Todsünde (German Edition)
sich Lindsay gegenüber. Sie schien die meiste Arbeit zu tun, der junge Detective Snider warf nur ab und an mal eine Bemerkung in den Raum.
Lindsay bemerkte, wie sie an ihrer Nagelhaut pulte, das tat sie immer, wenn sie nervös war. Wie sehr wünschte sie sich jetzt ein Stück Schokolade, oder besser noch eine ganze Tafel, es durften auch gleich mehrere sein.
„ Wie wütend war Tommy auf Mr. Geller?“
„Na ja, wütend halt. Er ist mein Bruder, er will mich beschützen.“
„Wie weit würde Ihr Bruder Ihrer Meinung nach dafür gehen, Sie zu beschützen?“
„Sie denken doch nicht etwa, dass Tommy Robert umgebracht hat, oder?“
„Nun ja, er war vielleicht der Letzte, der ihn lebend gesehen hat, das recherchieren wir noch. Er war in Rage und er hat selbst zugegeben, ihn geschlagen zu haben.“
„Ich weiß noch immer nicht, wie Robert eigentlich gestorben ist“, sagte Lindsay. „Etwa durch Tommys Schläge?“
„Nein. Durch Schläge nicht“, sagte Detective Danes und gab Detective Snider ein Zeichen, der daraufhin einen Umschlag hervorholte und ihn seiner Kollegin reichte.
„ Miss Scott, wenn Sie an Mr. Geller denken, welche Todsünde würde Ihnen da ganz spontan einfallen?“
Todsünde. Wo hatte sie dieses Wort erst kürzlich gehört?
„Mir fällt gerade keine ein, ich weiß nicht.“
„Ihr Bruder hatte sofort eine Antwort parat. Er sagte Hochmut .“
„Was genau bedeutet Hochmut?“ Lindsay konnte nicht mehr klar denken.
„Eitelkeit, Stolz, Übermut.“
„Ja, das trifft alles auf Robert zu, zu hundert Prozent.“
Sie konnte von Detective Danes Augen ablesen, dass die sich fragte, wieso in Gottes Namen Lindsay mit solch einem Mann zusammen gewesen war. Und so langsam fragte sie sich selbst dasselbe.
„Wieso wollen Sie das wissen?“
Detective Danes holte einige Fotos aus dem Umschlag und breitete sie vor Lindsay auf dem Tisch aus.
Sie fing sofort an zu weinen und die Bilder verschwammen vor ihren Augen.
Auf den Fotos war Robert zu sehen: Nackt, ans Bett gefesselt und blutig zerstochen. Auf seinem Unterleib, direkt über seinem besten Stück, war das Wort „Hochmut“ eingeritzt.
„Oh mein Gott, oh mein Gott. Wer hat das getan? Wieso hat man ihm das angetan?“
Detective Danes gab ihr ein Taschentuch. Sie schnäuzte sich und weinte weiter. „Das versuchen wir herauszufinden, und dafür brauchen wir Ihre Hilfe. Könnten Sie sich vorstellen, wer außer Ihrem Bruder noch einen Grund gehabt haben könnte, dies zu tun?“
Lindsay schüttelte schluchzend den Kopf. „Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er eine Menge Frauen gehabt hat. Vielleicht war da Eifersucht im Spiel, ein betrogener Ehemann oder so.“
„Eifersucht ist immer ein gutes Motiv“, sagte Detective Snider.
Lindsay blickte auf. Sie hatte die Anspielung genau verstanden. „Ich habe damit nichts zu tun, falls Sie das gerade andeuten wollten. Ich habe ihn geliebt.“
„Obwohl er Sie betrogen hat?“
„Ja, trotzdem. Es hatte diesen gewissen Charme … es war sehr schwer, von ihm loszukommen.“
Sie dachte an Robert und schwelgte einen kurzen Moment in Erinnerungen.
„ Noch eine letzte Frage, wo haben Sie sich in den letzten 48 Stunden überall aufgehalten?“
„Ich war die meiste Zeit zu Hause, und auf der Arbeit.“
„Machen Sie bitte eine Liste aller Orte und Zeiten, so können wir Ihr Alibi überprüfen, wenn wir den genauen Todeszeitpunkt bestimmt haben. Ein Officer wird gleich alles zu Protokoll nehmen. Wir werden uns sicher bald bei Ihnen melden.“
Lindsay dachte nach. „Wie kann es denn sein, dass Sie noch immer nicht den Todeszeitpunkt kennen? Ich dachte, das kann man ganz leicht erkennen?“
„Miss Scott“, sagte Schlauberger Snider, „so einfach ist das nicht. Der Forensiker vor Ort kann lediglich erkennen, ob der Körper noch warm ist, ob die Leichenstarre eingesetzt hat oder schon wieder vorüber ist … bei Mr. Geller hatte sich die Leichenstarre bereits gelöst, das bedeutet, dass er länger als 12 Stunden tot war. Genauere Erkenntnisse werden uns erst vorliegen, wenn die Leiche im Labor untersucht wurde. Dies geschieht zum jetzigen Zeitpunkt. Die Ergebnisse werden uns also sehr bald vorliegen.“
„Was ist mit Tommy?“
„Er steht unter dringendem Tatverdacht und muss erst einmal hierbleiben, zumindest die nächsten 24 Stunden, bis wir Genaueres wissen.“
„Sie können ihn doch nicht einfach einsperren, er ist doch kein Verbrecher, er hat mich nur verteidigt“, rief Lindsay
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