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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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einen Ausweg geben. Er war nicht so weit gekommen, nur um in einer simplen
Falle wie dieser umzukommen.
»Mir gefällt der Ausdruck in deinem Gesicht wirklich nicht«,
bemerkte Hazel.
»Wie verwundbar fühlt Ihr Euch zur Zeit?«
»So schlimm, ja?«
»Schlimmer. Wir haben noch zwei Minuten, bis uns die
Bombe aus dieser Welt in die nächste pustet, und wir schaffen
es nicht mal aus diesem Zimmer hinaus. Es sei denn, Ihr habt
von Giles zufällig den Trick mit dem Teleportieren gelernt.
Wie sieht es damit aus?«
»Nein. Er ist nie dazu gekommen, den Vorgang zu erklären,
bis du ihn umgebracht hast.«
»Ah ja, richtig. Meine Schuld. Vielleicht, wenn wir alle mehr
miteinander redeten …«
Sie brachen ab und sahen sich an, und eine seltsame Ruhe ergriff von ihnen Besitz. »Das war es, nicht wahr?« fragte Hazel.
»Das Ende vom Lied. Komisch. Ich wußte schon immer, daß
es mein Schicksal war, jung zu sterben. Aber ich habe nie erwartet, daß es auf diese Weise passieren würde. So … hilflos.«
Owen legte ihr einen Arm um die Schultern, und sie lehnte
sich an ihn. »Verdammt«, sagte er, »wir leben schon von geborgter Zeit, seit wir uns das erste Mal begegnet sind. Sie mußte schließlich ablaufen. Und … Ich bin froh, daß wir unsere
gemeinsame Zeit hatten. Es ist schon seltsam, aber ich denke
nicht, daß ich je glücklicher war.«
»Wohl wahr«, bestätigte Hazel. »Das war vielleicht ein
Abenteuer, was? Und falls wir schon sterben müssen, tun wir
es wenigstens zusammen.«
Sie setzten sich nebeneinander auf die Bettkante. Sie küßten
sich, als hätten sie alle Zeit der Welt, und lehnten sich dann
freundschaftlich aneinander.
»Wer weiß?« sagte Hazel schließlich. »Wir haben auf Nebelwelt dem Schuß einer Disruptorkanone aus kürzester Distanz standgehalten, erinnerst du dich? Vielleicht haben wir
erneut Glück.«
»Moment mal!« sagte Owen und richtete sich kerzengerade
auf. »Gehen wir mal diesem Gedanken nach. Wir haben diesem Disruptorschuß standgehalten, weil wir verbunden waren.
Unsere Gedanken waren miteinander verschmolzen. So haben
wir überlebt!«
Hazel runzelte die Stirn. »Die Verbindung hat mir nie gefallen. Es gefällt mir nicht, jemandem Zutritt zu meinem Bewußtsein zu erlauben.«
»Hazel, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um schamhaft
zu sein. Würdet Ihr lieber sterben?«
»Verdammt. In Ordnung, tun wir es.«
Sie streckte eine Hand aus, und Owen ergriff sie mit seiner
menschlichen Hand. Zögernd tasteten sie sich mit den Gedanken aufeinander zu, folgten dabei der alten mentalen Verbindung, die alle Überlebenden aus dem Labyrinth des Wahnsinns einander verband. Sie kamen sich immer näher, bis die Kraft,
die sich zwischen ihnen aufbaute, ihre Gedanken zusammenrammte, daraus einen einheitlichen Willen formte und sich in
etwas Neues umwandelte. Etwas Größeres. Etwas, das sie aus
ihren Körpern riß, in die Luft darüber. Sie fegten als körperlose
Geister innerhalb eines Augenblicks durch alle Stockwerke und
Räume der Burg, bis sie schließlich die Lektronen erreichten,
die Valentin in dem Raum neben der Sicherheitszentrale installiert hatte. Sie schwebten über den Geräten, wurden für einen
Moment von etwas Fremdartigem zurückgehalten, für das sie
keinen Namen wußten. Dann konzentrierten sie sich und hörten
die Geräte denken. Es war ein zugleich einfacher und sehr
komplexer Vorgang, eine Vielzahl kleiner, aber kritischer Entscheidungen, die schneller vorüberzuckten, als daß ein rein
menschliches Bewußtsein je hätte hoffen können, ihnen zu folgen. Aber Owen und Hazel hatten von ihren menschlichen Anfängen bis heute einen weiten Weg zurückgelegt, und sie
brauchten weniger als eine Sekunde, um in die Rechner vorzudringen und die Daten zu finden, die sie benötigten, um den
Countdown anzuhalten; das Programm wurde gestoppt, und die
Bombe stellte sich wieder auf Null und erwartete neue Instruktionen. Owen und Hazel durchsuchten rasch alle Speicher der
Lektronen, nur um sicherzugehen, daß Valentin nicht noch
weitere unerfreuliche Überraschungen hinterlassen hatte, und
lösten sich wieder. Die zwingende Notwendigkeit, die sie miteinander verbunden hatte, war erschöpft, und sie verschwanden
aus dem Lektronenraum, trennten sich und fielen in ihre Körper zurück. Sie sahen sich benommen um und gewöhnten sich
gerade wieder ans Atmen, da verschwanden die Fensterläden
und öffnete sich das Türschloß wieder.
»Du liebe Güte«, sagte

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