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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Gesellschaft des jeweils anderen, und so untersuchten sie
die Umgebung ein wenig angestrengter als eigentlich nötig.
    Nach den Instrumenten und dem Hauptschirm zu urteilen erstreckte sich die grasbewachsene Ebene in alle Richtungen bis
hin zum Horizont, ein frisches, intensives, fast unnatürlich wirkendes Grün. Kein Zeichen von Leben. Keine Vögel, keine
Insekten. Die gesamte Szenerie war vollkommen still, mit
Ausnahme der leisen Schritte der Neuankömmlinge, die sich
vorsichtig der Rettungskapsel näherten. Der Himmel war von
einem strahlenden Blau, die Luft klar und sauber, und nirgendwo war eine Wolke zu sehen. Es war ein warmer, beruhigender Himmel, beinahe hypnotisch, genau die Sorte Himmel,
unter der man sich stundenlang hinlegen und die Zeit vergessen
konnte. Hoch oben im Zenit schien die große gelbe Sonne auf
sie herabzugrinsen . Julian empfand das als ausgesprochen beunruhigend. Der Anblick erweckte in ihm ein Gefühl, als sei er
in einem Laufstall eingesperrt und stünde unter Beobachtung.
    »Wie zur Hölle haben sie das nur gemacht?« fragte er
schließlich, nur um den Klang seiner eigenen Stimme zu hören.
Die Stille zerrte an seinen Nerven.
»Das ist gar nicht so schwer« antwortete Evangeline. »Eine
Art holographische Projektion, schätze ich. Die eigentliche
Frage muß lauten: Warum sollte jemand so etwas tun?«
»Vermutlich gehörte es zu Shannons Traum«, spekulierte Julian. Die Kopfschmerzen wurden schwächer, und er fühlte sich
wieder halbwegs menschlich. »Riecht Ihr die Luft, die von
draußen hereinkommt? Sauber, aromatisch und belebend. Designerluft. Genau die Art von Liebe zum Detail, die Scharen
von Besuchern anzieht.«
Evangeline schnüffelte. »Ganz in Ordnung, vermute ich,
wenn man auf so etwas steht. Aber warum ist es so still? Wo
sind denn nur alle geblieben? Gibt es sonst nichts anderes?«
Zum ersten Mal stahl sich ein schwaches Lächeln auf Julians
Gesicht. »Das bezweifle ich sehr. Ich glaube kaum, daß Shannon Spitzenpreise hätte verlangen können, wenn das hier alles
sein soll.«
»Ich weiß nicht«, sagte Evangeline. »Bei all dem Streß und
Tumult in den höchsten Kreisen sind einige Leute bestimmt
bereit, jeden Preis für garantierte Ruhe und Frieden zu zahlen.«
»Darauf würde ich keinen krummen Penny wetten«, entgegnete Julian. »Es ist einfach zu still. Es ist, als wartet alles darauf, daß … daß irgend etwas passiert. Etwas Schreckliches.«
»Seid Ihr immer so aufmunternd?« fragte Evangeline.
»Die meiste Zeit über«, gestand Julian. »Wartet nur ab, und
ich fange an zu singen und zu tanzen. Ihr behaltet die Instrumente im Auge, und ich versuche einen psionischen Scan. Ich
will sehen, ob ich vielleicht etwas empfangen kann.«
»Haltet Ihr das für klug?« fragte Evangeline mit sorgfältig
neutraler Stimme. »Die Ärzte meinten, Ihr würdet noch immer
keine größeren Aufregungen vertragen.«
»Ich komme schon klar«, schnappte Julian zurück. »Wäre ich
anderer Meinung, wäre ich sicher nicht hier.«
Julian konzentrierte sich, und sein Bewußtsein griff hinaus.
Er suchte nach versteckten Überraschungen und Zeichen von
Leben. Julian wußte, daß er einen Fehler machte, aber er mußte
etwas beweisen, wenn auch nur sich selbst. Der Rest der
Mannschaft erstrahlte hell rings um ihn herum, und er empfand
ihre Menschlichkeit als warm und tröstend. Die abgestürzte
Rettungskapsel war dunkel und leer. Sämtliche Systeme waren
abgeschaltet, und nur die Signalboje schrillte endlos, wie ein
hungriger junger Vogel in seinem Nest. Julian griff weiter hinaus und untersuchte die grasbewachsene Ebene. Seine Reichweite war beschränkt, verglichen mit dem, wozu er fähig gewesen war, bevor die Imperialen Hirntechs sich an seinem
Kopf zu schaffen gemacht hatten; doch er zerrte an diesen
Grenzen, so gut er konnte. Er brauchte einfach das Gefühl, ein
vollwertiges Mitglied der Mannschaft zu sein. Julian wollte
nicht, daß irgend jemand ihn als fünftes Rad am Wagen betrachtete. Finlay sollte stolz auf ihn sein. Und so mühte er sich
nach Leibeskräften und ignorierte die Kopfschmerzen, die sich
schon wieder hinter seiner Stirn zusammenzogen – und plötzlich hatte er Kontakt: Zwei von ihnen, unmittelbar hinter dem
Horizont, und sie waren in ihre Richtung unterwegs. Julian
wollte verdammt sein, wenn er sagen konnte, was sie waren.
Ganz definitiv lebten sie: Ihr Verstand leuchtete hell und strahlend, aber sie waren mit nichts zu vergleichen,

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