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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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durch den Kopf ging.
    »Stella, ich hab so was nie genommen. Jemand muss es mir verabreicht haben, und zwar vor meinem Aufbruch Richtung Thorofare. Seit der Ankunft in Jackson hab ich mich unwohl gefühlt; das dürfte also schon länger so gehen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Vermutlich ist Will das Gleiche passiert, und jemand hat auch ihm regelmäßig Schlafmittel verabreicht. Er stand unter großen Belastungen, und falls er von den Medikamenten nichts wusste, war es umso schlimmer für ihn, und er dachte, er wird wahnsinnig. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er etwas Schreckliches tat.«
    Sie wirkte angeschlagen, und ihr Gesicht war bleich. Sie wusste etwas – aber was?
    »Du kommst doch heute Abend zu unserer Party?«, fragte sie plötzlich.
    Joe richtete sich auf. »Das hatte ich, offen gestanden, ganz vergessen. Ich hab nicht mal dein Einladungsschreiben beantwortet.«
    »Du musst kommen.« Sie ergriff seine Hand.
    »Warum? Diese Party scheint nicht so ganz mein Ding zu sein.«
    »Es bedeutet mir sehr viel.« Sie versenkte ihren Blick in seinen Augen. »Es ist unerlässlich . Ich sorge dafür, dass du auf die Gästeliste kommst, die der Geheimdienst bis heute Mittag verlangt.«
    »Stella … «
    »Was du mir eben erzählt hast, erklärt alles. Mir ist ein Licht aufgegangen. Aber ich muss nachdenken und mich vergewissern, auf der richtigen Spur zu sein.«
    »Wovon redest du?«
    »Bis heute Abend.« Sie nahm ihre Jacke und schob sich aus der Nische. »Dann wird sich alles zusammenfügen, und alle, die wir brauchen, sind in einem Zimmer versammelt.«
    Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Er wollte glauben, dass sie auf seiner Seite stand, auf Wills Seite. Dass sie auf ihre eigene Art und Weise dazu beitragen würde, das Rätsel um seinen Tod zu lösen.
    Als wollte sie seine Gedanken untermauern, kam sie um den Tisch herum und küsste ihn auf den Mund. Ihre Lippen waren warm und weich, und als sie das Sportsman’s Café verließ, ohne sich noch mal zu ihm umzudrehen, konnte er sie noch immer auf den seinen spüren.
    Er brauchte einen Moment, um wieder klar zu denken und sich zu erheben. Kaum war er aufgestanden, fiel ihm auf, dass Ed ihn über die Schwingtüren hinweg ansah.
    »Sagen Sie es nicht«, brummte Joe. Dunkle, schuldbeladene Gewitterwolken hatten begonnen, sich in seinem Gewissen aufzutürmen.
    »Genau wie Will«, bemerkte Ed dennoch.

32. KAPITEL
    »Mindestens einmal täglich holt er die Vögel aus dem Käfig«, sagte Bello während der Fahrt. »Er lässt sie fliegen und legt Futter für sie aus oder hält es in der Hand. Und die Viecher kommen im Sturzflug, um es zu fressen.«
    »Er richtet die Tiere zur Jagd ab«, erwiderte Barnum. »Und den Sturzflug nennt man Niederstoßen.«
    »Mir doch egal, wie das heißt. Mich interessiert nur, dass er das jeden Tag macht, meist nachmittags.«
    Der Ex-Sheriff spürte Ärger in sich aufsteigen, sagte aber nichts. Bello sollte nicht so mit ihm reden, fand er. Allmählich hatte er die Nase gestrichen voll davon, dass die Leute ihm keinen Respekt mehr zollten.
    »Wie ich Ihnen schon sagte« – Bello bog mit seinem Geländewagen von der Landstraße auf den Weg zum Steinhaus am Fluss – »führt diese Strecke zunächst über einen Hügelkamm, der etwa dreihundert Schritt von seinem Haus entfernt liegt. Er sieht ankommende Fahrzeuge also erst, wenn sie oben sind. Während der Observierung hab ich dort Sandsäcke deponiert, hinter Salbeisträuchern. Er hat dabei nicht ein Mal in meine Richtung geschaut. Die Säcke sind hundert Schritt voneinander entfernt. Wir können ihn also aus verschiedenen Winkeln ins Visier nehmen.«
    »Und wenn er uns kommen hört? Die Luft hier draußen trägt Motorengeräusche ziemlich weit.«
    »Deshalb gehen wir die letzten anderthalb Kilometer zu Fuß. Ich schätze, Ihre alten Beine schaffen das noch.«
    »Arschloch«, knurrte Barnum und gab sich keine Mühe mehr, seinen Zorn zu verhehlen.
    Bello lachte trocken. »So gefallen Sie mir, Sheriff.«
    Ihre Gewehre lagen mit jeweils nach unten gerichteter Mündung neben ihnen. Bellos .300er Winchester Magnum war samtlackiert und besaß einen enormen Leupold-Sucher. Daneben sah Barnums alte .270er – so Bello – wie der Schießprügel eines Hinterwäldlers aus.
    »Vierzig Wapitis und ein betrunkener Mexikaner mit Schaufel sind da anderer Meinung«, hatte Barnum gekontert.
    Als sie am Vorabend in Bellos Hotelzimmer zusammensaßen, hatte dieser dem Sheriff die Geschichte

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