Todfeinde
fast beiläufig erzählt. Beide hatten einen von Barnum gemixten Cocktail in der Hand.
Nate Romanowski war unter dem Code-Namen Falke bekannt gewesen und – so Bello – einer der besten Mitarbeiter, den der Geheimdienst je hatte. Oft war er über mehrere Jahre hinweg im Ausland aktiv. Aber wie schon so manch anderer, der unter Druck stand, zugleich aber zu unabhängig war, hatte er begonnen, selbst zu entscheiden, welche Befehle er befolgte und welche nicht. Als er in die Zentrale zurückbeordert wurde, tauchte er dort erst drei Monate später auf, zerstritt sich sofort mit dem neuen Direktor, trennte sich für Geheimdienstverhältnisse ohne jegliche Diskretion von seinem Arbeitgeber und drohte, er werde auspacken, wenn sie ihn nicht gehen ließen. »Die Paranoia, die in unserer Truppe daraufhin ausbrach, können Sie sich nicht vorstellen«, sagte Bello und bleckte die Zähne.
Zwei Agenten – der eine ein Freund von Bello, der andere sein Schwiegersohn – sollten den Falken aufspüren und dafür sorgen, dass er nicht auspacken konnte. Die beiden wurden dafür ein Jahr lang beurlaubt, damit der Geheimdienst nicht beschuldigt werden konnte, verdeckte Ermittlungen im Inland durchzuführen. Ihre letzte Nachricht war eine E-Mail aus dem Norden Montanas; darin war von einem Einzelgänger die Rede, der dem Profil des Falken entsprach. Der Verdächtige war Falkner, fuhr einen alten Jeep und trug stets eine .454er Casull bei sich. Am nächsten Tag waren die Leichen der Agenten von einem Autofahrer entdeckt worden, der den Unfall der Verkehrspolizei von Montana meldete.
»Romanowski hat die beiden umgebracht?«, fragte Barnum. »Warum haben wir davon nichts erfahren?«
Bello trank seinen Scotch aus und hielt ihm das Glas zum Nachfüllen hin.
»Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass der Motor auf einer Serpentinenstrecke versagte, die zwei die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und der Wagen sich achtmal überschlug. Beide wurden darin zerquetscht.«
Barnum sah beim Nachschenken über seine Schulter. »Und Sie sind überzeugt davon, dass er das getan hat.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
»Überzeugt genug, um am Tag nach meiner Pensionierung hierher nach Wyoming aufzubrechen. Meine Tochter hat nicht mehr geheiratet.«
»Kinder?«
»Nein, ich habe keine Enkelkinder.«
Barnum dachte an seine Enkel, halbwüchsige Kleinkriminelle im Reservat, die er nicht mal kannte. Kein großer Verlust, wie er fand.
»Warum erzählen Sie mir das alles?«, wollte er schließlich wissen.
»Weil Sie danach fragten.« Bello nahm einen Schluck und sah aus dem Fenster. »Und weil Sie mir Ihre Hilfe angeboten haben.«
Barnum hatte ihm zunächst nicht geglaubt – Bellos Erklärung hatte einfach nicht plausibel geklungen. Dennoch hatte er mitgemacht, weil er dafür eigene Gründe besaß.
Bello bog gut anderthalb Kilometer vor dem Hügelkamm vom Weg ab und schaltete den Motor aus. Beim Aussteigen steckte er die Schlüssel ein, hängte sich die .300er über die Schulter und schnallte sich eine Bauchtasche um. Barnum folgte ihm, zog seine .270er aus dem Wagen, schob Schrotmunition ins Magazin und lud durch.
»Sind Sie so weit?«, fragte Bello leise.
Barnum nickte, und sie schlossen vorsichtig die Türen. Der Wind blies schwach aus Richtung des Flusses; das war gut, weil deshalb sicher niemand ihr Auto gehört hatte.
Bello ging um den Wagen herum und gab Barnum ein kleines Motorola-Funkgerät, bei dem Kanal vier eingestellt war.
»Lassen Sie den Lautstärkeregler auf der untersten Stufe. Wenn Sie was mit mir besprechen müssen, drücken Sie die Zwitschertaste und drehen die Lautstärke zu einem Viertel auf. Aber ich hoffe, es gibt nichts zu bereden.«
Barnum steckte das Funkgerät an seine Hemdtasche.
»Erinnern Sie sich an unseren Plan?«
»Nein, den hab ich vergessen«, erwiderte Barnum sarkastisch.
Bello warf dem Ex-Sheriff einen stechenden Blick zu. »Das ist nicht die Zeit für Witze.«
»Wenn wir Sichtkontakt haben«, sagte Barnum und wiederholte Bellos Worte vom Vortag, »geben wir uns Handzeichen. Dann nehmen wir ihn ins Visier. Auf Ihr Signal hin – nach zweimaligem Drücken der Zwitschertaste – feuern wir gleichzeitig, um so die Chance zu erhöhen, ihn endgültig auszuschalten.«
»Zielen Sie auf die Brust«, unterbrach ihn Bello, »und richten Sie das Fadenkreuz mitten auf die breiteste Stelle des Oberkörpers. Auf diese Entfernung kommt kein Kopfschuss infrage.«
»Wenn er am Boden liegt«, fuhr
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