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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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gedrungen und glitzerte dunkel in der Morgensonne. Mit zusammengebissenen Zähnen atmete er scharf ein und hoffte, der brennende Schmerz würde aufhören, doch dem war nicht so. Er brauchte irgendetwas, um ihn zu lindern.
    Er torkelte blindlings durch das Wäldchen, wäre fast über den Schlafsack gestolpert, schaffte es ans steinige Seeufer und stürzte sich ins eisige Wasser.
    Als die Kälte den Schmerz betäubte und rosa Blut von dort an die Wasseroberfläche stieg, wo die Kugel seinen Brustkorb und die Innenseite des Arms gestreift hatte, dachte er: Ich habe einen Menschen erschossen, und es war schrecklich.

30. KAPITEL
    Mit zwei Pferden im Schlepptau verließ Joe Pickett die Thorofare Richtung Süden. Sein Ritt nach Turpin Meadows wurde zu einer Art Klagezug. Smokes Leiche war in die Bodenplane gewickelt, auf der Joe geschlafen hatte, und auf den Rotfuchs des Jagdführers gebunden, der Joe und dem Packtier folgte. Joe führte seine Prozession durch alle Jagdlager am Trekkingpfad. Er war zu schwer verletzt und zu müde, um all die Fragen der Jagdführer und Jäger nach dem genauen Ablauf der Geschehnisse zu beant worten. Die Ei nzigen, denen er etwas erzählte, waren die Jäger in Smokes Lager, deren angeheuerte Jagdführer schwei gend das Leinen bündel auf dem Pferd ihres Chefs an starrten.
    »Wir haben uns gefragt, wo er heute früh hin wollte«, sagte ein Jagdführer und schüttelte traurig den Kopf. »Ich hab immer gewusst, dass ihm sein Hitzkopf noch einmal großen Ärger einbringen würde.«
    Von Smokes Männern schlugen Joe weder Wut noch Vorwürfe entgegen, und das erstaunte ihn. Was ihm begegnete, war stoische Trauer. Und unverhohlene Selbstsucht: »Aber wir können hier weitermachen, oder?«, fragte einer der Jäger.
    »Klar, warum nicht?«, erwiderte der Jagdführer mit kaum wahrnehmbarer Empörung.
    »Es tut mir ja leid und so«, meinte der Jäger und sah seine Kameraden Hilfe suchend an, »aber einige von uns haben richtig viel Geld für diese Tour bezahlt.«
    »Ich weiß.« Der Jagdführer betrachtete seine Kunden und spuckte Kautabaksaft zwischen seine Stiefel. »Manchmal wünschte ich, ich wäre nicht in den Dienstleistungsbereich gegangen«, raunte er Joe zu.
    Bevor er an diesem Morgen aufgebrochen war, hatte Joe sich erst einmal verarztet. Smokes Streifschuss hatte seine rechte Seite aufgerissen und ihm an der Innenseite seines Arms eine acht Zentimeter lange Wunde zugefügt. Er hatte mehr Blut verloren als gedacht, und ihm war schwindlig. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kniff er die Wundränder zusammen und sah dabei kurz eine Rippe, die ebenfalls gestreift worden war. In der Hütte hatte er eine Mullbinde gefunden, aber kein medizinisches Klebeband, um den Verband zu befestigen. Deshalb hatte er Isolierband verwendet, ein von ihm hochgeschätztes Hilfsmittel, das er Marybeth gegenüber mal als eine der fünf größten Erfindungen der Neuzeit bezeichnet hatte. Unter Schmerzen hatte er ein frisches Hemd über den Verband gezogen und das schwere, nasse Hemd zum Verheizen in den Herd geworfen.
    Die Nachricht eilte ihm voraus. Jagdführer verständigten sich auf vielerlei Art – in Gesprächen unter vier Augen, über Funk oder via Satellitentelefon, auch »Jagdführungsleitung« genannt. Sonst wurden über diese Leitung Wanderungszüge der Wapitis gemeldet oder dass ein Führer von seinem Pferd abgeworfen worden war und sich verletzt hatte, oder dass ein kranker oder enttäuschter Jäger ins Lager zurückgebracht werden musste. Diesmal aber lautete die Nachricht, der neue Jagdaufseher habe Smoke Van Horn – den Löwen der Tetons und das berüchtigtste Mitglied ihrer Zunft – bei einem Feuergefecht erschossen.
    Auf dem Weg in Richtung Süden wurde Joe in jedem Lager, an dem er vorbeikam, schon erwartet. In einem Camp, das er am Vortag inspiziert hatte, standen die Jäger und ihre einheimischen Führer schweigend mit Fotoapparaten am Wegesrand, und Joe hörte im Vorbeireiten das sanfte Klicken der Blenden.
    Ein komplett in Tarnanzug gekleideter Jäger sagte: »Das ist ja wie damals im Wilden Westen!«
    Joe saß zusammengesunken im Sattel und kämpfte gegen den Schock der Ereignisse und die damit verbundene Erschöpfung an, als er in der Abenddämmerung Turpin Meadows erreichte. Die hinter den Tetons untergehende Sonne meißelte die Umrisse der Bergkette in den dunkelvioletten Himmel.
    Als er die Pferde zum Zeltplatz führte, sah er dort Rettungsfahrzeuge sowie Geländewagen des Sheriffbüros

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