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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Spiel war, ist es manchmal unmöglich, die Todesursache zu ermitteln, es sei denn, es liegen andere Beweise vor. Geschosse zum Beispiel, oder auch tödliche Frakturen.«
    »Bei einigen der Opfer war laut dieser Obduktionsberichte der Schädel zertrümmert. Man zog daraus den Schluss, dass sie höchstwahrscheinlich im Schlaf erschlagen worden waren. Anschließend wurden die Leichen aus den Hütten gezerrt und auf mehrere Scheiterhaufen verteilt, um sie zu verbrennen.«
    Sie wandte sich einem anderen Foto zu. Noch ein Dokument der Hölle auf Erden. »So viele Opfer«, murmelte sie.
    »Und niemand konnte entkommen?«
    »Es muss alles sehr schnell gegangen sein. Viele der Opfer waren wahrscheinlich durch die Krankheit gehbehindert und konnten nicht davonlaufen. Es war schließlich ein Zufluchtsort für Schwerkranke. Das Dorf war von der Zivilisation abgeschnitten, es lag isoliert am Ende einer Straße in einem nach drei Seiten von Bergen umschlossenen Tal. Für eine größere Gruppe von Angreifern muss es ein Leichtes gewesen sein, das Dorf zu überfallen und hundert Menschen zu massakrieren. Und niemand konnte ihre Schreie hören.«
    Maura betrachtete das letzte Foto. Es zeigte ein kleines, wohl ursprünglich weiß getünchtes Gebäude mit Wellblechdach, dessen Wände von Rauch geschwärzt waren. Direkt vor dem Eingang lag ein weiterer Leichenhaufen, ein einziges Gewirr von Armen und Beinen, die Gesichter bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
    »Diese Klinik war das einzige Gebäude, das noch stand, da es aus Hohlblocksteinen erbaut war«, sagte Dean. »In diesem Haufen wurden auch die Leichen der beiden amerikanischen Krankenschwestern gefunden. Sie mussten von einem forensischen Anthropologen identifiziert werden. Er sagte, die Leichen seien so gründlich verbrannt, dass er vermutete, die Täter hätten einen Brandbeschleuniger benutzt. Würden Sie dem zustimmen, Dr. Isles?«
    Maura gab keine Antwort. Ihr Blick war nicht mehr auf die Leichen gerichtet, sondern auf etwas anderes, das sie weit mehr beunruhigte. Eine Entdeckung, die sie für ein paar Sekunden das Atmen vergessen ließ.
    Über dem Eingang der Klinik hing ein Schild mit einem unverwechselbaren Logo: Eine Taube im Flug, die ihre Flügel schützend über einen blauen Globus breitete. Ein Logo, das sie sofort erkannte.
    Es war eine Klinik von One Earth.
    »Dr. Isles?«, sagte Dean.
    Erschrocken blickte sie zu ihm auf, als sie merkte, dass er noch immer auf ihre Antwort wartete. »Es ist ... gar nicht so einfach, eine Leiche zu verbrennen«, sagte sie. »Der Wassergehalt ist zu hoch.«
    »Aber diese Leichen sind bis auf die Knochen verkohlt.«
    »Ja. Das stimmt. Also dürfte ... Sie haben Recht, es wurde wohl ein Brandbeschleuniger verwendet.«
    »Benzin?«
    »Benzin würde den Zweck erfüllen. Und es ist auch am leichtesten zu beschaffen.« Ihr Blick fiel wieder auf die Fotos der ausgebrannten Klinik. »Auch sind hier deutlich die Reste eines Scheiterhaufens zu erkennen, der später in sich zusammengefallen ist. Diese verkohlten Äste ...«
    »Hat das denn einen Einfluss, ob ein Scheiterhaufen verwendet wird oder nicht?«, fragte er.
    Sie räusperte sich. »Dadurch, dass die Leiche nicht auf dem Boden liegt, kann das schmelzende Fett in die Flammen tropfen, die dadurch ... heißer werden.« Abrupt raffte sie die Fotos zusammen und steckte sie wieder in die Klarsichthülle. Und dann saß sie da, die Hände auf dem glatten Kartondeckel des Ordners, während das, was sich darunter verbarg, sich wie ein Messer in ihr Herz bohrte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Agent Dean, würde ich mir die Autopsieberichte gerne in Ruhe durchlesen. Ich melde mich dann bei Ihnen. Darf ich den ganzen Ordner behalten?«
    »Natürlich.« Dean erhob sich. »Sie können mich in Washington erreichen.«
    Sie starrte immer noch auf den Ordner und bemerkte nicht, wie er zur Tür ging, auch nicht, wie er sich dort noch einmal umdrehte und sie ansah.
    »Dr. Isles?«
    Sie blickte auf. »Ja?«
    »Ich habe noch ein anderes Anliegen. Es dreht sich nicht um den Fall – es ist etwas Persönliches. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich damit an Sie wenden sollte.«
    »Worum geht es denn, Agent Dean?«
    »Sprechen Sie öfters mit Jane?«
    »Natürlich. Im Rahmen dieser Ermittlung ...«
    »Ich meine nicht über die Arbeit. Sondern über ihre Probleme.«
    Sie zögerte. Ich könnte es ihm sagen, dachte sie. Irgendjemand sollte es ihm sagen.
    »Sie war immer schon ein bisschen kurz angebunden«, sagte

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