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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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scheint, ich sollte sie kennen.«
»Es war Eure Stimme«, sagte Moses. »Synthetisiert. Und da
sie sie von Anfang an verwendet haben, vermute ich, daß man
Euch wirklich erwartet. Meinen Sensoren zufolge hat sich ein
kleines Loch in dem Energiefeld geöffnet, gerade groß genug
für uns. Andere Abwehrsysteme kann ich weder entdecken
noch begreifen. Daniel, sobald Ihr das Schiff erst verlassen
habt, kann ich nichts mehr für Euch tun. Ihr steht dann völlig
auf eigenen Beinen. Hört mir zu, Daniel: Laßt Euch von denen
nicht betrügen! Was die auch sagen oder tun, sie haben dabei
nur die eigenen Interessen im Auge. Ihr könnt keinerlei Abkommen mit ihnen schließen, weil Ihr keine Mittel habt, Eure
Interessen durchzusetzen. Aber die abtrünnigen KIs … möchten manchmal bestimmte Dinge vollbracht haben. Vielleicht
könnt Ihr …«
»Das reicht, du Minimalverstand«, ertönte Daniels Stimme
aus der Kommanlage. »Du wirst nicht mehr gebraucht. Willkommen im gelobten Land, Moses! Was für eine Schande, daß
wir dir nicht gestatten können, es zu betreten.«
Moses kreischte auf einmal los, und der schrille, fast menschliche Laut drang durch die Brücke – ein entsetzliches Heulen
unaussprechlicher Agonie. Daniel hielt sich die Ohren zu und
konnte es doch nicht aussperren. Endlich brach der Schrei
plötzlich ab, und es war bedrohlich still. Daniel senkte langsam
die zitternden Hände. Er schwitzte stark. Rasch kontrollierte er
die Brückeninstrumente, aber soweit er feststellen konnte,
funktionierte alles weiterhin normal. Nicht, daß er im gegenteiligen Fall gewußt hätte, was zu tun wäre.
»Fürchtet Euch nicht, kleiner Wolf«, sagte die Kopie seiner
Stimme. »Wir haben Euer Schiff voll unter Kontrolle.«
»Was ist mit Moses passiert?« wollte Daniel wissen.
»Wir haben ihn absorbiert. Haben ihm die Inhalte seiner
Speicherbänke ausgesaugt. Ein kleiner, aber sehr schmackhafter Happen.«
»Aber was wurde aus seiner … Persönlichkeit?«
»Wir hatten keine Verwendung für sie. Er auch nicht mehr.
Trauert nicht um ihn, Daniel. Niemand wird ihn vermissen. Ihr
seid der, auf den es ankommt. Ihr seid der, auf den wir gewartet haben.«
»Warum?« fragte Daniel. »Warum gestattet Ihr mir so ohne
weiteres die Landung? Was ist so Besonderes an mir?« Aber es
kam keine Antwort. Nur das leise Summen der Funkkonsole
verriet, daß der Kanal weiterhin offen war.
    Die Himmelsträne brauchte den größeren Teil einer Stunde, um
die Oberfläche von Shub zu erreichen, und fast ebenso lange
ging es hinein in die Tiefen des künstlichen Planeten. Daniel
konnte das Beben der Hände nicht beherrschen. Er hatte die
ganzen Geschichten vernommen – wie Shub alle, die mit ihm
in Kontakt kamen, ermordete und verstümmelte, daß es keine
Gnade kannte und vor nichts zurückschreckte. Die abtrünnigen
KIs von Shub waren die offiziellen Feinde der Menschheit, und
sie sonnten sich in dieser Rolle. Auf eine kalte, logische, unmenschliche Art.
    Die Himmelsträne stoppte schließlich mit einem Ruck, und
alle Navigationssysteme schalteten sich ab. Daniel blieb noch
eine geraume Weile sitzen und fragte sich, was er jetzt tun sollte. Schließlich wies ihn die Stimme aus der Funkkonsole an,
zur Hauptluftschleuse an Steuerbord zu gehen und dahinter
einen Raum zu betreten, der für ihn vorbereitet war. Der Klang
gefiel Daniel nicht, aber er ging trotzdem. Ihm blieb nichts
anderes übrig. Es war leicht gewesen, auf der Anreise tapfer zu
bleiben, aber jetzt, wo er tatsächlich hier war, verließ ihn der
Mut, und er war einfach wieder der dumme, unnütze Daniel
Wolf.
    Vor der Innentür der Luftschleuse zögerte er einen Moment
und versuchte, seinen Mut zusammenzuraffen. Schließlich
fragte er sich, was sein Vater in dieser Situation getan hätte,
und wußte sogleich die Antwort. Direkt in die Falle marschieren und darauf vertrauen, daß der Mumm und die Instinkte eines Wolfs ihn in der Höhle des Löwen beschützten.
    Er bediente die Steuerung der Luftschleuse mit einer Hand,
die kein bißchen mehr zitterte. Nach kurzer Überlegung verschloß er die Innentür hinter sich. Zwar hatte er keine realistische Hoffnung, die KIs aus seinem kleinen Schiff auszusperren, falls sie hereinwollten, aber er fühlte sich so trotzdem besser. Die Luftschleuse maß zehn mal zehn Meter, und entlang
einer Wand standen Atmosphärenanzüge. Daniel fragte sich,
ob von ihm erwartet wurde, einen anzuziehen. Er trat ans Panzerglasfenster der

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