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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Frau gewesen sein, dass sie tatsächlich alles hinter sich gelassen hat.«
    »Ja, mein Kind, so
habe ich das damals auch empfunden. Ich war gerade Novizin im Kloster, als
Dorothee verschwand.«
    »Warum hat sie
wohl das Kreuz mitgenommen? Nur durch das handgefertigte Kreuz ist Michael auf
diese Spur gekommen.«
    »Gottes Wege sind
so wunderbar, das man es sich nicht besser ausdenken könnte. Dorothee nahm
einst das Familienkreuz mit und trennte alle alten Bande, und dieses Kreuz
führt nun wieder zusammen, was zusammengehört.«
    Unwillkürlich warf
ich einen Blick auf das ganz andersartige Kreuz, das im Zimmer der alten
Klosterschwester an der Wand hing, und ein kleiner Schauder lief mir über den
Rücken. In diesem Moment fühlte ich mich meiner unbekannten Großmutter sehr
nahe. Ich konnte gut verstehen, warum sie gerade das ungewöhnliche Kreuz aus
ihrem Elternhaus mitgenommen hatte.
    »Kurz bevor
Dorothee mit diesem Holländer wegging – denn sie ging nicht allein –, also
wenige Wochen davor hat sie mir erzählt, wie verzweifelt sie war. Sie haderte
mit dem, was ihr passiert war, und manchmal haderte sie sogar mit unserem
Herrgott und mit ihrem Glauben. Aber sie sagte, wenn sie dann zu dem
Familienkreuz ging und den Jesus betrachtete, dann wurde ihr wieder warm ums
Herz, und sie fühlte sich ein klein wenig getröstet. So hat sie es mir erzählt.
Und ich habe diese Geschichte in meiner Zeit als Nonne vielen jungen Mädchen
erzählt. Ich glaube, Dorothee hat das Kreuz mitgenommen, um in der Ferne ihren
Glauben nicht zu verlieren. Könnte es einen besseren Grund geben?«
    Die letzten Worte
waren immer leiser gekommen, und ich fürchtete, dass wir der alten Dame doch zu
viel zumuteten. Um ihr eine Pause zu gönnen, ergriff ich das Wort und erzählte
ihr von meiner Mutter, der Tochter von Dorothee. Ich schmückte einiges aus und
griff in erster Linie auf Anekdoten zurück, sodass Agathe einige Male
schmunzelte und mir schließlich mit dem Finger drohte: »Michael, das glaube ich
dir jetzt nicht.«
    Aber irgendwann
wurde die alte Dame in ihrem Bett unruhig, seufzte schwer und wirkte plötzlich
unkonzentriert. Cornelia holte Sybille Hovermann, und wir verabschiedeten uns
eilig.
    Offensichtlich
hatten die Beschwerden, von denen Sybille uns erzählt hatte, wieder eingesetzt.
Ich hielt das bei einem so alten Menschen für nichts Ungewöhnliches, doch
Cornelia überraschte mich im Auto mit den Worten. »Ich glaube, jemand will die
alte Dame langsam vergiften.«
    »Wie bitte?« Ich
fuhr durch die schmale Straße mit den netten Reihenhäusern und den angelegten
kleinen Gärten, in der sich auch das Haus von Sybille Hovermann befand. Als mir
ein dunkler Volvo entgegenkam, musste ich bremsen. Diese Straße mit ihren
kleinen Inseln, wie sie so gern zur Verkehrsberuhigung eingesetzt wurden und
jeden Autofahrer zum unfreiwilligen Sklaven einer Kleinsiedlung machten, war zu
schmal für zwei Autos.
    Der Volvo glitt an
uns vorbei, hielt und fuhr zwei, drei Meter zurück. Die Fensterscheibe senkte
sich, und Hauptkommissar Delbrock streckte seinen Haarschopf heraus.
    »Warum bereiten
Sie sich nicht auf die Buchmesse vor, wie alle anderen Lektoren? Stattdessen
treffe ich Sie schon wieder an einem verdächtigen Ort. Guten Tag, Frau Nüßing.«
    »Ich habe meine
Verwandten besucht.« Ich hoffte, so unschuldig dreinzublicken, wie ich mich
fühlte.
    »Ihre Verwandten?
Haben Sie die Seiten gewechselt?«
    Ich genoss seine
Überraschung und erzählte ihm etwas umständlich von den neuesten Erkenntnissen.
Zu meinem Leidwesen machte Cornelia unseren harmlosen Eindruck zunichte. Sie
beugte sich ungeniert über mich hinweg, wobei sie sich mit einer Hand an meiner
Kopfstütze festhielt, und sagte: »Kommissar Delbrock, versuchen Sie eine
Haarprobe der alten Frau Hovermann zu bekommen. Ich glaube, jemand vergiftet
sie ganz langsam.«
    »Sie kommen jetzt
erst einmal beide in mein Auto«, zischte Delbrock uns zu, der nun seinerseits
die Straße freigeben musste.
    Zehn Minuten
später befanden wir uns endlich auf der Hauptstraße. Cornelia schmollte ein
wenig, weil der Hauptkommissar sie darauf hingewiesen hatte, sie müsse mit
derartigen Verdächtigungen vorsichtig sein. »Sonst finden wir Sie, junge Dame,
mal ganz fix mit einer Bleivergiftung vor. Der Mörder, der da noch frei
herumläuft, ist kein Spaßvogel.«
    Eine steile Falte
stand zwischen ihren Augenbrauen, und sie saß auf dem Beifahrersitz wie ein
Teenager in der Schulbank, die Beine

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