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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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waren mitleiderregend dankbar, daß jemand gekommen war, um an ihrer Seite zu kämpfen. Man hatte
ihnen so lange erklärt, daß sie an letzter Stelle kamen, daß viele
von ihnen es inzwischen glaubten. Bonnie blies diese Vorstellung mit einem Ausbruch heiseren Gelächters hinweg. Mitternacht flocht jetzt die eine oder andere trockene Bemerkung
ein, nur der Ausgewogenheit halber, und fand ein Publikum,
das für ihren geistreichen Witz empfänglich war. Es war lange
her, seit die Leprakranken zuletzt Anlaß gehabt hatten, über
etwas zu lachen. Bonnie und Mitternacht spazierten durch das
kleine Dorf aus niedrigen Häusern, lächelten und plauderten
und stellten sich vor, bis sie schließlich darum bitten mußten,
etwas Zeit für sich selbst zu erhalten. Die Kranken zogen sich
auf respektvolle Distanz zurück, während Bonnie und Mitternacht die Kapuzen zuklappten und die Stimmen dämpften, damit niemand mithören konnte.
    »O Jesus!« sagte Mitternacht leise. »Diese armen Schweine!
Wie kannst du nur weiterhin so lächeln? Sie sterben und sie
wissen es und haben doch nicht aufgegeben. Ich überlege mir,
welchen Mumm man dafür benötigt, und komme mir daneben
ganz klein vor.«
    »Ich lächle und lache, um sie damit anzustecken, denn das
letzte, was sie gebrauchen können, wären Außenstehende, die
ihretwegen ganze Eimer vollheulen.«
    »Sie brechen mir das Herz. Es ist alles so … unfair! Sie hatten mal ein Leben, eine Zukunft, Träume … Freunde und Familie und Geliebte. Und jetzt haben sie nur noch die Krankheit,
die sie umbringt. Und sie glauben noch an Gott. Wäre ich an
ihrer Stelle, würde ich täglich Ihren Namen verfluchen. Sie
beschämen mich.«
    »Solltest du auch nur leise schniefen, haue ich dir kräftig eine
runter!« drohte ihr Bonnie heftig. »Wir müssen stark sein –
ihnen zuliebe.«
»Stärke durch Piercing«, sagte Mitternacht. »Ein ganz neuer
    Ansatz in der Psychotherapie.«
»Was auch immer funktioniert. Der Körper beherrscht das
Leben dieser Menschen schon so lange, daß es nur fair ist,
wenn sie wieder etwas Macht über ihr Fleisch bekommen.«
»Sie sind stark«, fand die Kriegerin. »Sie werden sich gut
schlagen, wenn die Hadenmänner zurückkehren.«
»Und ob sie das werden. Aber können wir diesen Ort endlos
verteidigen?«
Mitternacht zuckte die Achseln. »Kommt darauf an, wie viele
Hadenmänner wir abwehren müssen. Was wiederum davon
abhängt, wie scharf sie auf diesen Planeten sind. Die Palisade
der Missionsstation ist robust, die Angreifer müssen über offenes Gelände anrücken, und wir brauchen uns anscheinend keine Gedanken über Artillerie zu machen. Und dann sind da noch
die Ruhmreichen Schwestern , von denen Hazel so beeindruckt
war. Die Lage könnte viel schlimmer sein. Die Frage ist ohnehin überflüssig. Wir werden standhalten, weil wir keine andere
Wahl haben. Weil wir keinen Ort kennen, zu dem wir flüchten
und an dem wir uns verbergen könnten, und kein Raumschiff,
das uns von diesem Planeten bringt.«
»Und keine Verstärkerungen«, ergänzte Bonnie. »Nur uns
selbst.«
»Wir haben überhaupt keine Chance, was?« fragte Mitternachtsblau.
»Keine Spur davon«, bekräftigte Bonnie Chaos.
Zunächst mußten Owen und Hazel Mond flankieren und sich
bereithalten, die Waffen zu ziehen, denn sobald die Leprakranken den Hadenmann erkannten, flüchteten sie entweder oder
versuchten ihn anzugreifen. Die Atmosphäre verschlechterte
sich rapide, bis Owen sich vorstellte, und Knall auf Fall änderte
sich die Stimmung wieder. Von überallher kamen Menschen
herbeigelaufen, um den legendären Todtsteltzer zu sehen, und
sobald er sich für den Hadenmann verbürgt hatte, änderte sich
die Situation grundlegend. Alle wollten den großen Helden der
Rebellion begrüßen, und im Schein der Anerkennung erwärmte
sich Owen und zeigte sich bald von der charmantesten und
liebenswürdigsten Seite. Hazel lächelte entschlossen in seinem
Schatten und gab sich größte Mühe, höflich aufzutreten. Owen
wahrte das Lächeln, während er Hände schüttelte, die nicht
immer vollständig waren, und hatte für jeden ein freundliches
Wort übrig. Allerdings wollte niemand Hazel nahe genug
kommen, um ihr die Hand zu geben. Bald drängten sich so viele Menschen ringsherum, daß sich kaum noch jemand bewegen
konnte, also führte Owen die Menschen auf den Platz hinter
dem Haupttor, und die Menge setzte sich ihm dort in geordne
ten Reihen gegenüber und füllte den Platz völlig

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