Todsünde (German Edition)
nämlich heute Nachmittag zu Robert und er hat mir nicht aufgemacht.“
Sie fragte sich inzwischen nur eines: Wollte er nicht aufmachen oder konnte er nicht?
„Lindsay! Hör mir gut zu, ja? Du sagst am besten so wenig wie möglich und lässt mich reden. Ich kläre das schon, keine Sorge.“
„Okay“, sagte Lindsay, und während Tommy die Polizisten reinließ, lief sie schnell in die Küche, um die Töpfe vom Herd zu nehmen. Dies dürfte eine Weile dauern.
Als sie kurz darauf ins Wohnzimmer kam, standen zwei Polizisten im Raum, ein männlicher und ein weiblicher, die sich als Detective Snider und Detective Danes vorstellten.
„Setzen Sie sich!“, forderte Detective Danes die Geschwister auf, woraufhin die beiden sich auf die Couch setzten. Die Cops blieben weiterhin stehen und blickten ein wenig furchteinflößend auf sie herab.
„Worum geht es denn, Detectives?“, fragte Tommy, obwohl er ziemlich genau wusste, weshalb sie hier waren.
„Kennen Sie einen Robert Geller?“
„Ja, das ist der Freund meiner Schwester“, antwortete Tommy und zeigte auf Lindsay, die nur nickte.
„ Es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Mr. Geller heute Abend tot in seinem Apartment aufgefunden haben.“
„Aaah!“, entfuhr Lindsay ein merkwürdig klingender Ton. Sie starrte die Polizistin schockiert und fassungslos an. Was hatte die da eben gesagt? Sie musste sich verhört haben.
„ Wann haben Sie Mr. Geller zum letzten Mal gesehen?“, übernahm nun Detective Snider. Er war Ende zwanzig und hochgewachsen, mit blondem Haar und einem Schnurrbart.
Lindsay blickte zu Tommy hinüber. Eine Million Dinge gingen ihr durch den Kopf: Robert war tot! War es ein Unfall gewesen? War er ermordet worden? Konnte Tommy etwas mit dem Mord zu tun haben? Hatte er sie belogen? Was sollte sie den Cops sagen? Und wie viel? Würde sie Tommy dadurch belasten? Robert war tot! Robert war tot.
„ Bitte denken Sie gut nach, Miss Scott“, wandte sich Detective Danes direkt an sie.
Die Frau war weitaus vertrauensvoller als der der unerfahren wirkende junge Detective Snider. Sie war geschätzte Ende dreißig, vielleicht schon vierzig, und schien bereits einige Dienstjahre auf dem Buckel zu haben. Sie hatte kurzes rötliches Haar und trug im Gegensatz zu den meisten weiblichen Cops im Fernsehen flache schwarze Polizistenschuhe.
Lindsay hatte sich schon oft gefragt, wie die Polizistinnen wohl in High Heels ihre Täter jagten. Warum ihr jetzt gerade dies einfiel, war ihr ein Rätsel. Sie fühlte sich eh wie in Trance, als wäre das gerade gar nicht echt. Das Merkwürdigste war, dass sie nicht weinte. Sie hätte gedacht, dass sie bei solch einer Nachricht in Tränen ausbrechen würde. Doch sie war viel zu geschockt, das alles war noch zu unwirklich.
„ Miss Scott?“, hakte Detective Snider nach.
Lindsay musste scharf nachdenken. „Ich habe Robert zuletzt am Samstag gesehen. Bis um ca. 17:30 Uhr, dann bin ich nach Hause gegangen.“
„Ist Ihnen zu dem Zeitpunkt irgendetwas an Mr. Geller aufgefallen? Wirkte er nervös oder besorgt?“
„Nein“, Lindsay schüttelte den Kopf. Er hatte wirklich nicht mehr allzu besorgt gewirkt, nicht mehr nach dem Sex mit ihr. Er schien sich ziemlich sicher gewesen zu sein, sie doch nicht verloren zu haben.
„ Was ist mit Ihnen, Mr. Scott? Wann sind Sie Mr. Geller zuletzt begegnet?“, wandte Detective Danes sich nun an Tommy.
Würde er die Wahrheit sagen?
„Das war Samstagnacht.“
„Und wie wirkte er da auf Sie?“
Tommy schwieg eine gefühlte Ewigkeit, doch er wusste genau, dass er jetzt nichts verschweigen durfte, das würde ihn nur noch mehr in die Sache reinreiten.
„Na, nicht sehr gut, denn ich hatte ihm gerade gewaltig eine verpasst.“
Lindsay sah, wie die beiden Detectives wachsame Blicke wechselten. Dann fragte Detective Danes: „Soll das heißen, Sie haben Mr. Geller geschlagen?“
„Ja, nachdem er meine Schwester aufs Übelste betrogen hat.“
„Er hat Sie betrogen, Miss Scott?“
Lindsay nickte.
„Damit sind Sie also beide tatverdächtig. Wir müssen Sie jetzt mit aufs Revier nehmen“, sagte Detective Snider streng.
Detective Danes sah dabei Lindsay tief in die Augen.
Bitte lass sie sehen, dass ich unschuldig bin, dachte Lindsay und ging ihren Blazer holen.
6
„Wir haben noch nicht die forensischen Ergebnisse und wissen daher noch nichts über den genauen Todeszeitpunkt. Wir müssen nun Ihrer beider Fingerabdrücke nehmen, um sie mit denen am Tatort zu
Weitere Kostenlose Bücher