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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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an.
    »Von dem alten
Jörg Winter ist eigentlich nicht mehr so viel übrig geblieben. Er lebt nun im
Wohnverbund einer psychiatrischen Klinik. Dort sorgt man gut für ihn, und er
hat mittlerweile Freunde gefunden. Zwar ist er nicht so eingeschränkt, dass er
von morgens bis abends betreut werden muss, aber sein altes Leben existiert
praktisch nicht mehr.« Beinahe wütend biss Martin nun doch in seinen Hamburger.
Remoulade quoll aus dem Brötchen und kleckste auf den Teller.
    Mit so einer
Geschichte hatte ich nicht gerechnet. Die Tragödie dieses Mannes kam mir
beinahe schlimmer vor als der Tod.
    Einige Minuten
saßen wir schweigend da, dann sagte ich: »Martin, ich danke dir aufrichtig für
deine Bemühungen. Du hast nicht lockergelassen und du kannst nichts dafür, dass
uns der Ausgang der Nachforschungen nicht gefällt. Ich wähle dann doch lieber
den Heldentod. Im Übrigen weiß ich nun, warum ich sterben werde.«
    Martin sah mich
überrascht an, und ich erzählte ihm von den neuesten Entdeckungen.
    Als ich Martin
schließlich zur Tür begleitete, wusste ich, dass ich einen wirklichen Freund
gewonnen hatte, ungeachtet der Frage, wie oft wir uns überhaupt noch sehen
würden.
    Im Flur drehte er
sich noch einmal um und sagte leise: »Michael, wir wissen nicht, wie viele
Personen mit Amelie gesprochen haben und dennoch leben. Man erfährt immer nur
von den Fällen, die, na ja, schiefgelaufen sind.«
    »Ist schon gut,
Martin.«
    Nichts war gut,
aber damit wollte ich mich jetzt nicht beschäftigen.
    Ich suchte
stattdessen nach der Telefonnummer meines Autors Andreas Nüßing und hoffte,
dass er jetzt endlich erreichbar war. Er musste bei seiner Recherche zu dem
Roman eine Menge über die Familie Hovermann herausgefunden haben.
    Für mich war das
alles nicht länger eine alte Geschichte einer fremden Familie. Vielmehr hatte
ich so eine Ahnung, dass mit dem Auftauchen von Cornelia Nüßing vor meiner
Haustür etwas ins Rollen gekommen war. Nein, eigentlich hatte es viel früher
begonnen: als ich das erste Manuskript von Andreas Nüßing auf meinen
Schreibtisch bekommen und beschlossen hatte, es zu veröffentlichen. Mein
Schicksal hatte auf mich gewartet, so pathetisch das auch klang. Vielleicht
geriet mein Leben gar nicht aus den Fugen, sondern legte sich gerade in die
vorgesehene Fassung.
    Die Erkenntnis,
dass Andreas Nüßing sich auch diesmal nicht melden würde, ließ mich mehr als
besorgt auf den Telefonhörer blicken. Kurz entschlossen zog ich die Karte des
Hauptkommissars hervor und tippte die Nummer ein. Nach dreimaligem Tuten
ertönte ein unverständliches Knurren.
    »Hauptkommissar
Delbrock?«
    »Am Apparat.«
Dieses Mal verstand ich den knurrenden Laut deutlicher.
    »Oh, hallo. Hier
ist Michael Schubert. Es geht um Herrn Andreas Nüßing.« Ich machte eine Pause,
um ihm die Möglichkeit zu einer Reaktion zu geben. Es kam keine. »Er ist leider
noch immer unerreichbar. Vielleicht wäre es im Hinblick auf die bisherigen
Ereignisse keine schlechte Idee, eine kleine Fahndung einzuleiten?«
    »Was befürchten
Sie, Herr Schubert?«
    Derartige Fragen
beantwortete ich seit einigen Tagen deutlich anders: »Mord und Totschlag,
Entführung, Selbstmord.«
    Delbrock atmete
ruhig in den Hörer. Dann sagte er: »Nun, in der Reihenfolge kaum machbar. Wir
haben Herrn Nüßing bereits gestern in eigener Sache zur Fahndung ausgerufen.«
Er wollte sich gerade verabschieden, als ihm noch eine Frage einfiel: »Hat die
Schwester Sie beauftragt?«
    »Nein, ich mache
mir als sein Lektor und Verleger Sorgen.«
    Ich machte mir
auch Sorgen um seine Schwester, weil sie das Verschwinden ihres Bruders nicht
zu kümmern schien. Das sagte ich dem Hauptkommissar natürlich nicht.
    Die nächsten
Stunden verbrachte ich damit, einige Bankgeschäfte zu erledigen, Papiere zu
ordnen und die eine oder andere unmännliche Träne wegzudrücken.
    Dann hatte die
Selbstkasteiung ein Ende. Ich gönnte mir eine halbe Stunde im Bad und schnappte
mir dann meine Autoschlüssel. Ich hatte nur noch zwei Tage, und die wollte ich,
verdammt noch mal, mit Cornelia verbringen.
    Hastig trat ich
zur Tür hinaus, blieb aber mit der Jackentasche an der Türklinke hängen und
hörte mein Telefon klingeln.
    Ich konnte es noch
so eilig haben, aber niemals würde ich es schaffen, ein Telefonklingeln zu
ignorieren. Mit der einen Hand untersuchte ich den Schaden an der Jacke, mit
der anderen führte ich den Hörer zum Ohr. »Schubert.«
    »Hier ist Harald
Schlieman. Sie

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