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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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Barnum wieder mit Bellos Worten fort, »warten wir eine Stunde, behalten ihn dabei im Visier und achten darauf, ob er sich bewegt. Wenn nicht, gehen Sie zu ihm hin und schleifen ihn in den Fluss. Ich bleibe, wo ich bin, und behalte den Weg im Auge.«
    Bello hörte genau zu und sah Barnum die ganze Zeit an, um sich zu überzeugen, dass dieser sich alles richtig eingeprägt hatte. Der Ex-Sheriff konnte es nicht leiden, wenn man ihn so ansah, und machte keinen Hehl aus seinem Unmut, während er seinen Text abspulte.
    »Also gut«, sagte Bello, drehte sich um und ging den Weg entlang. Barnum folgte ihm.
    Sein Plan birgt Probleme, dachte der Ex-Sheriff. Er hatte ihn am Vorabend wieder und wieder Revue passieren lassen, bis ihm auffiel, was daran faul war: Es war eine Falle. Wenn Bello zweimal die Zwitschertaste drückte und Barnum daraufhin einen Schuss abgab, würde Bello absichtlich danebenzielen, und man würde nur eine Kugel in Romanowskis Körper finden: die aus Barnums .270er. Jeder hier wusste, dass der Ex-Sheriff mit einem Gewehr dieses Kalibers auf die Jagd ging, und die ballistische Untersuchung würde zeigen, dass die Kugel aus seiner Waffe stammte.
    Barnum hatte den Ruf eines Trinkers und Schwätzers, und ganz Saddlestring wusste von seiner Demütigung in Stockman’s Bar. Wenn Romanowskis Leiche auftauchte – und sie würde sicher irgendwo flussabwärts angeschwemmt werden – , fiele der Verdacht auf ihn.
    Bis dahin wäre Bello längst verschwunden.
    Natürlich würde Barnum ihn mit in die Sache hineinziehen. Doch was wusste er eigentlich über den Mann aus Virginia? Hieß er tatsächlich Randan Bello? Barnum hatte seinen Ausweis nie gesehen. War er wirklich aus Virginia, oder waren die Nummernschilder an seinem Wagen gestohlen oder gefälscht? Seit seiner Ankunft hatte er akribisch darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen, und deshalb stets bar bezahlt. Er hatte Barnum bereitwillig alles über den Geheimdienst, seinen Schwiegersohn und seine Absichten erzählt, obwohl er ganz und gar nicht wie jemand wirkte, der sein Herz für gewöhnlich auf der Zunge trug. Der einzige Grund – zu diesem Resultat war Barnum schließlich gelangt – lag darin, dass Bello durch ihn die Möglichkeit hatte, den Mord einem anderen anzuhängen.
    Aber daraus wird nichts, nahm Barnum sich auf dem Weg zum Hügelkamm vor. Wenn das Zwitschern zweimal ertönt, reiße ich mein Gewehr herum und schieße Bello in den Kopf. Dann hätte die Morgenrunde im Schnellrestaurant etwas zu erzählen!
    »Ich hatte den Sheriff aufgesucht, um ihm meine Befürchtungen mitzuteilen«, würde Barnum sagen, große Hundeaugen machen und alle führenden Köpfe der Gemeinde nacheinander ansehen, »aber der hat mich praktisch rausgeworfen. Also musste ich mich selbst darum kümmern.«
    »Klingt, als bräuchten wir einen neuen Sheriff«, würde oder sollte jemand feststellen, womöglich der Bürgermeister. Und alle würden ihn ansehen.
    »Ich weiß nicht, Jungs«, würde er erwidern. »Ich fange gerade an, mich an den Ruhestand zu gewöhnen.«
    Bello blieb stehen und zeigte zum Himmel. Barnum blinzelte und sah die schwarze Silhouette eines Falken.
    »Seine Vögel sind in der Luft; also ist er draußen«, flüsterte Bello dem Ex-Sheriff über die Schulter zu. »Alles läuft bestens.«
    »Ja«, sagte Barnum geistesabwesend und bemerkte etwas im Augenwinkel. Er drehte sich um und machte die Erfahrung, dass man eine Kugel, die aus einem halben Kilometer Entfernung abgefeuert wurde, tatsächlich auf sich zufliegen sehen kann, noch bevor man den Schuss gehört hat.

FÜNFTER TEIL
    Eine Sache ist richtig, wenn sie ganzheitlich zur Stabilität und Schönheit der Lebensgemeinschaft beiträgt. Sie ist falsch, wenn sie das nicht tut.
    Aldo Leopold: A Sand County Almanac

33. KAPITEL
    Irgendwie bemächtigen Sie sich meiner , hatte Will Jensen auf der letzten Seite seines Notizbuchs geschrieben. Sie sind in meinem Kopf und in meinem Körper. Sie wissen, wo ich hinfahre, und überwachen all mein Handeln. Ich weiß, das klingt verrückt, und es IST verrückt. Vielleicht bilde ich mir das bloß ein, aber das glaube ich nicht. Sie haben einen Weg gefunden, mich fertigzumachen.
    Joe saß in seiner Dienstwohnung und las die letzten Seiten des Buchs erneut. Wäre Will doch präziser gewesen!
    Wer waren »sie«? Was meinte er damit, dass »sie« in seinem Kopf waren? Und falls er recht hatte: Wie konnten »sie« sein Handeln überwachen, wie er behauptete?
    Dann las er den

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