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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Dinge ein, die gegen meine Integrität
sprachen, und ich sah es an ihren Augen, dass sie sich in Rage redete. Was sie
anbrachte, war nicht so leicht von der Hand zu weisen, doch warum sprach sie es
jetzt an, ausgerechnet heute Abend?
    »Als mir mein
Bruder damals von seinem Lektor erzählte, entstand bei mir das Bild eines
arbeitswilligen Karrieremannes, der aber gleichzeitig nichts und niemanden so ganz
ernst nimmt oder gar an sich heranlässt.« Sie ließ mir Zeit, diese Worte als
eine Botschaft zu verstehen, und strich sich unterdessen eine Haarsträhne aus
dem Gesicht. Dann ging es weiter. »›Der Kerl hat viel zu bieten und lebt noch
immer allein. Das spricht ja wohl Bände.‹ Originalton Andreas Nüßing vor etwa
drei Jahren.«
    »So hat mein Autor
mich beschrieben?« Ich war ehrlich bestürzt. Das konnte ich auch mit viel gutem
Willen nicht als Kompliment verstehen.
    Cornelia schaute
mich an und schüttelte den dunklen Haarschopf. »Bei dir passt einfach nichts
zusammen. Ich meine, was tun wir hier? Wir essen nun schon den dritten Abend in
Folge miteinander, verbringen die meiste Zeit des Tages mit seltsamen
Recherchen, bei denen es mal um deine, mal um meine Familie geht und …« Sie
verlor den Faden, ließ die Hände hilflos in den Schoß fallen und senkte den
Kopf. »Und außerdem muss ich in zwei Tagen nach Paris.«
    Jeder andere Mann
hätte schon an Cornelias traurigem Gesicht erkannt, dass sie nur allzu bereit
war, unsere Beziehung auf eine andere Ebene zu heben. Ich aber gab den
vollendeten Sozialautisten und sagte betont erfreut: »Paris, das ist doch toll!
Hast du einen interessanten Auftrag dort?«
    »Ist doch ganz
egal.« Jetzt weinte sie sogar. »Wir haben Clemens’ Leiche noch nicht gefunden,
und mein Bruder wird vermisst. Mindestens ein Mörder läuft frei herum, und in
diesem Augenblick bekommt die alte Agathe bestimmt wieder eine Dosis Gift
verabreicht.«
    Ich liebte
Cornelias theatralische Art. Wie sie mich mit tränenverschleierten Augen
anschaute, sah sie genauso süß aus wie meine Portion Tiramisu, die halb
gegessen vor mir stand. Doch mein Beschützerinstinkt hielt mich davon ab, sie
endlich in den Arm zu nehmen. Was würde ich ihr antun, wenn ich bereits morgen
wieder aus ihrem Leben verschwand? Doch eine andere, eigennützige Stimme in mir
ermunterte mich. Was tust du ihr an, wenn du sie jetzt abweist?
    In dem Bestreben,
sie so unverfänglich wie möglich zu trösten, ließ ich meinen Dessertlöffel
fallen und setzte mich zu ihr. Die gebräunte Haut ihres Dekolletés schimmerte
beinahe golden, und sie duftete nach Vanille und süßem Kuchen.
    Ich streckte einen
Arm hinter ihrem Rücken aus und stützte mich auf die Couch. Mit der freien Hand
tätschelte ich leicht ihren Oberarm. Wenn Cornelia sich nun zurücklehnte, lag
sie in meinen Armen. Und sie lehnte sich zurück. Ganz langsam, wie zufällig.
Die behutsame, tröstende Berührung ihres Oberarms wurde zu einem zärtlichem
Streicheln. Meine Finger spielten auf ihrer Haut, als wollten sie ein Bild
malen, und es schien ihr sehr zu gefallen. Langsam ließ sich Cornelia mit ihrem
ganzen Gewicht auf meine Brust sinken. Lan- ge würde ich diese Stellung nicht
mehr halten können.
    Und dann drehte
sie sich plötzlich um und küsste mich. Sie tat es erst sehr vorsichtig und
schaute mir dabei in die Augen. Was sie dort sah, musste sie ermuntert haben,
denn nun drehte Cornelia sich mit ihrem gesamten prachtvollen Körper um und
küsste mich lang und innig. Ihre Lippen fühlten sich kühl und weich an, und ich
schalt mich einen Esel, dass ich nicht vom ersten Tag an meine wenige noch
verbleibende Zeit genau damit verbracht hatte. Ihr locker sitzender Pullover
rutschte ein wenig über die Schulter, und ich konnte nicht anders, ich musste
berühren, was sich mir zeigte.
    »Michael?«
    »Mmh.«
    »Du bist ein gut
aussehender Mann, das weißt du, nicht wahr?«
    Diesmal brummte
ich nicht einmal.
    »Du hast doch
einen interessanten Beruf, bist ein höflicher Mensch. Warum lebt jemand wie du
ohne Partnerschaft?«
    Ich lag noch immer
mit geschlossenen Augen auf der Couch, das Hemd aufgeknöpft, die Hose als
Knäuel irgendwo am Fußende, und genoss im ganzen Körper dieses durch und durch
angenehme Gefühl nach einem schönen intimen Moment. Und so achtete ich gar
nicht darauf, was ich sagte.
    »Ich bin
bindungsunfähig und habe nicht mehr lange zu leben. Soll ich uns eine Decke
holen, Liebling? Autsch.« Empört setzte ich mich auf.
    Cornelia

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