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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Der eine Nachbar hatte die Bodendecker links und die blühenden
Pflanzen rechts, der andere Bodendecker hinten, Blumen vorne und so fort.
    Frederics
Vorgarten wies nur Bodendecker auf, dazwischen standen allerdings einige nett
arrangierte Blumenkübel. Diese Lösung kam mir nicht ungeschickt vor.
    Es war
Dienstagvormittag, und so rechnete ich natürlich nicht damit, dass Frederic mir
die Tür öffnete.
    Seine holde Gattin
Gina stand in Satinleggings und einem knappen, viel zu kleinen Oberteil vor
mir, die Haare hochgesteckt und mit einem Schweißband geschützt, das Gesicht
nur leicht gerötet. Sie konnte höchstens zehn Minuten Sport getrieben haben.
    »Du bist Michael,
stimmt’s?« Sie sprach meinen Namen tatsächlich englisch aus. Das kommt davon,
wenn man zu viele amerikanische Aerobic-Videos aus den Achtzigern anschaut,
dachte ich, lächelte aber tapfer und betrat die Wohnung.
    »Puh, ich bin
schon früh aufgestanden und habe trainiert und dabei wohl die Zeit vergessen.
Kann ich dir etwas anbieten?«
    Begleitet wurde
dieses Angebot von einem hüftschwingenden Gang in die Küche.
    Ich folgte artig.
Die Wohnung wirkte sauber, aber nicht sehr aufgeräumt. Ich vermutete, dass mein
Cousin die Verantwortung für die Reinlichkeit seines Hauses in die Hände einer
Putzfrau gegeben hatte.
    »Wenn ich
trainiert habe, gönne ich mir meinen Kaffee immer mit einem Schuss Sahne.
Trinkst du ihn auch so?«
    »Ja, gern, und mit
zwei Stück Zucker, bitte. Ohne Training«, fügte ich hinzu.
    »Das ist mein
Besuch, Gina. Lass den armen Jungen in Ruhe.«
    Die alte Dame, die
diesen zornigen Befehl erteilt hatte, stand so plötzlich in der Küchentür, dass
ich mir nicht erklären konnte, wie jemand mit einer Gehhilfe in der Hand so
schleichen konnte. Tante Gisela hatte die Figur einer Heuschrecke, sah aber
deutlich weniger sprungfähig aus. Ihre grauen, leicht gewellten Haare trug sie
streng und kurz, die Brille war zwar dezent, aber die Augen dahinter sahen so
groß aus wie bei einer Fliege. Die Nase war toll. Nicht zu groß, aber
wunderschön geschnitten. Ihr Mund war im Lauf der Jahre sehr schmal geworden.
    »Komm mit mir,
Michael. Ich habe mein eigenes Reich. Den Kaffee kannst du mitnehmen. Bei mir
gibt es nur Tee. Den aber mit Rum.«
    Sie hatte sich
bereits wieder umgedreht, und mir blieb nur ein höfliches: »Guten Morgen, Tante
Gisela.« Gina lächelte ich entschuldigend zu und folgte meiner Tante in eine
Wohnung, die nur aus einem Zimmer bestand. Ganz geschickt und offensichtlich
nachträglich war an der kurzen Wand des Raumes eine kleine Küchenzeile
eingebaut worden. Hier konnte man sicherlich kein Vier-Gänge-Menü kochen, aber
es gab eine elektrische Herdplatte, einen Wasserkocher und ein kleines
Waschbecken. Auf angenehme Art amüsiert, stellte ich fest, dass in dem Zimmer
meiner Tante zwar Sauberkeit, aber auch ein kleines Chaos aus Büchern,
Fotoalben und Strickzeug herrschte. Mindestens drei Bücher lagen aufgeschlagen
auf ihrem flüchtig geordneten Bett. Ein runder, zierlicher Tisch und zwei
Sessel bildeten die Besucherecke des Appartements. Hier ließ ich mich mit
meinem Kaffee erst einmal nieder, während Tante Gisela sich einen Tee
zubereitete.
    »Gina ist eine
hohle Nuss, aber wenigstens stört sie nicht sonderlich. Ich konnte Frederic in
dieser Beziehung nie verstehen. In meiner Jugend war ich klug und schön. Solche
Frauen muss es doch heute auch noch geben, oder?« Sie schaute mich mit den
optisch vergrößerten Augen an. »Wie ist denn deine Freundin so?«
    »Ich habe momentan
keine Beziehung.«
    »Dann bist du noch
dümmer als mein Sohn.«
    Darüber konnte man
geteilter Meinung sein, aber ich war auch nicht gekommen, um mit meiner alten
Tante über mein Liebesleben zu diskutieren.
    Das sah Tante
Gisela offenbar ähnlich, denn sie fragte gerade heraus: »Was treibt dich zu
mir, Michael? Man besucht alte Damen nicht einfach nur so.« Sie schlurfte vernehmlich
ihren Tee, und der Duft nach gutem alten Jamaika-Rum wehte zu mir herüber.
    »Nun«, erwiderte
ich galant, »der Grund meines Besuches eilt nicht so sehr. Erzähl mir doch erst
einmal, wie es dir geht, Tante Gisela.«
    Ich hätte meine
Tante besser kennen sollen. Sie schnaubte und knallte ihre Teetasse auf den
Tisch. »Mein wertes Befinden geht nur noch meine Krankenkasse oder den
Rententräger etwas an, und hier gilt: je schlechter, desto besser.« Sie machte
eine Pause. »Früher habe ich immer gedacht, der Verstand ist das Wichtigste,
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