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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollen, dass es sich mit seinen Mädchen wahrscheinlich ganz ähnlich verhalten würde, hielt sich nun aber zurück. Diese Art von Diskussion wollte er nicht.
    »Susan, was ist mit Will passiert?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das ist die große Frage. Er hat ein paar Mal gesagt, dass der Druck immer größer werde und ihn bei lebendigem Leib zerquetsche. Aber das war nicht ungewöhnlich. So war es hier immer, und Will kam gut damit klar. Früher jedenfalls. Er hat sich einfach in seine Höhle zurückgezogen.«
    »In seine Höhle?«
    Sie nahm einen großen Schluck. »So haben wir das genannt. Eine Art geistige Höhle, in die er sich nach einem schlechten Tag zur Entspannung zurückziehen konnte. Dann saß er da und starrte in den Fernseher oder aus dem Fenster. Manchmal ist er auch mit dem Hund rausgegangen oder hat sich mit den Pferden beschäftigt. Es spielte keine Rolle, was er tat, denn obwohl er da war, war er eigentlich abwesend, verstehen Sie?«
    »Ja. Wenn es mir so geht, sagen Marybeth und die Mädchen, ich bin in der Joe-Zone.«
    Sie lächelte verständnisvoll. »Wenn er von den Patrouillen im Hinterland zurückkam, fühlte er sich meist sehr gut. Er sagte, nach diesen Streifzügen sehe er wieder klar und könne wieder optimistisch nach vorne schauen.«
    Joe konnte das nachvollziehen.
    »Die Stelle in Casper hab ich angenommen, um Will die Chance zu geben, diesem Hexenkessel zu entkommen. Ich dachte, er würde mir folgen, um mit den Jungs zusammen zu sein. Ich hatte sogar einige Arbeitsmöglichkeiten für ihn gefunden, aber er ging nicht darauf ein. Er blieb in Jackson, und es wurde nur schlimmer.«
    Joe schüttelte den Kopf. Was täte er, falls Marybeth ihm sagte, sie habe genug davon, dass er so oft nicht zu Hause war, und dass sie wegziehen wolle? Er würde mitgehen, oder? Als er merkte, dass er nicht mehr zugehört hatte, entschuldigte er sich und bat Susan, die letzten Sätze zu wiederholen.
    »Ich sagte, er hat nicht weiter darüber nachgedacht, dass er, wenn er nächtelang unterwegs war und unter den Sternen schlief oder sonst was tat, keinen Kontakt mit der Außenwelt hatte. Ich schätze, er mochte das. Aber er hatte hier in der Stadt eine Familie. Ich hab mir so viele Sorgen um ihn gemacht, wenn er irgendwo da draußen war, dass ich mich oft in den Schlaf geheult habe. Dann hab ich ihn gehasst. Aber sobald er wieder da war, bin ich jedes Mal schnell darüber hinweggekommen. Als ich Sie beim Trauergottesdienst sah, hab ich daran gedacht.«
    »Doch dann hat Will sich verändert?«
    »Und wie.« Sie klopfte an ihr Glas, damit der Barkeeper ihr nachschenkte. »Vor allem, nachdem wir gegangen waren. Da schien die Höhlentür zugefallen und er ausgesperrt. Er konnte sich nicht mehr entspannen, und der Druck nahm kontinuierlich zu. Natürlich hat er nie ein Wort darüber verloren oder mich um Hilfe gebeten. Will doch nicht.« Susan bemühte sich nicht einmal, den Zorn in ihrer Stimme zurückzuhalten.
    »Was hat ihm die größten Probleme bereitet?«
    »Fragen Sie das, um etwas über Will zu erfahren, oder um zu wissen, was hier auf Sie zukommen könnte? Joe, ich weiß, dass Sie hier sind, um ihn zu ersetzen. Ich bin noch auf dem Laufenden.«
    Er errötete und bedauerte, ihr das nicht gleich gesagt zu haben. »Sowohl als auch, schätze ich.«
    Sie dachte einen Moment darüber nach, dann begann sie zu erzählen: »Will war zu Recht der Ansicht, dass die Dinge scheinbar von allen Seiten auf ihn einstürmten. Die Tierbefreiungsleute hatten es auf ihn abgesehen. Ich wundere mich, dass diese Pi zum Trauergottesdienst kam, obwohl sie ihn auf ihrer Website praktisch zum Abschuss freigegeben hatte. Dann war da Smoke Van Horn und seine Bande, die alten Hasen. Sie haben Will mächtig zugesetzt und es mehrfach darauf angelegt, dass man ihn rauswarf. Smoke ist immer wieder bei öffentlichen Anhörungen aufgetaucht und hat sich Will vorgeknöpft und den Staat Wyoming und die Bundesbehörden angeprangert. Er hat ihn gequält, und dafür hasse ich ihn. Und dann« – Susan lächelte bitter – »sind da noch die Bauunternehmer. Sie kommen von auswärts und wollen hier dasselbe tun, womit sie woanders Millionen verdient haben. Es hat sie wahnsinnig gemacht, dass einer wie Will, der im Jahr weniger verdiente als sie für ihr Auto ausgeben, ihre Vorhaben hinauszögern oder sogar verhindern konnte, indem er Gutachten zu Papier brachte, die sich negativ auf ihre Pläne auswirkten.«
    »Sprechen Sie von Don Ennis?« Joe dachte

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