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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eigene Faust los. Wir wissen nicht genug über die hiesige Lage.
Ich denke zwar nicht, daß Sankt Bea uns anlügen würde, aber
es könnte alle möglichen verdeckten Strömungen geben, von
denen sie nichts ahnt. Also, Hazel und Mond, Ihr begleitet
mich. Bonnie und Mitternacht, bleibt dich zusammen und achtet auf das, was hinter Eurem Rücken geschieht. Wir treffen
uns in einer Stunde hier.«
»Er liebt es einfach, das Kommando zu führen«, erklärte Hazel Bonnie und Mitternacht, und sie nickten wissend.
»Gehen wir lieber, ehe er eine von seinen Ansprachen hält«,
sagte Mitternacht, und sie und Bonnie zogen los, um sich mit
einigen Leprakranken zu treffen.
Owen bedachte Hazel mit hochmütigem Blick. »Ich habe
keine Ahnung, worüber Ihr geredet habt.«
Hazel grinste Mond an. »Das Problem ist, er weiß es wahrscheinlich wirklich nicht. Geht voraus, Sir Todtsteltzer, o Retter der Menschheit!«
Owen schniefte laut und ging los. Hazel folgte ihm lächelnd,
und ein ziemlich verwirrter Mond bildete die Nachhut.
    Bei Bonnie Chaos flippten die Leprakranken aus. Nur zu gern
lüftete sie ihre Kleidung, um die Leute zu blenden, um ihre
zahlreichen Piercings und anderen Körpermodifikationen zu
zeigen, und rasch sammelte sich eine kleine, aber faszinierte
Menge um sie. Nach einer Weile machten sich Bonnie und
einige der kühneren Leprösen daran, Verstümmelungen zu vergleichen und sich damit gegenseitig zu übertrumpfen. Es wurde
gekreischt und schockiertes Luftholen gemimt, und bald
schwatzten alle miteinander, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Die Idee, daß sich jemand freiwillig schnitt und
durchbohrte und modifizierte, faszinierte die Kolonisten. Sie
fanden es einfach umwerfend, daß Bonnie auch noch stolz auf
ihre Abweichungen von der Norm war. Nicht lange, und einige
hingebungsvolle Schüler lagen ihr zu Füßen und überlegten
sich, wo sie eigene Piercings anbringen sollten. Alles Fleisch
ist schön, erklärte Bonnie entschieden. Alles kann man sexy
aufmachen. Eine lebhafte Diskussion entbrannte über die Frage, ob man lieber totes Fleisch durchbohren sollte oder solches,
in dem man noch Empfindung hatte. Bonnie empfahl nachdrücklich das zweite, um auch die volle Erfahrung zu machen.

Mitternacht stand still hinter Bonnie und bemühte sich angestrengt darum, über den erkennbaren Enthusiasmus der Leprakranken schockiert zu sein. Ihnen war nie zuvor in den Sinn
gekommen, daß ihre Entstellungen gar nicht häßlich zu sein
brauchten. Die Kranken zeigten sich zunehmend offener, während sie sich in Bonnies Gesellschaft entspannten. Mitternacht
war entsetzt über das, was die Krankheit aus einigen ihrer Opfer gemacht hatte, gab sich aber Mühe, es nicht zu verraten.
Fehlende Finger und Zehen waren häufig, und einigen Kranken
waren auch Nasen und Ohren abgefallen. Die Gliedmaßen waren immer zuerst an der Reihe. Viele Kranke hatten wunde
Stellen und offene Verletzungen, die nicht heilten, teils verbunden, teils nicht. Bestimmte Medikamente halfen, die Entwicklung der Symptome zu bremsen, aber seit einiger Zeit war
keine Lieferung mehr eingetroffen. Das Imperium benötigte
alle Frachtschiffe für den Krieg, und selbst die Bitten einer
Heiligen mußten hinter denen des Militärs zurückstehen.
    Die wieder mal im Stich gelassenen Leprakranken weigerten
sich aufzugeben. Sie gaben auf sich und aufeinander acht und
bemühten sich um ein Leben, das so normal war wie möglich,
während sie darum kämpften, zu einer Kolonie zu werden, die
sich selbst versorgte. Zum ersten Mal wurden Kinder geboren,
die meisten davon bislang frei von der Krankheit. Und zum
ersten Mal bestand Hoffnung. Für die Zukunft, wenn schon
nicht für den einzelnen.
    Die Krankenstation der Mission nahm diejenigen auf, bei denen die Krankheit zu schlimm geworden war. Es war weniger
ein Krankenhaus als eine Ruhestätte vor dem Ende für Menschen, die nicht mehr für sich selbst sorgen konnten. Die Oberste Mutter Beatrice leitete die Krankenstation. Die Opfer der
Lepra konnten sie gar nicht genug preisen. Sie gab ihnen Hoffnung und Glauben und einen Grund zum Leben, wenn es doch
so leicht gefallen wäre, sich einfach hinzulegen und zu sterben.
Die Kranken verehrten sie, sehr zu Beatrice’ Unbehagen. Sie
hatten sie zur Schutzheiligen der Leprakranken ernannt.
    Schließlich setzte Bonnie ihren Weg fort. Die Nachricht lief
ihr voraus, so daß sie überall von Menschen erwartet wurde.
Viele der Kolonisten

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