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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hatte
sich so plötzlich aufgerichtet, dass mir ihr Ellbogen heftig in die Rippen
gefahren war. »Was soll das heißen, du lebst nicht mehr lange?«
    Energisch zog sie
sich ihren Pullover zurecht, während ich mir die schmerzende Körperstelle rieb.
»Das war doch nur so dahergeredet. Hohe Cholesterinwerte, stressiger Job, liest
du keine Statistiken?« Ich versuchte zu scherzen und wurde rot unter ihrem
durchdringenden Blick.
    »Das ist es also.
Deshalb gehst du nicht mehr arbeiten, obgleich vor der Frankfurter Buchmesse
Hauptsaison für Lektoren ist. Daher deine Gleichgültigkeit gegenüber bestimmten
Dingen. Und jetzt verstehe ich auch, warum ein Mann wie du sich mit einem
Ordensbruder verabredet. Du willst dich umbringen.«
    Sie griff nach dem
Schälchen mit Tiramisu und aß zwei, drei Löffelchen. Dann schob sie die Schale
angewidert von sich.
    »Und ich war jetzt
wohl die Henkersmahlzeit.« Zu meiner Verblüffung, nein, Bestürzung sprang sie
auf und suchte ihre Sachen zusammen.
    Irritiert fuhr ich
mir durch die Haare, mehrmals. »Wie kommst du darauf, dass ich mich umbringen
möchte?«, fragte ich. »Cornelia, so beruhige dich doch. Komm mal her.«
    Sie hielt
tatsächlich inne und sah mich mit feuchten Augen an. »Ich habe so etwas schon
einmal durchgemacht.« Ihre Stimme wurde sehr leise. »Diese Gleichgültigkeit
gegenüber den alltäglichen Dingen, das Bestreben, alles geregelt zu
hinterlassen. Notartermine, Bankgeschäfte, du weißt ja wohl, was ich meine.«
    Eher unbewusst
schaute sie zu meiner Küche, und erschrocken fiel mir ein, dass ich auf dem
kleinen Küchentisch meine gesamten Unterlagen sortiert hatte. Dort lag auch ein
Notizzettel mit der Telefonnummer und der Klosteradresse von Martin Albrecht.
Auch wenn es ungehörig war, in den Sachen anderer Menschen herumzustöbern,
offensichtlich hatte Cornelia dringend wissen wollen, was ich vor ihr verbarg.
    »Cornelia, ich
habe mit allen Mitteln versucht, das, was gerade passiert ist, nicht
voranzutreiben, und dennoch – hätte ich gewusst, wie schön es mit dir ist,
hätte ich dich wahrscheinlich gegen alle Bedenken schon am ersten Tag verführt.
Und nun setz’ dich zu mir, ich erzähle dir meine Geschichte.« Auffordernd
klopfte ich auf die Polster. »Danach kannst du immer noch gehen«, fügte ich
bittend hinzu.
    Und sie setzte
sich, nicht neben mich, aber gegenüber.
    Nun war Cornelia
also neben Martin die zweite Person, der ich von meinem Erlebnis am Strand
berichtete. Inzwischen konnte ich allerdings schon die Erkenntnisse von Martins
Recherche einfließen lassen, sodass die Geschichte nicht allzu phantastisch
klang.
    Cornelia hing an
meinen Lippen, und ihre Miene verriet abwechselnd Erstaunen und Ungläubigkeit,
Mitleid und Spott. Als ich geendet hatte, überwog offenbar das Gefühl von
Mitleid, denn sie sagte: »Diese arme Frau. Es muss schrecklich sein, sich ein
Leben lang vorzuwerfen, man hätte den geliebten Mann retten können.« Sie sah
mich an, aber Mitleid mit mir konnte ich in ihren Augen nicht entdecken.
    »Weißt du,
Michael, in meinem Beruf begegnen mir oft Schriften über Prophezeiungen, Flüche
und dergleichen mehr; meistens glaube ich nicht an so etwas. Ich habe einmal
von einem ähnlichen Fall gehört. Es war auch irgendwo an der Küste. Die
Menschen dort sind wohl abergläubischer als anderswo. Es gab da einen Friedhof,
auf dem einigen Menschen ebenfalls eine Frau erschienen sein soll, die sie vor
ihrem bevorstehenden Tod warnte. Es geschah nicht oft, höchstens zweimal im Jahr,
aber diese Frau lag mit ihren Prognosen fast immer richtig. Und sie wurde über
einen Zeitraum von sechzig Jahren gesehen.«
    Cornelia machte
eine Pause und warf mir einen forschenden Blick zu. Ganz ehrlich, nichts wäre
mir lieber gewesen, als dass sie eine logische Erklärung für Amelies
Erscheinung anbot.
    »Ein findiger
Journalist beschäftigte sich mit dieser Story, und er fand heraus, dass dort
zwei Frauen ihr Unwesen trieben. Erst war es die Mutter, später die ihr sehr
ähnlich sehende Tochter, die den Besuchern des Friedhofes die unglücklichen
Botschaften brachte. Aber diese Frauen sorgten auch dafür, dass ihre
Prophezeiungen sich erfüllten. Zunächst einmal arbeitete die Ältere in einem
Krankenhaus und konnte herausfinden, wer sehr krank, selbstmordverdächtig oder
anderweitig gefährdet war. Auf diese Weise suchte sie sich die passenden
Kandidaten aus. Und dann haben diese beiden Frauen aber auch bei Leuten, die
doch nicht sterben wollten,

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