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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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anschließend aufwacht
und sich in der Wirklichkeit wiederfindet.«
»Oh, sehr tiefsinnig«, fand Ruby. »Sehr philosophisch. Was
zum Teufel soll das heißen?«
Jakob zuckte die Achseln. »Ich will verdammt sein, wenn ich
es wüßte. Aber für einen Moment hat es sich ganz gut angehört.« Er blickte durch die volle Halle zu Owen hinüber. »Was
macht er da? Unterhält sich mit dieser Wolf?«
»Vielleicht hat sie einen Hinweis, wo wir Valentin finden«,
sagte Hazel.
»Vielleicht«, sagte Jakob. »Aber ich würde keinem Wink
trauen, der aus dieser Ecke stammt. Das letzte, was ich gehört
habe, war, daß Konstanze Wolf mit den Chojiros untereiner
Decke steckt. Üble Familie. Üble Leute.«
Hazel sah ihn nachdenklich an. »Es hatte so einen Unterton,
als du Chojiro gesagt hast. Irgendwie kalt … und wütend. Welche Verbindung hast du zu den Chojiros?«
»Richtig«, fiel Ruby ein. »Nicht zum ersten Mal habe ich gehört, wie du sie heruntermachst. Was macht die Chojiros so
viel schlimmer als den übrigen aristokratischen Abschaum?«
Jakob starrte auf die Flasche vor ihm, damit er nicht Ruby
oder Hazel ansehen mußte. »Meine Mutter war eine Chojiro«,
sagte er leise. »Sie haben sie ausgestoßen und ihr den Geldhahn komplett abgedreht, nur weil sie den Mann geheiratet
hatte, den sie liebte, und nicht den, den die Familie für sie ausgewählt hatte. Sie waren damals allesamt Arschlöcher und sind
es heute noch. Traue niemals einem Chojiro.«
»Du hast aber recht schnell ein Abkommen mit ihnen geschlossen«, gab Ruby zu bedenken. »Du hast jedes Prinzip
verkauft, das dir je was bedeutet hat, als du den Aristos den
Arsch gerettet hast.«
»Es war nötig«, erklärte Jakob. »Es hat die Familien und ihre
Privatarmeen aus dem Krieg entfernt. Ohne ihre Beteiligung
sind Millionen noch am Leben, die andernfalls hätten umkommen können. Kein schlechter Handel. Was sind schon ein paar
Prinzipien im Vergleich zu Menschenleben?«
»Selbst wenn es heißt, daß die meisten Schuldigen an generationenlangen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ungestraft
ausgehen?«
Jakob drehte sich um und sah sie böse an. »Das sind ganz
schön anspruchsvolle Worte für eine professionelle Killerin!
Wann hast du dir je etwas aus der Menschlichkeit gemacht?
Wann hattest du je Prinzipien?«
»Nie«, antwortete Ruby. »Und ich habe auch nie was anderes
behauptet. Vielleicht habe ich mich aber mal anders gefühlt.
Ich habe an dich geglaubt, Jakob. Und dann hast du dich als
jemand ganz anderes entpuppt.«
Es war ein alter Streit, ohne daß ein Ende absehbar gewesen
wäre. Hazel wandte sich ab und ließ sie fortfahren. Sie blickte
durch die Halle, und die Menge schien sich gerade im richtigen
Augenblick vor ihr zu teilen, damit sie sehen konnte, wie Owen
Konstanze Wolf in die Arme nahm und küßte.
    Finlay Feldglöck, der erneut auf dem Höhepunkt der Mode
war, durchquerte gewandt die dichtgedrängte Menge, wie ein
Hai, der mit den Strömungen schwamm und sich an einem
Meer voller Beute ergötzte. Sein zerknitterter Samtgehrock war
erstklassig geschneidert, saß perfekt wie eine zweite Haut und
war in einem strahlenden Blau gehalten, so hell, daß es in den
Augen schmerzte. Finlay trug lederne Stulpenstiefel über kanariengelben Beinlingen und eine rosenrote Krawatte, gerade
unordentlich genug gebunden, um zu zeigen, daß er es selbst
getan hatte. Solche Einzelheiten waren wichtig. Darüber hinaus
trug er eine Nasenkneiferbrille, die er im Grunde nicht brauchte, und hatte das lange Haar zu einem einzelnen, komplizierten
Zopf gebunden. Früher hätte ihm eine solche Meisterung der
Mode, dieser Inbegriff des Geckenhaften bewundernde Blicke
von aller Welt eingetragen, vielleicht sogar einen kurzen Applaus im Vorbeigehen. Aber das lag lange zurück, in einem
anderen Leben.
    Finlay hatte sich in den Jahren als Rebell verändert. Das früher jungenhafte Gesicht war dünn und abgehärmt und um
Mund und Augen von scharfen Falten geprägt. Das Haar war
verblaßt, fast weiß geworden. Er war erst Ende zwanzig, wirkte
aber mehr als zehn Jahre älter. Trotz angestrengter Bemühungen zeigte er eher die Gangart eines Soldaten als die eines Müßiggängers, und der Ausdruck seiner Augen war erschreckend
kalt. Er sah so aus, wie er auch war, hartgesotten und gefährlich, und seine hübschen Sachen wirkten wie ein Clownskostüm an einem Killer. Die Leute wichen ihm rasch aus, selbst
wenn er andeutete, daß er gern mit ihnen

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