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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht. Keiner meiner Jungs würde das tun. Niemand spricht darüber, was in seinem Kopf vorgeht.«
    Er bringt es trotz aller Besorgnis nicht fertig, das Wort Gefühle zu verwenden, dachte Joe.
    »Aber irgendetwas muss Will im letzten halben Jahr verändert haben. Und das ist eigentlich ein ziemlich kurzer Zeitraum.«
    Trey pflichtete ihm bei. »Es sei denn, er hat alles in sich hineingefressen, und dann kam es zur Explosion.«
    Als die Sonne zwischen zwei Gipfeln versank, breitete Trey auf dem Sitz zwischen ihnen eine Landkarte aus. Noch immer empfingen sie kein Funksignal des Bären.
    »Jackson hat zwei Bezirke.« Er tippte auf die Karte. »Jackson-Süd, der auch die Hoback Mountains umfasst und wie ein L geschnitten ist, und Jackson-Nord, Wills altes Revier, um das Sie sich kümmern werden. Es reicht von Jackson bis zum Yellowstone Park und zur Kontinentalen Wasserscheide.«
    Trey zeigte auf die gepunktete Linie. »Bis hierher, zum Two Ocean Pass.«
    Joe rechnete im Stillen aus, dass sein Revier fast fünftausend Quadratkilometer umfasste – meist gewaltige, unwegsame Bergwildnis.
    »Der Großteil des Gebiets ist nur zu Pferd zugänglich«, fuhr Trey fort, »und gilt – von Alaska abgesehen – als das entlegenste Gebiet der USA . Dort ziehen die Wapitis auf ihren Wanderungswegen vom Yellowstone Park nach Süden, und dort haben auch die Jagdführer ihre Lager. Und es gibt da oben eine Hütte unserer Behörde, von der aus Sie auf Patrouille gehen können. Sie müssen sich um siebenunddreißig Jagdführer kümmern; einige gehören zu den mürrischsten Leuten, die Sie im Leben treffen werden, andere zu den ehrenwertesten Menschen, denen Sie je begegnen dürften. Das Anlocken von Bären und Wapitis, vor allem mit Salz, ist dort ein Problem. Will hat darüber bestimmt einige Akten angelegt. Sie haben vermutlich von Smoke Van Horn gehört?«
    »Sicher«, gab Joe zurück. Van Horn war der lauteste und streitsüchtigste Jagdführer Wyomings. Die Zeitungen nannten ihn bisweilen den Löwen der Tetons. Er hatte eigenwillige Ansichten über Wildbestandspflege, Trophäenjagd und darüber, wie der Staat Wyoming und die zuständigen Bundesbehörden seine Wildnis durch starrköpfige, von unfähigen Bürokraten ausgetüftelte und durchgesetzte Politik verhunzten. Gern tauchte er bei öffentlichen Versammlungen auf, riss das Wort an sich und beschuldigte die Jagd- und Fischereibehörde oder ein anderes Amt, dessen Vertreter zugegen waren, des Missmanagements und schwerer Pflichtversäumnisse. Er hatte sogar im Selbstverlag das Buch Wie die Dreckskerle mich um meinen Lebensunterhalt bringen veröffentlicht, nahm aber auch für sich in Anspruch, der erfolgreichste Jagdführer Wyomings zu sein, und schrieb sich eine Erfolgsquote von über achtundneunzig Prozent auf die Fahnen.
    »Das ist Smokes Gebiet«, sagte Trey unheilvoll. »Und ein Eldorado für Tierrechtsaktivisten, Wolfsliebhaber, großkotzige Bauunternehmer, Politiker, Schauspieler und anderes Gesindel.«
    Joe hörte aufmerksam zu und nickte.
    »In diesem Bezirk ist alles riesig«, fuhr Trey fort. »Die Herden sind größer als jede, der Sie je in den Bighorns begegnet sind. Zwischen Yellowstone und Jackson leben vierzehntausend Wapitis! Statt Herden mit vierzig, fünfzig Tieren, wie Sie sie kennen, können Sie hier an welche mit bis zu dreihundert Wapitis geraten. Also werden Ihnen hier entlang der Wanderungsrouten auch deutlich mehr Jäger begegnen. Und es gibt mehr Grizzlys, Wölfe und Pumas als irgendwo sonst.«
    Joe nickte. Er spürte seine Erwartungen steigen, aber auch seine Beklommenheit.
    »Merken Sie sich eins«, sagte Trey. »Ehe Sie in die Lager der Jagdführer reiten, steigen Sie ab und schnüren Sie Ihre Satteltaschen neu. Vergewissern Sie sich, dass die Knoten perfekt sitzen. Sie wissen doch, wie man einen Diamantknoten bindet?«
    Er bejahte.
    »Danach beurteilen die Sie von vornherein. Wenn Sie mit guten Pferden reisen, die Tiere anständig bepackt sind und die Knoten sitzen, denken die, Sie wüssten, was Sie tun – Sie müssen frühzeitig deren Respekt gewinnen.«
    Joe war insgeheim froh, ein zerlesenes Exemplar von Joe Backs Horses, Hitches and Rocky Trails mitgenommen zu haben, der Bibel des Trekkingreitens.
    »Außerdem gibt’s da nun die Gutfleischbewegung«, fuhr Trey fort. »Will hat zunächst darüber gelacht und gemeint, das wäre mal wieder typisch Jackson.«
    »Die Gutfleischbewegung?«, fragte Joe.
    Trey machte eine wegwerfende Handbewegung. »So

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