Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
geklungen hatte, als wäre sie nur deshalb nicht böse auf ihn, weil die Umstände dies nicht zuließen. Es war ihm wichtig gewesen, ihre Stimme zu hören, sich bei ihr zu melden, wieder eine Verbindung zu ihr herzustellen. Er brauchte sie als seinen Anker; dafür, um ihn von dort, wo er war, zurückzuholen. Doch sie hatte andere Sorgen. Sheridan war nach wie vor schwierig und führte sich furchtbar auf, und die beiden gingen immer rauer miteinander um. »Das ist eine Sache zwischen Mutter und Tochter«, hatte Marybeth gesagt, so als müsse er das verstehen. Stattdessen hatte er daraufhin vorgeschlagen, mit Sheridan zu reden, da sie beide – wie er fand – ein besonderes Verhältnis hatten, doch Marybeth hatte erwidert, ihre Tochter sei bereits im Bett.
    Lebhaft erinnerte er sich an ihre Schilderung, bei dem Anrufer mit der 720er-Vorwahl habe es ich um Barnum gehandelt, der dafür eine Telefonkarte benutzt hatte, und Nate habe ihn in flagranti bei Stockman’s ertappt; die Nachricht von Barnums Demütigung habe sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und der Ex-Sheriff sei abgetaucht und nirgends zu finden. Joe mahnte seine Frau, vor ihm auf der Hut zu sein.
    »Er gibt mir die Schuld an seiner Misere«, sagte er.
    »Keine Sorge. Nate ist in der Nähe.«
    »Das ist gut.«
    »Ja«, gab sie nach einer Pause zurück, die ihn skeptisch machte. »Das ist gut, nicht wahr?«
    Sie schien mehr sagen zu wollen, schwieg aber.
    Ihren Vorschlag, die Mädchen zu ihrer Mutter zu bringen und sofort nach Jackson zu kommen, um ihn zu sehen, hatte er abgelehnt.
    »Ich bin mehr erschöpft als verletzt.« Bei diesen Worten hatte er auf die ausgeschaltete Mattscheibe gestarrt, damit ihm die Augen nicht zufielen. »Und in den nächsten Tagen habe ich viel zu erledigen. Erinnerst du dich an das fehlende Notizbuch, von dem ich dir erzählt hatte?«
    Er wusste nicht mehr, wie das Gesprächs geendet hatte. Hatte er ihr seine Verdachtsmomente skizziert? Wenn ja, dann konnte er sich nicht mehr an ihre Reaktion erinnern. Sämtliche Einzelheiten waren wie weggeblasen, doch beim Ankleiden hatte er das Gefühl, sie hätten aneinander vorbeigeredet und von Dingen gesprochen, die jeweils auf etwas hinausliefen, das der andere nicht verstand oder nicht zu erfassen vermochte.
    »Sie sind also zu dem Schluss gekommen, wohlauf zu sein, und entlassen sich aus dem Krankenhaus?«, fragte Dr. Thompson. »Normalerweise entscheidet das der Arzt.«
    Joe stand mit dem Rücken zur Tür und machte den Gürtel seiner Hose zu. Als er sich umdrehte, sah er Thompson mit Klemmbrett am Türpfosten lehnen. »Ich musste vor allem mal wieder eine Nacht durchschlafen.«
    »Dieser Einschätzung widerspreche ich angesichts Ihrer Verfassung nicht.«
    Joe war verwirrt.
    »Lassen Sie mich die Wunde ansehen und frisch verbinden – und dann sollten wir uns ein wenig unterhalten. Sie müssen in Zukunft mehr auf Ihre Gesundheit achten, Mr. Pickett.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Bin ich krank?« Joe dachte daran, wie er sich seit seiner Ankunft in Jackson gefühlt hatte, an sein benebeltes Hirn, die Schlaflosigkeit, das mangelnde Konzentrationsvermögen, und machte sich auf schlechte Nachrichten gefasst.
    Thompson musterte ihn amüsiert, als wollte er ihm zu verstehen geben, sie könnten ruhig Klartext reden.
    »Hören Sie, ich bin Arzt, kein Polizist. Der Bluttest von gestern Abend ist vertraulich. Niemand sonst bekommt die Befunde zu sehen. Aber Sie scheinen doch ein ganz angenehmer Zeitgenosse zu sein, tragen die Verantwortung eines Ordnungshüters und haben jede Menge Waffen dabei. Da sollten Sie sich über die Nebenwirkungen Ihrer, äh, Genussmittel bewusst sein.«
    »Meiner was ?«
    »Jetzt ziehen Sie erst mal Ihr Hemd aus, und lassen Sie mich die Wunde ansehen.«
    Stella Ennis wartete in der Eingangshalle des Krankenhauses auf ihn, und ihr Anblick ließ ihn abrupt erstarren. Sie sah über eine Zeitung aus Jackson Hole hinweg zu ihm hoch.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Anscheinend nicht so gut wie ich dachte.« Seine Stimme war nach dem Streitgespräch mit Dr. Thompson noch immer ein wenig zittrig.
    »Dafür sehen Sie aber ganz gut aus«, meinte sie lächelnd.
    »Sie auch.«
    Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. »Sie hätten mich mal vor zehn Jahren und mit sieben Kilo weniger sehen sollen. Das hätte Sie umgehauen.«
    Zu einem schwarzen Rollkragenpullover, in den silberne und goldene Fäden gewebt waren, trug sie eine graue Hose. Dichtes, kastanienbraunes Haar reichte

Weitere Kostenlose Bücher