Todtsteltzers Ehre
tiefliegenden
Augen fest auf das weiße Höschen gerichtet, und trat einen
Schritt weit vor. Evangeline senkte die Hand auf den Bund des
Höschens. Gregor streckte seine Hand aus, bis sie ins Fesselfeld geriet. Evangelines Finger arbeiteten sich unter das Höschen vor. Gregor überschritt die Grenze des Fesselfeldes. Seine Bewegungen wurden langsamer. Und Evangeline packte
den Griff des Messers, das sie in der Vagina versteckt hatte,
und zog es hervor. Sie drückte den Knopf am Griff, mit dem
sie die Monofaserklinge prasselnd zum Leben erweckte. Das
Energiefeld, das die nur moleküldicke Klinge stützte, geriet mit
dem schwächeren Fesselfeld in Kontakt und schloß es kurz.
Alle Bewegungsabläufe stürzten in ihren normalen Rhythmus
zurück. Evangeline stieß das leuchtende Messer vor und
schlitzte Gregors rechte Gesichtshälfte vom Kinn bis zur Stirn
auf. Das rechte Auge spritzte in einem Nebel aus Blut und anderen Flüssigkeiten hervor. Gregor heulte wie ein Tier, kippte
rückwärts und drückte sich dabei die Hände ans Gesicht. Evangeline setzte nach, packte ihn an den fetten Schultern, hielt ihm
das glühende Messer an den Hals. Gregor erstarrte. Evangeline
beugte sich schwer atmend über ihn.
Finlay war es, der ihr die Monofaserklinge verschafft hatte,
ohne Fragen zu stellen. Ihm kam es völlig normal vor, wenn
sich jemand eine so praktische Waffe wünschte. Besonders
heute, wo sie offiziell verboten war.
Gregor wimmerte vor Schmerz und Schock, während ihm
Blut übers Gesicht lief und die Kleidung durchnäßte. Evangeline lächelte gefährlich. »Bleib genau so, Gregor. Wenn du auch
nur versuchst, aufzustehen oder um Hilfe zu rufen, schneide
ich dir die Eingeweide heraus.«
Sie ließ los und wich vorsichtig zurück, bereit, ihn zu töten,
falls sie mußte, aber aller Kampfgeist hatte ihn verlassen.
Evangeline zog eine der Decken vom Bett und wickelte die
Krüge mit Penny und Wax hinein, ehe sie sich den improvisierten Sack über die Schulter hängte. Sie hörte, wie die beiden
Gläser aneinanderklirrten, und hoffte, daß die Glaswände massiver waren, als sie aussahen. Jetzt, wo die beiden Köpfe von
den Lautsprechern abgekoppelt waren, konnten sie ihr nicht
sagen, was mit ihnen passierte. Rasch näherte Evangeline sich
wieder Gregor, und er schreckte vor dem Messer zurück, das in
ihrer Hand summte. Sie packte ihn an einer Schulter, wobei
ihre Finger tief ins dicke Fleisch sanken, und setzte ihm das
Messer wieder an den Hals.
»In Ordnung, Gregor, wir gehen jetzt. Wir alle. Steh auf.
Steh auf, oder ich schwöre, daß ich dich gleich hier umbringe.«
Gregor hörte die eiserne Härte aus ihrem Tonfall heraus und
wußte, daß sie es ernst meinte. Er wuchtete seine Körpermasse
auf die Beine und ging dabei sehr vorsichtig zu Werke, um
nicht mal sachte an die flackernde Monofaserklinge zu stoßen.
Evangeline wies ihn an, sich in Bewegung zu setzen, und sie
näherten sich langsam der Tür, die den einzigen Ausweg aus
Gregors privater kleiner Folterkammer bot. Sie öffnete sich auf
Gregors Befehl hin, und einen Augenblick später waren sie
draußen auf dem Flur.
Der Wachtposten vor der Tür war völlig überrascht, drehte
sich heftig um und traf Anstalten, die Schußwaffe in Anschlag
zu bringen. Evangeline gab Gregor zu verstehen, daß er ihm
den Befehl geben sollte, die Waffe niederzulegen und zurückzuweichen. Der Wachmann leistete dem Befehl widerstrebend
Folge und gab seinen Kameraden auf dem Korridor den Befehl,
die Waffen zu senken und jeweils an Ort und Stelle stehenzubleiben. Gregor und Evangeline bewegten sich langsam durch
den Flur und näherten sich dabei dem Fahrstuhl. Gregor war
bereits außer Atem, ermüdet von der Last, sein eigenes großes
Gewicht zu schleppen, aber die Angst vor Evangeline hielt ihn
auf Trab.
Sie trafen vor der Fahrstuhltür ein, und Gregor drückte die
Ruftaste. Evangeline atmete inzwischen selbst schwer. Sie bedachte die Wachleute, die ihnen zusahen, rasch mit finsteren
Blicken. Ob Wachleute oder Käfer oder Dämonen, sie konnten
sie jetzt nicht mehr aufhalten, solange sie die Nerven behielt.
Es schien ewig zu dauern, bis der Fahrstuhl eintraf, aber endlich ging die Tür auf, und Evangeline zerrte Gregor rückwärts
mit hinein, ohne die Wachen aus den Augen zu lassen. Sie verschwanden hinter der sich schließenden Tür, und Evangeline
hieb so heftig auf die Taste für die Eingangshalle, daß sie sie
fast zerstörte. Die Fahrt
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