine Jacke schlängelte. »Haben Sie Waffen im Wagen?«, fragte er und blickte sich um.
    »Die übliche Ausrüstung.« Joe wies auf den Karabiner unterm Sitz, die Schrotflinte im Waffenhalter und die Schreckschusspistole im Handschuhfach. Er war froh, das Holster mit der Beretta in seiner Dienstwohnung gelassen zu haben.
    »Das ist ein Problem«, sagte der Mann, entfernte sich und sprach in ein Mikrofon an seinem Ärmel.
    Joe wartete, und mehrere Fahrzeuge stauten sich hinter ihm.
    Schließlich stieg der Geheimdienstler zu Joe ins Auto und schloss die Tür. »Tut mir leid, Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber der Vizepräsident trifft gleich ein. Sie dürfen Ihren Wagen nicht auf dem Gelände parken. Ich bringe Sie zur Haustür und Sie geben mir Ihre Autoschlüssel, solange Sie auf der Party sind. Wenn Sie aufbrechen wollen, sagen Sie einfach einem meiner Kollegen Bescheid. Ich komme dann zum Eingang und begleite Sie zu Ihrem Wagen zurück.«
    Das geräumige Haus von Don und Stella Ennis besaß hohe Decken, Marmorfußböden und riesige Panoramafenster, die auf die Tetons hinaussahen. Die Möbel waren aus lackierter Drehkiefer und wie die gesamte Einrichtung um einen regionalen Stil bemüht. Ein mit Hunderten kleiner Lichter ausgestatteter Kronleuchter aus Wapitigeweihen hing an einer massiven Kette, die den Eindruck vermitteln sollte, sie wäre beim Holzfällen eingesetzt worden. Das Haus war voller Gäste, die sich um provisorische Theken scharten und darauf warteten, von befrackten Barkeepern einen Drink zu bekommen. Joe überflog die Gesichter der Leute im Vorzimmer, konnte aber niemanden entdecken, den er kannte. Alle wirkten ungemein gesund und leistungsfähig. Die Männer trugen offene Kragen und Jacketts, dazu teure Jeans oder Khakihosen, die Frauen Cocktailkleider oder die allerneueste Outdoor-Mode. Für gewöhnlich fühlte sich Joe auf solchen Veranstaltungen fehl am Platz, und so war es auch hier. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als Gäste auf ihn zeigten und sich dabei zunickten: Offenbar wurde über ihn geredet.
    Ein gebräunter Hüne mit silbergrauem Haar – Pete Illoway, der Gutfleischguru – löste sich aus einer Menschentraube und kam demonstrativ mit ausgestreckter Rechter auf ihn zu. Joe gab ihm vorsichtig die Hand und fragte sich noch, was er wohl wollte, als Illoway sich schon vorbeugte.
    »Gute Arbeit, da oben in den Bergen, Mr. Pickett.« Er zerquetschte ihm fast die Hand. »Man wird Smoke Van Horn sicher nicht vermissen. Er war ein Anachronismus, und das Leben im Tal ist an ihm vorbeigezogen.«
    Joe nahm sein Lob weder an noch wies er es zurück, sondern dachte nur schweigend daran, dass Smoke sich als »Arachnidismus« bezeichnet hatte.
    »Darf ich Ihnen einen Drink ausgeben?«
    »Ach, den besorg ich mir selbst«, erwiderte Joe.
    Illoway lächelte patriarchalisch, gab einem Barkeeper ein Zeichen und wies auf Joe.
    »Bourbon mit Wasser, bitte«, sagte dieser.
    Don Ennis trat so zielstrebig ein, dass sich die Menge teilte, sah Joe und blieb abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Er musterte ihn distanziert, setzte ein Bühnenlächeln auf und ging im selben Moment auf ihn zu, als Joes Drink kam.
    »Schön, dass Sie es einrichten konnten, Mr. Pickett«, sagte Ennis. »Ich weiß, dass Stella hocherfreut sein wird.«
    Joe fragte sich, was er damit meinte.
    »Alle reden über den Vorfall oben in der Thorofare«, fuhr Ennis fort. »Sie sind ziemlich berühmt geworden.«
    »War es wirklich eine Schießerei wie im Kino?«, erkundigte Illoway sich gespannt.
    Joe schüttelte den Kopf. »Es war ziemlich schlimm.« Wieder hatte er Smokes leeren Blick vor Augen und seine Litanei Es tut so weh, so weh, so weh im Ohr.
    »Gut gemacht«, sagte Ennis rasch.
    »Ich sagte, es war schlimm«, fuhr Joe ihn an. »Es ist nichts, worauf ich stolz bin, und nichts, worüber Sie beide so verdammt froh sein sollten.«
    »Aber es hätte keinen Besseren treffen können.« Illoway hob sein Glas, als hätte er nichts von dem gehört, was Joe gesagt hatte. »Er war – mit Verlaub – ein Riesenarschloch. Ein fanatischer Gegner von Beargrass Village, der sich bei jeder öffentlichen Versammlung lauthals zu Wort meldete. Er war von gestern und nicht der Zukunft zugewandt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Apropos«, unterbrach ihn Ennis, »haben Sie schon entschieden, ob Sie unser Projekt befürworten?

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