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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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fertig.«
    Tassell sah ihm nicht ins Gesicht und kaute weiter. »Ich weiß nicht, was Sie dort finden wollen. Schließlich haben wir das Haus genau untersucht.«
    »Ich glaube, Sie verstehen nicht, was ich meine«, sagte Joe. »Es ist vorgesehen, dass ich vorübergehend dort wohne. Die Behörde hat kein Geld, um mich in einem Hotel unterzubringen, während die Dienstwohnung leer steht.«
    Nirgendwo in Wyoming waren Hotelzimmer annähernd so teuer wie in Jackson. Joe war sich nur zu bewusst, dass er seinen Tagesspesensatz bereits überschritten hatte. Die Differenz musste er aus der ohnehin klammen Familienkasse bezahlen.
    Der Sheriff sah ihm kurz in die Augen. »Ich dachte, Sie wollten uns hinterherschnüffeln.«
    Tja , dachte Joe, das auch .
    »Ich rede mit meinen Leuten und vergewissere mich, dass sie fertig sind«, sagte Tassell ohne Begeisterung. »Mit dem Gerichtsmediziner muss ich das auch noch kurz absprechen. Wahrscheinlich hat er im Haus alles geklärt, aber ich bin mir nicht sicher. Eine .44er Magnum kann eine ziemliche Sauerei an den Wänden und der Decke hinterlassen.«
    »Das glaub ich«, sagte Joe leise.
    »Der Großteil seiner Privatsachen wurde bereits ausgeräumt und seiner Frau übergeben.« Tassell sah zu Susan Jensen hinüber. »Es waren nur ein paar Kisten, Klamotten und so.«
    Joe fragte sich, ob er Wills Witwe bitten sollte, sich die Kisten ansehen zu dürfen.
    »Auch Spiralnotizbücher?«
    Tassell zuckte die Achseln. »Nicht dass ich wüsste. Aber ich habe die Sachen nicht eingepackt und auch nicht genau inspiziert.«
    Joe würde also einen Blick in die Kisten werfen müssen. »Haben Sie die Schlüssel für seinen Pick-up in ihrem Büro? Der Wagen ist abgeschlossen.«
    »Ich schätze, ja.«
    »Kann ich …«
    Der Sheriff unterbrach ihn mit blitzenden Augen. »Hören Sie, ich hab heute Nachmittag zu tun. Ich kann nicht alles stehen und liegen lassen und Sie umsorgen. Wir haben eine Fortbildung in Interkultureller Kommunikation und treffen uns dann mit dem Geheimdienst, um das Sicherheitskonzept für den Besuch des Vizepräsidenten in zwei Wochen zu besprechen. Ich kümmere mich um Ihre Sachen, wenn ich Zeit dafür finde.«
    Joe trat an Tassell heran und sah ihm in die Augen. »Sheriff, wir sind uns offenbar nicht grün, und ich weiß nicht, warum. Aber ich möchte lieber mit Ihnen arbeiten als gegen Sie. Ich bitte Sie lediglich um die Schlüssel zur Dienstwohnung und zum Dienstwagen.«
    Tassell wich nicht zurück. »Bud Barnum war eine Legende unter den Sheriffs von Wyoming. Er war alte Schule, und ich kann ihn nicht meinen Freund nennen, aber Sheriffs halten nun mal zusammen.«
    Jetzt begriff Joe. »Was Barnum passiert ist, hat er sich selbst zuzuschreiben. Auch wenn er allen anderen die Schuld dafür geben mag.«
    »Er sieht das anders.«
    »Das wundert mich nicht.«
    »Und er gibt nicht allen anderen die Schuld, sondern Ihnen .«
    Barnum hat eine tiefe Schneise durch den Norden von Wyoming gepflügt, dachte Joe.
    »Dagegen kann ich nichts machen.«
    »Er sagt, Sie mischen sich ständig in Dinge ein, die Sie nichts angehen, und drängeln sich in Angelegenheiten, die man besser den Profis überlässt.«
    »Glauben Sie, deshalb bin ich hier?«, fragte Joe.
    »Etwa nicht?«, gab Tassell zurück.
    »Ich springe hier während der Jagdsaison als Aufseher ein. Danach werde ich sicher wieder nach Hause geschickt. Zugegeben, Wills Tod macht mich neugierig. Ich begreife nicht, wie es so schlimm um ihn gestanden haben kann, dass er sich das Leben genommen hat.«
    Das schien Tassell ein wenig zu besänftigen. »Will war vielleicht ein wenig anders als Sie denken.«
    Joe neigte den Kopf zur Seite. »Was meinen Sie damit?«
    »Er ist im letzten halben Jahr langsam durchgedreht – schon bevor seine Frau mit den Kindern auszog. Er wurde zu einem öffentlichen Ärgernis, und so was mögen wir in Jackson nicht.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Joe erneut und spürte Kälte in sich aufsteigen.
    »Zweimal wurde er wegen Trunkenheit am Steuer inhaftiert. Nachdem er sechsmal verwarnt worden war. Er hat eine Nacht in meinem Gefängnis verbracht, als er so voll war, dass er nicht mehr aus seinem Pick-up kam. Erst vor wenigen Wochen ist er erneut verhaftet worden, weil er einen der wichtigsten Geschäftsmänner hier bedroht hat.«
    »Will?«, fragte Joe ungläubig.
    »Will. Ich hab ihn selbst festgenommen, drüben im Skigebiet, wo er den Streit losgetreten hatte. Das wussten Sie nicht, hab ich

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