Todtsteltzers Ehre
dir. Und Owen. Er wird nicht ewig warten, weißt
du? Der Krieg hat euch zusammengeführt, aber er ist vorbei.
Owen ist das Beste, was dir je passiert ist, Hazel D’Ark, und du
wärst eine verdammte Idiotin, wenn du ihn dir durch die Lappen gehen läßt. Stimmt’s, Jakob?«
»Sieh mich nicht an«, sagte er. »Ich knabbere immer noch an
der Frage herum, welche Art Beziehung wir haben. Außerdem
war ich schon sieben Mal unter verschiedenen Namen verheiratet, und keine dieser Ehen hat funktioniert. Die Arbeit als Berufsrebell hat viel Zeit verschlungen. Nicht immer blieb Zeit
für jemand anderen übrig, egal, welche Gefühle ich für die betreffende Person hegte.«
»Aber deine Arbeit ist jetzt getan«, fand Hazel.
»Nicht, daß es mir aufgefallen wäre«, gab er zu bedenken. Er
traf Anstalten, die Flasche an die Lippen zu setzen, stoppte und
setzte sie wieder ab. »Ich war der Mann, der gegen das System
kämpfte. Jedes System. Ich habe mich selbst nur in Bezug auf
Löwenstein und ihr korruptes Imperium definiert. Jetzt, wo
beides nicht mehr ist, weiß ich nicht mehr, was ich mit mir
anfangen sollte und was auch nur einen Furz wert wäre.«
»Du mußt einfach eine neue Art Kriegsführung lernen«, sagte Ruby. »Man nennt sie Politik.«
»Ich bin zu alt für neue Tricks«, sagte Jakob. »Obwohl ich
einen neuen jungen Körper habe, habe ich das ganze Leben
darauf verwandt, zu einer ganz bestimmten Person zu werden,
nur um dann festzustellen, daß niemand mehr so jemanden
benötigt. Statt dessen dreht sich alles um Konferenzen und
Komitees und endlose verdammte Kompromisse. Ständig muß
ich mich bemühen, alte Feinde davon abzuhalten, daß sie sich
gegenseitig an die Gurgel fahren. Und ich frage mich die ganze
Zeit, ob irgendwas davon den Aufwand lohnt …« Er seufzte
tief. »Ich schätze, ich könnte mich um Arbeit als Kopfgeldjäger
bewerben wie du und Owen, kann mich aber nicht von dem
Gefühl befreien, daß hier alles zusammenbricht, wenn ich nicht
mehr anwesend bin und die Veränderungen im Auge behalte.
Man vertraut mir, versteht ihr? Ich bin der legendäre Berufsrebell. Der Mann, der ihnen endlich die Freiheit gebracht hat.
Wie soll ich ihnen klarmachen, daß mir ihre alltäglichen kleinen Probleme einen Scheiß bedeuten?«
»Ich weiß, was du meinst.« Ruby nickte weise. »Weiß genau,
was du meinst. Der Erfolg ruiniert uns. Ich meine, seht mich
an. Endlich bin ich so reich, wie ich es mir immer erträumt
hatte. Vielleicht sogar noch reicher … Verdammt, ich behalte
nicht mal mehr den Überblick darüber! Dafür habe ich Buchhalter. Sie schicken mir die Kontoauszüge, und ich kapiere
nichts davon. Ich wußte früher nie, daß es so große Zahlen gibt.
Ich verfolge reiche Verbrecher, finde ihre versteckte Beute,
konfisziere sie und übergebe sie dem Parlament, abzüglich
meiner saftigen Provision. Nicht, daß ich viel von der eigentlichen Arbeit selbst tun würde … Ein ganzer Haufen Kyberratten arbeitet für mich. Sie stöbern die Gelder und den Aufenthaltsort des Mistkerls auf, und dann bahne ich mir einen Weg
dorthin und verhafte den bösen Buben. Sie liefern mir selten
einen nennenswerten Kampf, sobald ich ihre Abwehrsysteme
erst mal überwunden habe. Verdammt, die meisten brechen in
Tränen aus, wenn sie sehen, wie ich hereinspaziere.«
»Jetzt mal langsam«, wandte Jakob ein. »Verhaften? Wann
härtest du dir je die Mühe gemacht, jemanden zu verhaften?«
»Oh, in Ordnung, ich breche also ein und bringe die bösen
Buben um, wenn du auf Genauigkeit bestehst. Sie würden vom
Kriegsverbrechertribunal ohnehin gehängt, und ich brauche
mich so nicht mit dem Papierkram herumzuschlagen. Worauf
ich hinauswill: Ich wälze mich in Geld. Mehr, als ich in einem
ganzen Leben ausgeben kann. Habe ein großes Haus, Diener
und den ganzen modernen Komfort und Luxus. All das, was
ich mir immer gewünscht habe – wie ich dachte. Aber man
kann diese Sachen wirklich schnell satt haben. Wenn man es
genau nimmt, sind es nur Spielsachen. Sogar die Diener anzuschreien hat seinen Reiz verloren. Es macht keinen Spaß, jemanden einzuschüchtern, wenn man ihn selbst dafür bezahlt,
sich einschüchtern zu lassen. Und außerdem beschleicht mich
der Verdacht, daß ich verweichliche, meinen Biß verliere. Immer lauert jemand hinter den Kulissen auf eine Gelegenheit,
einem alles wegzunehmen.«
»Ja«, sagte Jakob seufzend. »Das Problem mit der Erfüllung
aller Wünsche besteht darin, daß man
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