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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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stellte
erstaunt fest, daß er praktisch nichts wog. Er zuckte die Achseln und zog ihn an, indem er durch einen Schlitz im Rücken
stieg, der sich von selbst verschloß, sobald Daniel vollständig
darinnen steckte. Das Material knisterte unter seinen Fingern
wie Papier, schien aber einigermaßen widerstandsfähig zu sein.
Und dann heftete sich der Stoff fest an seine Haut, paßte exakt
in alle Nischen und Winkel, ohne daß irgendwo eine Luftblase
zurückblieb. Weiteres Material stieg von den Schultern auf und
bedeckte Kopf und Gesicht. Ein wenig Spielraum blieb vor
Augen, Nase und Mund erhalten, mehr nicht. Daniel geriet für
einen Moment in Panik, ehe er feststellte, daß er durch den
Stoff hindurch Luft bekam. Er tastete ihn ab, aber das Material
gab nicht nach. Er runzelte die Stirn und probierte ein paar einfache Bewegungen. Der Anzug bewegte sich mühelos mit wie
eine zweite Haut.
»Der Anzug versorgt Euch mit Luft, solange Ihr sie braucht«,
erklärte die Stimme. »Außerhalb weniger spezieller Räume
bietet Shub keine Luft. Sie würde nur den Rost fördern. Seid
Euch auch darüber im klaren, daß Schwerkraft, Druck und
Strahlung schwanken, je nachdem, welche Werte wir benötigen. Wir machen keine Zugeständnisse an die Schwächen des
Fleisches. Der Anzug wird Euch schützen. Folgt dem markierten Weg. Weicht nicht davon ab, oder Ihr werdet bestraft.«
Ein weitere Tür öffnete sich in der Wand links von Daniel. Er
ging hinüber und hielt sich dabei aufrecht. Er war entschlossen,
seinen Stolz und seine Würde zu wahren, selbst wenn er in dem
durchsichtigen Anzug splitternackt war.
Hinter der Tür erwartete ihn ein glänzender Stahlkorridor.
Beleuchtete Bodensegmente gaben ihm Licht in dem schmalen
Gang, in dem er leicht gebückt ging, um sich nicht den Kopf an
der niedrigen Decke zu stoßen. Der Tunnel lief immer weiter,
und die ständig gebückte Haltung erzeugte wachsende Schmerzen in Daniels Rücken. Er hätte sich gern ausgeruht, rechnete
aber stark damit, daß man es ihm nicht gestatten würde, und
außerdem wollte er so frühzeitig noch keine Schwäche einräumen. Er fühlte sich sehr erleichtert, als der Tunnel plötzlich in
einen riesigen metallenen Raum mündete und er sich endlich
wieder aufrichten konnte. Die Wände waren von hellem Stahlblau, und der Raum war mehrere hundert Fuß hoch. Gewaltige
Maschinen erfüllten den riesigen Raum und ragten turmhoch
über Daniel auf. Von der Form her ergaben sie für Daniel keinen Sinn, und er fand keinen Ansatz, um aus ihnen schlau zu
werden. Ihre schiere Größe schüchterte ihn ein, und er kam
sich wie ein kleines Kind vor, das unerwartet in die Welt der
Erwachsenen geraten war.
Langsam schritt er durch die Halle, folgte dem von den
Leuchtsegmenten gewiesenen Weg und wich dabei den Maschinen so weiträumig aus, wie es nur ging. Menschen hatten
noch nie so riesige Maschinen gebaut – größer als Häuser, gewaltiger noch als Sternenschiffe, stählerne Berge mit leuchtenden Fenstern und auf- und zugehenden Mündern. Aber Shub baute nicht nach menschlichem Maßstab. Das brauchten die
KIs auch nicht.
Daniel ging langsam weiter, vorbei an zimmergroßen Teilen,
die sich bewegten, die endlos aneinanderknallten, ohne daß
erkennbare Schäden oder Ergebnisse eintraten. Der Lärm war
ohrenbetäubend, obwohl der Anzug anscheinend das meiste
herausfilterte. Trotzdem litt Daniel an hämmernden Kopfschmerzen, als er die Halle verließ. Er stieß auf eine scheinbar
endlose Metalltreppe, deren Stufen über sechzig Zentimeter
hoch und neunzig Zentimeter lang waren, so daß er sich Stufe
für Stufe hinaufschleppen mußte. Es war harte Arbeit, und trotz
seiner Kondition lief bald der Schweiß in Strömen. Nach endloser Zeit verhüllten dahintreibende blutrote Wolken die Stufen
vor ihm. Daniel wußte nicht recht, ob es den Anstieg erleichterte, daß er nun nicht mehr erkennen konnte, wie weit der Weg
noch war. Als er den blutroten Nebel endlich hinter sich hatte
und einen weiteren Stahlkorridor vor sich sah, schmerzten ihn
alle Muskeln, und er rang nach Luft. Unerbittlich führten ihn
die Lichter weiter, aber als Wolf kapitulierte er nicht so leicht.
Er traf auf runde Hallen und eckige, auf Gewölbe aus
schimmerndem Metall, durch die Flüsse aus dampfenden, giftigen Chemikalien liefen. Ultra- und Infraschallfrequenzen erschütterten Daniel von Zeit zu Zeit bis in Zähne und Knochen.
Lichter und Farben tauchten auf und

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