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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Routinebesuch.«
    »Aber wer von Ihnen hat zum Hörer gegriffen, um den Termin zu vereinbaren?«
    Schweigen. Ertappt!
    »Das waren Sie, nicht wahr?«, sagte sie. »Sie haben vor zwei Wochen in Harvard angerufen und dem Dekan erzählt, Sie seien demnächst sowieso in Boston und würden gerne bei ihm im Büro vorbeischauen.«
    »Ich muss eben meine Kontakte pflegen.«
    »Warum sind Sie tatsächlich nach Boston gekommen, Dr. Banks? Gab es nicht noch einen anderen Grund?«
    Eine Pause. »Ja.«
    »Und der wäre?«
    »Meine geschiedene Frau lebt hier. Ich wollte sie sehen.«
    »Aber wie lange war es her, dass Sie zuletzt mit ihr gesprochen hatten – fast drei Jahre?«
    »Offensichtlich hat sie Ihnen schon alles erzählt. Wieso müssen Sie es dann noch mal von mir hören?«
    »Und urplötzlich hatten Sie solche Sehnsucht nach ihr, dass Sie sich ins Flugzeug gesetzt haben und den ganzen Weg von der Westküste nach Boston geflogen sind, ohne zu wissen, ob sie Sie überhaupt sehen wollte?«
    »Für die Liebe muss man eben manchmal Risiken eingehen. Es ist eine Frage von Glauben und Vertrauen. Man muss an etwas glauben, was man weder sehen noch berühren kann. Man muss einfach den Sprung ins Ungewisse wagen.« Er sah ihr in die Augen. »Nicht wahr, Detective?«
    Rizzoli spürte, wie sie errötete. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, was sie erwidern sollte. Victor hatte den Spieß einfach umgedreht und ihr das Gefühl gegeben, dass es in diesem Gespräch um sie und nicht um ihn ging. Für die Liebe muss man Risiken eingehen.
    Crowe sprang in die Bresche. »Na ja, sie sieht ja schon klasse aus, Ihre Ex«, sagte er. Nicht feindselig, sondern im lockeren Ton von Mann zu Mann. Beide schienen sie Rizzoli zu ignorieren. »Ich kann verstehen, wieso Sie eigens nach Boston geflogen sind, um zu versuchen, die Beziehung wieder zu kitten. Und hatten Sie damit Erfolg?«
    »Wir haben uns ganz gut verstanden.«
    »Ja, ich habe gehört, dass Sie die letzten paar Tage bei ihr gewohnt haben. Das würde ich schon einen Fortschritt nennen.«
    »Kommen wir doch vielleicht mal zur Wahrheit, wie wär’s?«, schaltete Rizzoli sich ein.
    »Zur Wahrheit?«, fragte Victor.
    »Ich meine den wahren Grund, weshalb Sie nach Boston gekommen sind.«
    »Warum sagen Sie mir nicht, auf welche Antwort Sie aus sind? Dann sage ich Ihnen einfach, was Sie hören wollen, und wir haben alle eine Menge Zeit gespart.«
    Rizzoli knallte einen Aktenordner auf den Tisch. »Ich möchte, dass Sie sich das einmal anschauen.«
    Er schlug den Ordner auf und sah, dass es sich um die Fotos des verwüsteten indischen Dorfes handelte. »Ich kenne diese Fotos«, sagte er und klappte den Ordner wieder zu. »Maura hat sie mir gezeigt.«
    »Sie scheinen nicht sonderlich interessiert.«
    »Es ist ja auch kein sehr erfreulicher Anblick.«
    »Das soll es auch nicht sein. Sehen Sie sich die Fotos noch mal genau an.« Sie schlug den Order auf, zog eines der Bilder heraus und legte es obenauf. »Besonders dieses hier.«
    Victor sah Crowe an, als suchte er einen Verbündeten gegen diese unangenehme Frau, doch Crowe zuckte nur mit den Achseln, wie um zu sagen: Da kann man nichts machen.
    »Das Foto, Dr. Banks«, sagte Rizzoli. »Was genau wollen Sie von mir hören?«
    »Die Klinik in diesem Dorf wurde von One Earth betrieben.«
    »Ist das so überraschend? Wir gehen dorthin, wo die Menschen uns brauchen. Und das bedeutet, dass wir manchmal in unangenehme Situationen oder sogar in ernste Gefahr geraten.« Immer noch sah er das Foto nicht an, immer noch mied er den grässlichen Anblick. »Das ist der Preis, den wir als humanitäre Organisation bezahlen müssen. Wir gehen die gleichen Risiken ein wie unsere Patienten.«
    »Was ist in dem Dorf tatsächlich passiert?«
    »Ich denke, das ist ziemlich offensichtlich.«
    »Sehen Sie sich das Bild an.«
    »Ich bin sicher, es steht alles im Polizeibericht.«
    »Sehen Sie sich das verdammte Bild an und sagen Sie mir, was Sie sehen!«
    Endlich richtete er den Blick auf das Foto. Nach einer Weile sagte er. »Verbrannte Leichen. Sie liegen vor dem Eingang unserer Klinik.«
    »Und woran sind die Leute gestorben?«
    »Man hat mir gesagt, es sei ein Massaker gewesen.«
    »Wissen Sie das ganz sicher?«
    Er blickte gereizt zu ihr auf. »Ich war nicht dabei, Detective. Ich war zu Hause in San Francisco, als ich den Anruf aus Indien bekam. Sie können also kaum erwarten, dass ich Ihnen irgendwelche Details liefere.«
    »Woher wissen Sie, dass es ein Massaker

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