Todsünde (German Edition)
verzweifelt.
Oh nein, das hatte sie bestimmt nicht für Tommy gewollt. Warum hatte sie ihm nur je von Roberts Eskapaden erzählt? Jetzt würde das alles eh ein Ende haben. „Ihr Bruder ist Robert Geller gegenüber handgreiflich geworden, konnte uns direkt die passende Todsünde nennen und er hatte eine Mordswut auf ihn“, sagte Detective Danes jetzt. „Er hatte ein Motiv, Ihren Freund zu töten, Miss Scott. Ich hoffe sehr für Sie, dass wir uns irren und Sie nicht gleich zwei geliebte Menschen auf einen Schlag verlieren.“
Lindsay durfte sich noch kurz von Tommy verabschieden und wurde dann von Detective Danes zum Ausgang begleitet.
Auf einmal fiel ihr etwas ein. „Es kann gar nicht Tommy gewesen sein!“
Detective Danes sah sie nicht sehr enthusiastisch an.
„Ich habe doch gestern noch mit Jess gesprochen, das ist meine beste Freundin. Und sie wusste davon, dass Tommy Robert eine reingehauen hat. Woher sollte sie es denn wissen, wenn Robert es nicht weitererzählt hätte?“
Jetzt wurde Detective Danes doch hellhörig. „Wollen Sie damit sagen, Mr. Geller habe dieser Jess davon berichtet?“
„Nein, Robert und Jess hatten nicht viel miteinander zu tun. Er muss es irgendjemand anders erzählt haben und so hat es die Runde gemacht, bis es bei Jess angekommen ist.“
„Schreiben Sie mir bitte Namen und Adresse Ihrer Freundin auf, damit ich auch sie befragen kann!“
„Ich hab hier ihre Karte.“ Sie holte eine von Jess Visitenkarten aus ihrer Handtasche, die sie ihr gegeben hatte, um eventuelle neue Kunden anzuwerben.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich hoffe wirklich, dass sich der Fall bald aufklärt.“
„Das hoffe ich auch“, sagte Lindsay traurig und ging.
7
Das hatte er nicht gewollt. Lindsay musste mit aufs Polizeirevier. Wie diese Polizistin – Detective Danes – sie ansah, so als würde sie wirklich in Betracht ziehen, dass Lindsay etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Ausgerechnet Lindsay, das Unschuldslamm, die immer nur das Beste in den Menschen sah.
Lindsay war der einzige Grund für ihn, zu leben, der einzige Grund, stark zu sein. Keiner wusste, wie es drinnen in ihm aussah. Nur er allein kannte seine grausamen Gedanken. Lindsay machte, dass sie aufhörten.
Er sah es als seine Aufgabe an, immer für sie da zu sein, sie zu beschützen, sie vor Bösem zu bewahren – und nur daran hatte er gedacht, als er in Roberts schickes Apartment eingedrungen war. Es war gar nicht so leicht gewesen, eine Gelegenheit zu finden, in der der Kerl völlig allein war, ständig war irgendein Flittchen bei ihm. Der Gedanke, dass er es zuerst mit einer von den dreckigen Schlampen trieb und danach Lindsay liebte, machte ihn krank.
Fest entschlossen hatte er auf ihn eingestochen, im Stockdunkeln. Noch ehe er etwas merkte, noch ehe er überhaupt richtig wach war, hatte er ihm auch schon seinen letzten Atemzug genommen. Ganz spontan war ihm die Idee mit dem Einritzen der Buchstaben gekommen. Ein toller Einfall! So würde jeder gleich sehen, warum der Typ gekillt worden war, ohne viele Erklärungen, ohne großes Rätselraten. Er hatte eine Todsünde begangen, eigentlich gleich mehrere, doch der Hochmut war wohl die größte.
Es hatte ihm einen unglaublichen Kick gegeben, die Buchstaben in Roberts Fleisch zu schneiden. Mit jedem neuen Ansatz wurde sein Grinsen breiter. Er bereute nur, dass er es nicht bei lebendigem Leib getan hatte, es wäre noch schöner gewesen, Robert dabei zuzusehen, wie er litt, wenn er ihm den Grund seines Todes auf so eindeutige Weise klarmachte.
Es hatte gut getan. Es war das Richtige gewesen, zumindest fühlte es sich richtig an. Er hatte die Welt von einem Schuft befreit, einem Betrüger, einem Lügner, einem Ehebrecher, einem arroganten Mistkerl. Er hatte es für sie getan. Nun hatte ihr Leid ein Ende.
Er wusste, dass die Polizei sie nicht festhalten würde, dazu fehlten ihnen die Beweise, und natürlich würden sie auch keine finden. Keine, die zu ihr führten. Und auch keine, die zu ihm führten, dafür hatte er gesorgt. Er hatte weder Fingerabdrücke noch die Tatwaffe hinterlassen, und er hatte ein Alibi.
Als er Lindsay das Revier verlassen sah, atmete er erleichtert auf. Jetzt konnte sie noch einmal von vorne anfangen. Nun konnte sie endlich glücklich sein.
Sie würde niemals erfahren, dass er es getan hatte, doch er wusste, dass sie ihm dankbar wäre. Unendlich dankbar.
8
Am nächsten Morgen riss sie das klingelnde Telefon aus dem Schlaf. Als sie auf den
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