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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eine Kamera nicht täuschen.
    Die Manager der Serie hatten ihn in ihr luxuriöses Büro gerufen, ihn eingeladen, sich zu setzen, darauf geachtet, daß er einen großen Drink in der Hand hielt, und ihm dann Aufnahmen
gezeigt, wie er früher ausgesehen hatte und wie er jetzt aussah.
Julian erschrak über den Unterschied. Er war schmerzhaft dünn
geworden, das Gesicht abgezehrt und hohl, mit dunklen Schatten unter den Augen. Er wirkte zwanzig Jahre älter. Die Manager sagten, es täte ihnen sehr leid, daß sie ihn ziehen lassen
müßten, aber mit Makeup könnte man nur so und so viel erreichen und nicht mehr. Sie versicherten ihm, sie würden ihn nur
zu gern zurücknehmen, wenn es ihm wieder besser ginge, aber
alle im Zimmer wußten, daß das Unsinn war. Es würde ihm
nicht mehr besser gehen.
    Diese weißbekittelten Bastarde in den Verhörzellen hatten
ihn schließlich doch umgebracht. Der Tod brauchte nur eine
Zeitlang, um ihn einzuholen.
    Und so war er nach Hause gegangen. Zu Hause, das war das
alte Familienhaus der Skyes. Kein Turm. Nicht mal in derselben Gegend gelegen. Die Skyes waren nie mehr als eine sehr
unbedeutende Familie gewesen. Und bald würden sie überhaupt keine Familie mehr sein. Beide Eltern Julians waren tot,
ebenso alle Großeltern. Krieg und Politik und Duelle. Seine
Onkel und Tanten, die ein sinkendes Schiff als solches erkannten, wenn sie darauf fuhren, hatten in mächtigere Familien eingeheiratet und deren Namen angenommen. Noch gab es ein
paar weniger bedeutsame Kusinen und Vettern unterschiedlicher Grade, aber für alle praktischen Zwecke waren Auric und
Julian die letzte Generation der Familie gewesen, und sie hatten nie Kinder gehabt.
    Jetzt war Julian Skye der letzte seiner Linie, und mit ihm
würde auch der Name sterben. Im Grunde machte er sich nicht
viel daraus. Es hatte ihm nie einen Dreck bedeutet, Aristokrat
zu sein, nicht zuletzt deshalb, weil er ohnehin dem niedersten
Rang angehörte und jeder andere Clan auf ihn herabsah. Und er
war Esper, was in den sorgfältig kontrollierten Blutlinien und
bei den arrangierten Eheschließungen zwischen den Familien
eigentlich hätte unmöglich sein müssen. Esper waren keine
Personen. Sie waren Eigentum.
    Aber irgendwann war ein Skye mit jemandem ins Bett gegangen, mit dem er es nicht hätte tun dürfen, und das Espergen
tauchte in den Skye-Genpool ein, um schließlich in Julian ans
Tageslicht zu treten. Hätten seine Eltern es herausgefunden,
dann hätten sie dafür gesorgt, daß man ihn klammheimlich
umbrachte. Aber sobald seine Kräfte zum Vorschein kamen,
milderte der ältere Bruder Auric Julians Entsetzen und half
ihm, vor der Familie und der Welt zu verbergen, was er wirklich war. Niemand erfuhr es je. Bis Auric starb und Julian sein
Leben der Rebellion widmete.
    Und jetzt war er wieder zu Hause und lebte allein in einem
leeren großen Haus, dessen meiste Zimmer abgeschlossen waren und wo ihm nur ein paar alte Diener der Familie Gesellschaft leisteten. Sie blieben aus Treue und aus der Erinnerung
heraus, wie es früher gewesen war, weniger des Geldes wegen.
Was ihm nur recht war. Julian hatte als Holostar gut verdient,
aber er hatte auch eine Neigung, das Geld so schnell wieder
auszugeben, wie es hereinkam. Hätten die Bankleute weniger
Angst vor ihm gehabt, wären wahrscheinlich schon Drohbriefe
von ihnen gekommen. Er hätte sich Sorgen über seinen künftigen Lebensunterhalt gemacht, wenn er noch geglaubt hätte,
eine Zukunft zu haben.
    Er hatte inzwischen ständig ganz schön starke Schmerzen.
Natürlich gab es Schmerzmittel, aber die einzigen, die stark
genug waren, hätten dazu geführt, daß er den ganzen Tag
schlief oder matt herumstolperte wie ein Zombie. Er zog es
jedoch vor, die Zeit, die ihm blieb, bei klarem Verstand zu
verbringen. Er war ziemlich sicher, daß er diesmal sterben
würde.
    Schon auf Hakeldamach war er dem Tode nahe gewesen,
aber Giles Todtsteltzer setzte seine besonderen Kräfte ein, um
ihn wieder zu heilen. Nur erwies sich später, wie so oft bei Giles, der Anschein als nicht wirklichkeitsgemäß. Die Heilung
war nicht von Dauer. Und Giles war inzwischen tot, während
die übrigen vier Überlebenden des Labyrinths geheime Einsätze auf fremden Planeten ausführten. Und selbst, wenn er sie
hätte aufspüren und sich überwinden können, sie um Hilfe zu
bitten, bezweifelte er sehr, daß sie rechtzeitig nach Golgatha hätten zurückkehren können, um ihm in irgendeiner

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