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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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reden würde. Obwohl
er nicht mehr der Feldglöck war, das Oberhaupt des Clans,
hatte er sich in vielerlei Hinsicht zu einem Ebenbild seines toten Vaters entwickelt, dieses gefürchteten und gefährlichen
Mannes ein Gedanke, bei dem Finlay stets unwohl wurde.
    Die Unfähigkeit, wieder in die alten Maße zu passen, machte
ihm Sorgen. Er hatte erwartet, einfach wieder seine alte gekkenhafte Persönlichkeit überstreifen zu können und von aller
Welt wieder akzeptiert zu werden, wie früher auch. Er hatte
sich jedoch zu sehr verändert; Jugend und Unschuld waren zu
vielen Attentaten zum Opfer gefallen, die er für die Untergrundbewegung durchgeführt hatte. Auch fiel es ihm heute zu
schwer, die alte Persönlichkeit vorzuführen; die kleinlichen
politischen Machenschaften des Parlaments und seines Anhangs verblaßten neben den mörderischen Schlachten der Rebellion. Damals hatte alles, was Finlay tat, eine Bedeutung gehabt. Jetzt war er nur noch ein kleiner Held, aus dem Krieg
heimgekehrt, auch nicht wichtiger als tausend andere.
    Nur ein weiterer Killer, der zu früh pensioniert worden war.
Früher mal hatte er sein Bedürfnis nach blutiger Erregung in
der Arena austoben können, als unbesiegter Champion, als der
Maskierte Gladiator. Dann mußte er aus der Gesellschaft fliehen, diese Maske ablegen und sich Evangeline, seiner Geliebten, in der Klon- und Esperbewegung anschließen. Sein Mentor, der ursprüngliche Maskierte Gladiator, übernahm in Finlays Abwesenheit diese Rolle erneut, so daß niemand eine Verbindung herstellen konnte zwischen dem vermißten Feldglöck
und einem vermißten Gladiator. Während der Rebellion kam
der ursprüngliche Maskierte Gladiator dann ums Leben; Flynns
Kamera filmte sein blutiges Ende live, als der Esper Julian
Skye in der Arena grausame Rache nahm für den Tod seines
Bruders Auric.
Somit konnte Finlay auch in diese Rolle niemals zurückkehren. Schlimmer noch, Auric Skye war in Wahrheit von Finlays
Hand gestorben, als er noch die Maske des Gladiators trug. Das
durfte er Julian nie erzählen. Es hätte ihre Freundschaft für
immer zerstört.
Auch ohne Maske konnte er nicht in die Arena zurückkehren.
Die Fans würden seinen Kampfstil schnell wiedererkennen.
Julian erführe es und wüßte, daß er einen Unschuldigen getötet
hatte. Und so schlüpfte Finlay wieder in die ganz feinen Klamotten und begab sich aufs gesellschaftliche Parkett, wo er
sich Mühe gab, die freiwillig, wenn auch widerstrebend übernommene Aufgabe als Diplomat und Botschafter der Klon- und
Esperbewegungen zu erfüllen. Denn sie brauchten ihn. Zumindest hatte Evangeline ihm das eingeredet. Manchmal ertappte
er sich bei der Frage, ob sie ihm vielleicht seine Stellung in der
Untergrundbewegung mit Hilfe ihres Einflusses verschafft hatte, nur damit er beschäftigt war und sich … nützlich fühlte.
Fragen konnte er sie nicht. Sie war fortlaufend mit eigener Arbeit beschäftigt, um der Klonbewegung einen Platz im öffentlichen Leben zu verschaffen, als Teil der neuen politischen Szene. Das war eine wichtige Arbeit. Zuzeiten sah er Evangeline
tagelang nicht. Zum ersten Mal brauchte er wirklich ihren
Trost, und sie war nicht mal bei ihm.
Es war ein kleinlicher Gedanke, und er bemühte sich, ihn zu
verbannen.
Er wußte nicht, daß Evangeline die wachsende Verzweiflung
in seinem Blick gesehen hatte und ihm soviel Arbeit zuschanzte, wie sie nur konnte – denn sie fürchtete, er könnte sich das
Leben nehmen, wenn er keine Richtung, keine Zielvorstellung
in seinem Leben hatte. Dabei wußte sie nicht mal, daß er von
den dicken Adern an seinen Handgelenken träumte, von der
scharfen Schneide eines Messers oder von einer Schlinge, die
im Mondlicht baumelte – und davon, wie leicht es wäre, alles
hinter sich zu lassen und endlich Frieden zu finden.
Finlay sah, daß Owen Todtsteltzer für den Moment allein
war, und ein alter Zorn regte sich in ihm. Nicht nur Liebe war
es, die ihn am Leben hielt; auch ein ungestillter Haß brannte
weiterhin in seinem Herzen. Er schritt zum Todtsteltzer hinüber, der sich umdrehte und formell verneigte. Finlay überwand sich, sich seinerseits zu verbeugen. Die Form wußte gewahrt bleiben. Owen und Finlay hatten in der Rebellion vielleicht auf derselben Seite gefochten, aber als Menschen hatten
sie nie entsprechende Gemeinsamkeiten gehabt. Owen hielt
Finlay für einen verrückten Mörder, der sich jederzeit von der
Leine lösen und sich gegen Freund und

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