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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eine Reihe von Pfählen in den
Boden gerammt. Und auf den Pfählen steckten zwanzig
menschliche Köpfe. Von den Körpern fehlte jede Spur, und
Blut war ebensowenig zu sehen. Die geschrumpften, mumifizierten Gesichter erwiderten die entsetzten Blicke der Rebellen
aus leeren Augenhöhlen. Ihre Münder waren in lautlosen, nicht
enden wollenden Schreien aufgerissen.
Evangeline trat dicht neben Finlay. Sie hielt den Kolben ihrer
Waffe so fest gepackt, daß ihre Knöchel weiß hervortraten.
Wenn sich in diesem Augenblick irgend etwas in den Schatten
bewegt hätte – sie hätte ohne Zögern gefeuert. Sie empfand
nichts als Wut und Raserei über das, was man diesen Männern
und Frauen angetan hatte. Irgendwie wußte sie tief in ihrem
Innern und so sicher, daß noch nicht einmal der Schatten eines
Zweifels blieb, daß kein menschliches Wesen hinter dieser Geschichte steckte . Das hier war ein Affront gegen die gesamte
Menschheit, und die Wesen, die dafür verantwortlich waren,
hatten alles sorgfältig geplant und sich an der Ausführung ergötzt.
Giles starrte um sich. Er suchte nach einem Gegner , an dem
er Rache nehmen konnte, doch es war keiner da. Tobias gab
Flynn ein Zeichen, und der Kameramann nickte und schickte
seine Kamera für eine Nahaufnahme in die Höhe. Langsam
schwenkte das Objektiv über verzerrte Gesichter.
»Ihr Mistkerle!« fluchte Julian. Seine Stimme zitterte vor
Wut, die er nur mühsam unter Kontrolle halten konnte. »Ihr
verfluchten Geier! Habt Ihr denn überhaupt keinen Sinn für
Anstand? Ist das alles, woran Ihr denken könnt? Widerliche
Aufnahmen für ein blutrünstiges Zuschauerpack? Läßt Euch
das hier etwa alles kalt?«
»Sicherlich nicht«, antwortete Tobias . »Deswegen filmen wir
auch jedes einzelne Gesicht. Auf diese Weise können die Angehörigen wenigstens ihre Toten identifizieren.«
»Oh?« sagte Julian. »Ich … es tut mir leid.«
»Außerdem sind diese Aufnahmen das reinste Dynamit. Die
Frühnachrichten werden sich überschlagen. Das ist genau die
Sorte Material, die Preise gewinnt.«
»Ganz zu schweigen von den Prämien«, fügte Flynn hinzu.
»Genau«, pflichtete ihm Tobias bei. »Und wenn einigen Leuten das Frühstück vergeht, um so besser. Wenn wir Glück haben, ruft sogar jemand an und beschwert sich. Soviel Publicity
ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.«
Julian wußte nicht, wie er darauf antworten sollte, ohne zu
schreien, und so schwieg er lieber. Er wollte nicht, daß die anderen glaubten, Julian Skye wäre nicht imstande, sich unter
Kontrolle zu halten. Fragend blickte er zu Finlay. Der Feldglöck starrte auf die abgetrennten Köpfe, ohne sie zu sehen.
Seine Stirn lag in Falten. Er versuchte, sich an etwas zu erinnern. Evangeline legte ihm die Hand auf den Arm.
»Was ist los, Finlay?«
»Ich kenne diesen Ort«, antwortete er langsam. »Sommerland. Irgend jemand hat mir vor langer Zeit davon erzählt …
Das hier war mehr als nur ein Vergnügungsplanet.«
»Was denn noch?« erkundigte sich Giles.
»Ich weiß es nicht mehr genau«, antwortete Finlay. »Aber …
ich glaube, es war eine Therapiewelt.«
»Draußen ist jemand«, meldete Julian unvermittelt. Alle fuhren herum und starrten den jungen Esper an – mit Ausnahme
von Giles Todtsteltzer, der nur langsam nickte, als habe er
längst damit gerechnet.
»Ja«, sagte er leise . »Zwei von ihnen . Sie warten beim Eingang.«
Julian sah ihn fragend an. »Seit wann besitzt Ihr ESP , Todtsteltzer?«
»Ich besitze keins« , erwiderte Giles. »Ich weiß eben manchmal Dinge , das ist alles. Führt einen vollständigen Scan durch.
Ihr seid der Esper.«
Julian konzentrierte sich. »Zwei Lebewesen. Definitiv nicht
menschlich. Aber … irgendwie mit Menschen verwandt. Ich
habe noch nie etwas Vergleichbares gespürt. Sie warten darauf,
daß wir rauskommen. Sie haben anscheinend nichts Böses im
Sinn.«
»Dann laßt uns gehen und mit ihnen reden«, sagte Finlay.
»Wollen wir hoffen, daß sie uns ein paar Antworten geben
können. Ich bin nämlich absolut nicht in der Stimmung für
weitere Geheimnisse. Ich will nur irgend etwas, das ich schlagen kann.«
    Die Rebellen marschierten rasch durch die verwaisten Gänge
wieder in Richtung Ausgang, ohne in ihrer Wachsamkeit nachzulassen. Sie rechneten jederzeit mit einem Hinterhalt. Schließlich erreichten sie ohne Zwischenfall den Ausgang und blieben
stolpernd stehen. Der Anblick dessen, was dort draußen auf sie
wartete, verschlug ihnen die Sprache.
    Vor dem

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